Die Hütchenspieler unter der Akropolis

Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG
Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten,
Baader Bank AG

Wer früher gedacht hat, dass Italien das Land der Hütchenspieler sei, muss inzwischen umdenken. Seit einigen Tagen hat man das Gefühl, die Griechen sind nicht nur die Urväter der Demokratie und der Geisteswissenschaften, sondern auch – nicht zuletzt dank ihres Finanzministers Yanis Varoufakis – der Inbegriff der Spieler und Zocker.

Doch wer einmal der Spielsucht erlegen ist, kann nur auf brutale Art und Weise von dieser Sucht geheilt werden. Dies haben die Euro-Finanzminister der griechischen Regierung am vergangenen Wochenende sehr eindringlich demonstriert. Ab diesem Zeitpunkt haben sich die Ereignisse überschlagen.

So haben die griechischen Vertreter die Gespräche für beendet erklärt und auf die Unnachgiebigkeit der europäischen Partner verwiesen. Zurück in Athen ließ man sich sogar vom Parlament dafür feiern und nahm das griechische Volk mittels eines geplanten Referendums in Geiselhaft, um den Druck auf Rest-Europa nochmals zu erhöhen. Aber jeder Spieler weiß, dass Zocken und Verzocken ganz nahe beieinander liegen. Das Nichtüberweisen der IWF-Rate passte zum Gesamtbild. Als die Regierung in Athen allerdings bemerkte, dass die Rechnung so nicht aufgehen würde, versuchte man auf den letzten Drücker zu retten, was noch zu retten war. Das Referendum könnte auch noch abgesagt werden und man könnte sich sogar inzwischen vorstellen, das Hilfspaket mit fast allen Auflagen zu akzeptieren. Aber warum sollte die restliche Euro-Gruppe solchen Signalen noch Glauben schenken? Diese griechische Regierung, die ihre Ansichten schneller ändert als ein Ventilator sich dreht, hat inzwischen allen Kredit gegenüber ihren europäischen Partnern und dem IWF verspielt.

Sollte das Referendum tatsächlich noch auf Entscheid des griechischen Staatsrates oder aus anderen Gründen abgesagt werden, so kann dies niemanden wirklich überraschen. Die Kosten hätten sich auf über 100 Mio. EUR belaufen und ein Staat, der schon seit Jahren immer wieder unter Beweis stellt, dass er keine funktionierende öffentliche Verwaltung hat, wäre nie in der Lage, dies so kurzfristig und vernünftig zu bewerkstelligen. Weder finanziell noch organisatorisch. Und ob die Teilnahme an dem Referendum wirklich auch der ganzen Bevölkerung möglich wäre, darf ebenfalls bezweifelt werden. Bei dieser Gelegenheit sei aber auch erwähnt, dass eher in den übrigen europäischen Staaten ein Referendum hätte abgehalten werden müssen – nämlich über die Frage, ob die Bevölkerung Europas Griechenland noch weiter unterstützen will. Es ist anzunehmen, dass das Ergebnis in Griechenland nicht gerade für Begeisterungsstürme sorgen würde.

Die Politiker sind also weiterhin mit der Produktion der griechischen Variante des Kinofilms „Stirb langsam 7“ mit Alexis Tsipras und Yanis Varoufakis in den Hauptrollen beschäftigt, und ein Ende ist noch lange nicht abzusehen. Unter Berücksichtigung der menschlichen Tragödien in Hellas wird es sicherlich eine Wiederaufnahme der Gespräche geben, aber zu den Bedingungen der Europartner. Eine dieser Forderungen dürfte aller Voraussicht nach die Bildung einer reformwilligen Regierung sein, die beim Umbau des Landes hilft und nicht permanent zu Boykotten aufruft. Die historische Chance ist also gekommen, dass die Bevölkerung Griechenlands einsieht: Wenn man weitermacht wie bisher, ist dem Chaos nicht zu entkommen.

Kosmetik für Investoren
In mehrerer Hinsicht wurden in dieser Woche Investoren mit dem Thema Kosmetik konfrontiert. Zum einen mit den zwei Anleihen der Kirk Beauty GmbH (One bzw. Zero) für insgesamt 635 Mio. EUR und zum anderen mit den vergleichsweise hohen Kupons, die zwar zum „Aufpeppen“ des Zinsergebnisses beitragen könnten, aber in diesem Zusammenhang sei nochmals daran erinnert, dass die Rendite das Risiko des Investments widerspiegelt. Die daraus erzielten Nettoemissionserlöse der beiden Gesellschaften sollen für die Akquisition von Douglas, Europas führendem Fachhandelskonzern für Produkte rund um Schönheit und Pflege, verwendet werden.

Kirk Beauty GmbHDie erste Tranche hat einen jährlichen Kupon von 6,25%, der halbjährlich ausgezahlt wird. Das Emissionsvolumen beläuft sich bei dieser spätestens am 15.7.2022 endfälligen Anleihe (WKN: A161MW) auf 300 Mio. EUR. Der Emissionspreis wurde bei pari fixiert, was einen Emissionsspread von +579 bps über der vergleichbaren Bundesanleihe bedeutete.

Die zweite Tranche ist bei einer ebenfalls halbjährlichen Zinszahlung mit einem Kupon von 8,75% ausgestattet worden. Gepreist wurde die spätestens am 15.7.2023 endfällige 335-Mio.-EUR-Anleihe (A161WQ) bei 100%, was einem Emissionsspread von +812 bps über der vergleichbaren Bundesanleihe entsprach.

Beide Tranchen sind seitens des Emittenten jeweils zum 15.7.2018 und 15.7.2019 kündbar. Der Rückzahlungskurs wäre dann bei der kürzer laufenden Anleihe (A161MW) 103,125% bzw. 101,563% und bei der zweiten Gattung (A161WQ) 104,375% bzw. 102,188%.

atos-headquartersAber auch der französische IT-Dienstleister Atos hat am Kapitalmarkt 600 Mio. EUR mittels einer Anleihe (A1Z3SR) refinanziert, die am 2.7.2020 endfällig ist. Die Anleihe wird jährlich mit 2,375% verzinst und wurde bei 99,32% begeben, was einem Emissionsspread von +195 bps über Mid Swap gleich kam.

Klaus Stopp
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

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