„Der Genussschein ist eine logische Weiterentwicklung unserer Finanzierungsseite“ – Interview mit German Pellets zur Neuemission

BondGuide im Gespräch mit Dr. Michael Walewski, German Pellets, zur aktuellen Genussschein-Emission, zum Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit und Profitabilität sowie zu vermeintlich ‚lästigen‘ Investorennachfragen

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BondGuide: Herr Dr. Walewski, warum jetzt wieder einen Genussschein – war das eventuell ein Investorenwunsch an German Pellets?
Walewski: Wir sind ja schon seit 2010 mit einem Genussrecht am Markt, das wir in Eigenregie erfolgreich platziert haben. Tatsächlich haben wir Feedback von Investoren, die sich ein ansprechendes und zugleich handelbares Produkt wünschten. Ein Genussschein fällt in diese Kategorie und bietet die Möglichkeit, unsere Eigenkapitalbasis zu stärken sowie in weiteres Wachstum zu investieren. German Pellets bietet damit auch in dieser Assetklasse ein handelbares Produkt, das die bisherige Palette ergänzt und u.a. auch für semiinstitutionelle Anleger noch interessanter macht.

BondGuide: Die Eigenkapitalquote wird ja häufiger moniert. Ist German Pellets da jetzt auf dem richtigen Pfad?
Walewski:  Wir sind seit dem Start vor zehn Jahren gut gewachsen und haben uns zum internationalen Marktführer entwickelt. Dies ist natürlich mit hohen Investitionen verbunden. Vor diesem Hintergrund sind beim Eigenkapital keine Bestmarken oder Wunder zu erwarten. Unser Ziel ist eindeutig, uns aktiv um unsere Eigenkapitalquote zu kümmern, sowohl durch die weitere Optimierung des operativen Geschäfts als auch durch flankierende Maßnahmen auf der Finanzierungsseite. Dazu zählt auch die aktuelle Genussscheinemission, die als hybrides, eigenkapitalnahes Produkt eingestuft wird, zusammen mit dem Umtauschangebot für die auslaufende Anleihe 2011/16 und für unsere Genussrechte.

BondGuide: Und Privatanleger?
Walewski: Gleicher Punkt, hier hören wir so ziemlich dasselbe wie von Institutionellen: Wir würden gerne noch ein bisschen mehr machen bei oder in German Pellets, aber hätten gern ein handelbares, eigenkapitalnahes Produkt. Insofern ist der Genussschein eine logische Weiterentwicklung unserer Genussrechte.

BondGuide: Ein Kupon von 8% scheint in der heutigen Zinslandschaft allerdings beachtlich, um nicht zu sagen: teuer für German Pellets.
Walewski: 8% für Eigenkapital ist absolut marktkonform. Wenn Sie ein mezzanines Produkt auflegen, sind 8% plus dann noch mal 2% Erfolgsbeteiligung Usus – da kommen Sie als Unternehmen also nicht günstiger weg. Zum anderen muss man stets das Gesamtbild im Hinterkopf behalten, die gesamte Finanzierungsstruktur.

BondGuide: Versuche ich gerade. Helfen Sie gern trotzdem noch ein wenig…
Walewski: Versetzen Sie sich gedanklich in die Ausgangslage von Banken. Wenn man beim Eigenkapital bzw. der Eigenkapitalquote in eine höhere Kategorie rutscht, erhält man auch auf der Fremdkapitalseite ganz andere Angebote. Das heißt, dass man bei Bankenlinien attraktive Zinskonditionen erreicht, wenn die Eigenkapitalseite gut aussieht. Daher rechnet sich für German Pellets auch ein mit 8% verzinster Genussschein. Vereinfacht ausgedrückt. Ein einzelnes Finanzvehikel mag für sich teuer scheinen, das macht aber nichts, wenn die Gesamtfinanzierung dadurch vorteilhafter gestaltet werden kann, also der Mix aus Allem.

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BondGuide: Gegenfrage: Wäre es da nicht noch vorteilhafter, wenn German Pellets eine Aktiengesellschaft wäre?
Walewski: German Pellets fühlt sich als unabhängiges, mittelständisches Familienunternehmen wirklich sehr wohl. Sag niemals nie, aber die Frage haben wir zumindest aktuell nicht auf dem Tisch.

BondGuide: …bedeutet ja nicht, die Inhaberfamilie abzuservieren – allerdings würde German Pellets dann auch beispielsweise eine aktuell recht beliebte Produktklasse offenstehen: Wandelanleihen. Gerade hatten Sie mir die Vorteile eigenkapitalnaher Produkte erläutert.
Walewski: Ich behaupte ja nicht, dass wir uns mit Gedanken zur künftigen Firmenstruktur nicht auseinander setzen. Wir prüfen laufend alternative Finanzierungswege. Morgen oder in einem halben Jahr steht das jedenfalls nicht auf der Agenda.

BondGuide
: Zum neuen Finanzierungsprodukt konkret, ohnehin meine Lieblingsfrage: Was würden Sie sagen, betrachten Sie als das größte Einzelrisiko der Unternehmung German Pellets?

Walewski: Das ist ein wichtiger Punkt. Häufiger höre ich die Frage: Was ist, wenn es mal nicht mehr richtig kalt wird, was ist mit dem Klimawandel? Hört sich platt an, aber geheizt wird immer. Nicht zu vergessen dabei ist, dass Holzpellets nicht nur zur Wärmeerzeugung dienen, sondern auch zur Herstellung von Grünstrom. Außerdem noch eine häufige Frage ist die nach dem Ölpreis: Wir glauben nicht, dass der Ölpreis langfristig und dauerhaft auf einem noch depressiveren Niveau als derzeit verharren könnte.

BondGuide: …kann er nicht?
Walewski: Wer glaubt schon an das Märchen vom ewig billigen Öl? Aber selbst wenn, das wird den Wandel hin zu erneuerbaren Energietechnologien nicht aufhalten. Fossile Energien müssen und werden abgelöst, um Ressourcen zu schonen und die Erderwärmung zu begrenzen. Dazu gibt es inzwischen auch einen politischen und gesellschaftlichen Konsens. Wir werden also künftig eine ganz andere Energielandschaft haben, und Holzpellets werden ihren Beitrag dazu leisten. Dafür hat German Pellets viel investiert.

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BondGuide: Mit welchen Risiken muss sich German Pellets dabei noch auseinandersetzen? Sie sind auf eine kontinuierliche Rohstoffversorgung angewiesen…
Walewski: Eine wichtige unternehmerische Entscheidung war in der Vergangenheit bereits, als der Inhaber Peter Leibold 2008 vehement insistiert hatte, an den Hauptstandorten in eigene Rundholzverarbeitungslinien zu investieren. Das war zur Zeit der Finanz- und Wirtschaftskrise und führte dazu, dass German Pellets lieferfähig blieb. Mit genau dieser Voraussicht hat Peter Leibold auch unsere Produktionsstätten in den USA aufgebaut. In den USA kann man günstig produzieren, und zwar so günstig, dass es sich lohnt, eine nicht unbeträchtliche Infrastruktur dort vor Ort zu betreiben und die Pellets nach Europa zu verschiffen.

BondGuide: Größenordnung?
Walewski: Ich spreche hier von vielleicht 40% günstigerem Rohstoffeinkauf als in Europa.

BondGuide: Das wirkt nach?
Walewski: Aber natürlich. Unsere US-Standorte tragen aufgrund der günstigeren Produktionskosten dazu bei, die Profitabilität zu steigern.

BondGuide: Und die Produktion ist nachhaltig?
Walewski: Absolut, im Süden der USA stehen große Rohstoffmengen zur Verfügung. Die Plantagen dort werden im rollierenden System bewirtschaftet, ähnlich wie in der Landwirtschaft. Es wird geerntet und gepflanzt. Das sichert die Zukunftsfähigkeit der Waldbesitzer und auch unserer dortigen Produktionsstandorte. Die Holzwirtschaft ist ein wichtiger Wirtschaftszweig in der Region. So wurden wir mit offenen Armen empfangen und uns die Rohstoffversorgung für die nächsten 10 bis 15 Jahre zugesagt.

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BondGuide: Eine Frage, mit der ich Sie behelligen muss: Vor einigen Monaten gab es – wieder einmal – einen kritischen Artikel in einem Medium, German Pellets war Titelstory. Wie stehen Sie zu so etwas?
Walewski: Als Marktführer und Anbieter von Kapitalmarktprodukten stehen wir natürlich im Fokus der Öffentlichkeit. Wir kommunizieren transparent und offen, auch bei kritischen Nachfragen wie in dem von Ihnen genannten Fall.

BondGuide: Wie kam das bei Investoren an?
Walewski: Mit der Presse- und Meinungsfreiheit wissen Leser und vor allem unsere Anleger umzugehen. Wir nehmen die Fragen unserer Investoren wirklich sehr ernst. Wir versuchen, alles zu erläutern, wir öffnen uns gern, falls jemand meint, da wäre noch ein Punkt zu klären. Wenn jemand eine kritische Frage oder Anmerkung hat, möge er sie bitte einfach stellen!

BondGuide: Vorsicht – wir haben so einige kritische Leser…
Walewski: Das ist auch gut so. Wir haben viele Investoren, die regelmäßig zu aktuellen Entwicklungen bei uns anfragen. Privatinvestoren sind meist die ersten, die sich bei uns melden. Hinzu kommt eine zweite Investorengruppe: Wenn der Kurs unter kritische Marken wie 100 oder 95% fällt, dann werden Stop-Loss-Orders automatisch ausgeführt – ohne jede Nachfrage. Da hilft dann wenig, selbst wenn man als IR-ler gute Gründe für eine vorübergehende Kursschwäche aufzeigen kann.

Dr Michael Walewski German Pellets

Dr. Michael Walewski

BondGuide: Herr Dr. Walewski, besten Dank für das interessante Gespräch!

Das Interview führte Falko Bozicevic.

[Bildquellen: jeweils German Pellets Homepage]