Brüssel und Berlin streiten ums Eingemachte

Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

Es war wohl auch der EU-Kommission klar, dass das, was sie da auftischt, besonders in Berlin als schwer verdaulich angesehen wird. So geht Brüssel mit einem Vorschlag zum europaweiten Schutz von Spargeldern auf Konfrontationskurs zu Deutschland.

Nach den Vorstellungen der Kommission sollen Europas Kreditinstitute von 2017 an schrittweise in einen gemeinsamen Topf einzahlen, der die Ersparnisse von Bankkunden im Fall einer Bankenpleite europaweit absichern würde. Im Gegensatz zu den beruhigenden Signalen der jüngsten Vergangenheit aber soll es dabei keine Ausnahmen für deutsche Volksbanken und Sparkassen geben. So hat es die EU-Behörde vergangenen Dienstag in Straßburg vorgeschlagen.

Jahr für Jahr soll der Sicherungstopf aufgefüllt werden, so dass ab 2024 bei einer Bankenpleite die Einlagen auf Konten und Sparbüchern in Höhe von 100.000 EUR pro Kunde garantiert werden können. Bisher haften die einzelnen Staaten für diese Summe. Die deutschen Bankengruppen verfügen bereits über eigene Sicherungssysteme, die marode Institute innerhalb der jeweiligen Gruppe im Pleitefall auffangen können. Aus diesem Grund läuft die gesamte deutsche Kreditwirtschaft Sturm gegen die Brüsseler Pläne, bei denen es schließlich ums Eingemachte geht. So bezeichnete es der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Georg Fahrenschon, im Deutschlandfunk als „die zentrale Lehre“ der Finanzmarktkrise, damit aufzuhören, dass „die einen“ irgendwo auf der Welt Risiken eingehen, weil sie genau wissen, dass die Steuerzahler oder die Nachbarn sie dann zu Hause rauspauken würden. Der Europaabgeordnete Michael Theurer (FDP) sprach gar von einer „faktischen Enteignung der deutschen Bankkunden“ und einer „Transferunion durch die Hintertür“.

Auch Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat sich in die Debatte eingemischt und die Pläne zum europaweiten Schutz von Spargeldern kritisiert. Die Voraussetzungen für eine europäische Einlagensicherung seien nicht erfüllt, sagte er der „Bild-Zeitung“. Der Zustand der nationalen Bankensysteme hänge noch stark von der nationalen Finanz- und Wirtschaftspolitik ab, argumentiert Weidmann. Zum Beispiel seien Insolvenzen von Unternehmen und Verbrauchern in den einzelnen Ländern unterschiedlich geregelt. Bei einer gemeinsamen Einlagensicherung könnten die Folgen von falschen Politikentscheidungen auf alle Sparer in der Währungsunion abgewälzt werden, so Weidmann.

EU-Kommissar Jonathan Hill sagt indessen, dass die Teilnahme an dem europäischen Topf für alle Banken verpflichtend sei und signalisiert anschließend immerhin ein gewisses Entgegenkommen. Da es in Deutschland und Österreich besondere, historisch gewachsene Bankmodelle gebe, wolle Brüssel dem „Rechnung tragen“. Aus diesem Grund sollen sich die Beiträge der Banken zum Fonds nach dem Risiko ihres Geschäftsmodells richten. Sichere Banken werden demnach geringere Beiträge zahlen und risikoträchtige Banken höhere Beiträge. Unterm Strich sollen auf diese Weise 0,8% der gesamten Kundengelder von Banken in Europa abgesichert werden, das entspräche einer Summe von 43 Mrd. EUR.

Da der Vorschlag einer gemeinsamen EU-Einlagensicherung nur dann Gesetz wird, wenn EU-Parlament und EU-Staaten zustimmen, ist aufgrund des Widerstands aus Deutschland eine heftige Debatte zu erwarten, in deren Rahmen hoffentlich Brüssel Änderungen abgetrotzt werden. Es könnte aber auch sein, dass anderen Euroländern, wie zum Beispiel Italien, die Pläne nicht weit genug gehen. Dort herrscht in den nationalen Sicherungstöpfen gähnende Leere. Wie voll die deutschen Töpfe sind, wissen wir allerdings auch nicht. Der Bundesverband deutscher Banken hält sich bei der Frage ausdrücklich bedeckt, ähnlich wie die Genossenschaftsbanken oder die Sparkassen, die allein 13 verschiedene solcher Fonds betreiben. Die Information, dass seit seinem Entstehen in den 1970er Jahren noch nie ein Kunde seine Einlagen verlor, soll die Anleger in Sicherheit wiegen.

MasterCard mit Hattrick
Was haben der Kreditkartenriese MasterCard Inc. und der ein oder andere Profifußballer gemeinsam? Nicht viel möchte man auf den ersten Blick vermuten. Doch wie ein guter Mittelstürmer einen Hattrick anstrebt, so netzte MasterCard gleich drei neue Anleihen am Primärmarkt ein und sicherte sich so frisches Kapital für das Weihnachtsgeschäft.

1446104934637Der Hattrick umfasst insgesamt ein Volumen von 1,65 Mrd. EUR. Die erste Tranche ist eine 7-jährige Anleihe (WKN: A18VCX) im Volumen von 700 Mio. EUR mit einer Fälligkeit am 1.12.2022. Der Anleger erhält dabei einen jährlichen Kupon in Höhe von 1,10%. Das Papier wurde mit +70 bps über Mid Swap gepreist, was einen Ausgabepreis von 99,46% ergab.

Bei der zweiten Tranche handelt es sich um eine 12-jährige Anleihe (A18VCY) im Volumen von 800 Mio. EUR. Das Unternehmen zahlt dem Investor bis zum Laufzeitende am 1.12.2027 jährlich Zinsen in Höhe von 2,10%. Der Bond wurde mit +107 bps über Mid Swap gepreist, was einem Ausgabepreis von 99,62% entsprach.

Bei der dritten Anleihe im Bunde handelt es sich um eine 15-jährige Anleihe (A18VCZ) im Volumen von 150 Mio. EUR. Das Papier ist mit einem jährlichen Kupon in Höhe von 2,50% ausgestattet. Die Anleihe, die am 1.12.2030 endfällig sein wird, wurde mit 99,74% oder +125 bps über Mid Swap gepreist.

Alle hier beschriebenen Anleihen verfügen über ein optionales Sonderkündigungsrecht zu Gunsten des Emittenten (Make-Whole-Option) und zielen wegen des Mindestanlagebetrages von nominal 100.000 EUR insbesondere auf institutionelle Anleger ab.

Aber auch das in der Lebensmittelbranche tätige Unternehmen Danone SA zeigte sich am Primärmarkt aktiv. Das Unternehmen refinanzierte 750 Mio. EUR mittels einer 9-jährigen Anleihe (A18VGF) und zahlt dafür jährlich bis zum Laufzeitende am 30.5.2024 einen Kupon von 1,25%. Die Anleihe wurde bei 99,23% gepreist, was einen Emissionsspread von +67 bps über Mid Swap ergab. Der Bond verfügt ebenfalls über ein optionales Sonderkündigungsrecht zu Gunsten des Emittenten (Make-Whole-Option). Auch Danone hat sich bei dieser Anleihe für eine Mindeststückelung von nominal 100.000 EUR entschieden.


Klaus Stopp
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

Relevante Informationen und Kurse rund um das Thema Anleihen finden Sie auf  Baader Bondboard.