„Das zweite Halbjahr 2018 versus 2017 sollte wieder eine gute Vergleichbarkeit in den Zahlen bieten“ – Christian Weber, Karlsberg

Karlsberg Brauerei veröffentlicht Jahreszahlen 2017

BondGuide: In Absolutzahlen am deutlichsten ist der Unterschied zum Vorjahreszeitraum im europäischen Ausland: Der Rückzug von den Massenmarken, oder besser: Handelsmarken. Den hatten Sie im vergangenen Gespräch bereits angekündigt. Also wie Sie gerade andeuteten: Rückgang nach Plan?
Weber: Ja, ich erinnere mich daran, dass wir dies damals erörtert hatten. Insofern: Sogar genau nach Plan. Und auch nicht darüber hinaus, denn dies ist jetzt das Level, das wir vom Volumen her dauerhaft adressieren möchten. Wir verabschieden uns nicht komplett vom Ergänzungsgeschäft mit Handelsmarken, die dann in Supermärkten unter Eigen-Labeln angeboten werden. Wir bleiben selektiv im Handelsmarkengeschäft, dort, wo wir über Produktinnovationen, Geschmacksthemen, beispielsweise alkoholfreie Biere oder Biermischgetränke im europäischen Ausland auch ertragsstärkere Umsätze generieren können.

BondGuide: Zum Verständnis als Hintergrund: Was genau steckt z.B. in der REWE-Handelsmarke Turmbräu oder der Adelskrone von Lidl oder Penny – wie funktioniert das System?
Weber: Das sind Biere, deren Rezepturen vorher vereinbart worden sind und günstigere Rohwaren enthalten. Handelsketten schreiben zum Beispiel Jahreskontrakte oder Aufträge aus, wo große Brauereien teilnehmen. Meist geht es darum, Überkapazitäten abzubauen. Wer am günstigsten eine ausgeschriebene Menge beliefern kann, erhält den Zuschlag im Bieterprozess.

BondGuide: Und da möchte Karlsberg nicht länger mit-brauen?
Weber: In der Tat: das möchten wir nicht. Bei dieser neuen Tendenz, Brauereien unter staatlicher Subvention im europäischen Ausland auf grüne Wiesen zu setzen, spielen wir nicht mit. Dieses Feld überlassen wir im wahrsten Sinne der Analogie denen, die sich das leisten möchten. Wir fokussieren künftig prioritär unsere eigenen Marken und darüber hinaus starke Partnermarken. Partnermarken sind ausländische Marken, die von ihrer DNA uns sehr ähnlich sind wie beispielsweise Bundaberg aus Australien oder Magners aus Irland, mit denen Karlsberg gerne zusammenarbeitet. Man kann es so vergleichen: So wie man in China allerorten einen Importeur oder Joint Venture Partner braucht, mit dem man zusammenarbeitet, so benötigt man in Deutschland einen Partner, wenn man auf dem Biermarkt ein Label vertreiben möchte. Und hier arbeiten wir mit ausgewählten ausländischen Marken unseres Vertrauens zusammen.

Interview mit Karlsberg 2016, rechts Christian Weber

Interview mit Karlsberg 2016, rechts Christian Weber

BondGuide: Die höhere Rohertragsmarge sah man ja bereits in den Geschäftszahlen, nichtsdestotrotz: Wann kann man wieder von ‚regulären‘ Karlsberg-Zahlen sprechen bzw. solchen, die man vergleichen kann? – bei Ladenverkaufsflächen würde man die Quadratmeter bereinigen.
Weber: Ich möchte behaupten, die Inlandsumsätze bei den Karlsberg-Marken können Sie weiterhin vergleichen. Für die gesamten Umsätze inklusive Ausland dürfte das zweite Halbjahr 2017 meiner Einschätzung nach eine realistische Basis bieten, auch wegen der Effekte aus den Kostensenkungsanstrengungen. Also zweites Halbjahr 2018 versus 2017 sollte wieder eine gute Vergleichbarkeit bieten.

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