Die wundersame Geldvermehrung des Jean-Claude Juncker

Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

Ganz ohne frisches Geld aus den Mitgliedstaaten will EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker Europas wankende Wirtschaft ankurbeln. So hat die Kommission ein Investitionspaket in Höhe von 315 Mrd. EUR auf den Weg gebracht, dem eigentlich nur 21 Mrd. EUR zu Grunde liegen. Diese Summe nämlich soll die Hausbank der EU, die Europäische Investitionsbank (EIB), in einem Garantiefonds zur Verfügung stellen.

Genauer gesagt, setzen sich die 21 Mrd. EUR aus einer 16 Mrd. EUR schweren Bürgschaft aus dem EU-Budget und 5 Mrd. EUR von der EIB selbst zusammen. Ja, und mit diesen 21 Mrd. EUR sollen dann neue Projekte in einer Größenordnung von 315 Mrd. EUR gehebelt werden, was einem von der Kommission angenommenen Multiplikationsfaktor von 15 entspricht.

Denn Junckers wundersames Geldvermehrungsmodell sieht vor, dass die EIB in der Regel den riskanten Teil der Finanzierung übernimmt, was zögerliche Investoren veranlassen soll, ihr Geld für den weniger riskanten Teil der Finanzierung einzusetzen. Wie die Financial Times berichtet, soll es diverse Garantiemechanismen geben, die die Investments für private Geldgeber risikofrei halten – darunter eine „first-loss”-Garantie, nach der die EIB – und damit der Steuerzahler – die ersten Verluste bei einem Investment absorbiert. Ebenso will die EU demnach Kredit-Strukturen einführen, womit sich das schon seit geraumer Zeit angestrebte Ziel umsetzen ließe, dass die EU wie eine Investmentbank agieren kann.

Um Mitnahmeeffekte zu verhindern, hat die Kommission bereits 800 Projekte identifiziert, die auf diese Weise subventioniert werden könnten. Mit den zusätzlichen Darlehen sollen vor allem Verkehrs-, Telekommunikations- und Forschungsprojekte gefördert werden.

Die komplizierte Finanzkonstruktion des neuen Fonds, dessen Start für Mitte 2015 geplant ist, soll für Beiträge aus Mitgliedstaaten oder von nationalen Förderbanken offen sein. Die Kommission macht das Konstrukt den Ländern damit schmackhaft, dass deren Beiträge positiv bei der Kontrolle der nationalen Budgets bewertet würden. Wie hoch die Beiträge ausfallen könnten, steht allerdings noch in den Sternen. Zu der Idee gehört neben der Schaffung eines investitionsfreundlichen Klimas auch die Öffnung in Richtung Staatsfonds – etwa aus Asien. Unter dem Motto „Invest in Europe“ können sie direkt in den Fonds einzahlen, was wiederum die Hebelwirkung erhöhen würde.

Für den Plan müssen laut Kommission weder die langfristige, bis Ende des Jahrzehnts laufende EU-Finanzplanung noch der Euro-Stabilitätspakt geändert werden, der Staaten strikte Defizitgrenzen setzt. Der Fonds, so drückte es der zuständige EU-Kommissar Jyrki Katalainen aus, werde mit „signifikanter Feuerkraft“ starten. Wollen wir hoffen, dass diese nicht nach hinten losgeht!

Doppelt refinanziert hält besser
Trotz des nahenden Jahresendes haben sich diverse Unternehmen noch für eine günstige Refinanzierung und für eine auf institutionelle Investoren zugeschnittene Größenordnung (mindestens 100.000 EUR) entschieden.

ns_att_building_logo.jpg.thumb.282.611So emittierte das US-amerikanische Telekommunikations-Unternehmen AT&T zwei Anleihen. Die erste Tranche (WKN A1VHHK), im Volumen von 1,5 Mrd. EUR, ist mit einem Kupon von 1,45% ausgestattet und am 1.6.2022 endfällig. Der Emissionsspread belief sich auf +78 bps über Mid Swap. Die zweite Tranche (A1VHHL) besitzt einen Kupon von 2,60% und wird zum 17.12.2029 fällig gestellt. Die 800 Mio. EUR schwere Anleihe wurde bei einem Emissionsspread von +120 bps über Mid Swap gepreist.

Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft und so legte ein weiteres US-amerikanisches Unternehmen aus dieser Branche, die Verizon Communications, ebenfalls zwei Anleihen auf. Bei etwas längerer Laufzeit (1.3.2024) ist der erste Bond (A1ZS2J) im Volumen von 1,4 Mrd. EUR mit einem Kupon von 1,625% versehen. Der Emissionsspread belief sich auf +75 bps über Mid Swap. Eine weitere Milliarde (A1ZS2K) ist mit einem Kupon von 2,625% bestückt; die am 1.12.2031 endfällige Gattung wurde mit einem Emissionsspread von +120 bps über Mid Swap begeben.

5509349550_53e25f28b9_zAber auch das britische Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline hat insgesamt 2,5 Mrd. EUR am Kapitalmarkt eingesammelt. Die erste Anleihe (A1ZS5W) ist am 2.12.2019 fällig und verfügt über einen Kupon von 0,625%. Die Anleihe hat ein Volumen von 1,5 Mrd. EUR und wurde bei einem Emissionsspread von +33 bps über Mid Swap begeben. Die zweite Tranche (A1ZS5X) ist mit einem Kupon von 1,375% ausgestattet und am 2.12.2024 fällig. Der Emissionsspread belief sich auf +55 bps über Mid Swap.

Klaus Stopp
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

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