Bond Market Report am 8. Juli: Griechenland-Ultimatum, FOMC-Protokoll, EZB, chinesische Aktienmarktblase

Griechenland: Die Zeit läuft ...
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Am Sonntag ist Deadline! Bis dahin muss die griechische Regierung ein umfangreiches Reformprogramm ausgearbeitet haben, das von allen Parteien getragen wird. Mit dem offenbar letzten Ultimatum der Europartner fordern die Gläubiger zugleich harte Sparmaßnahmen und strukturelle Neuerungen, mit der die griechische Volkswirtschaft in der langfristigen Perspektive wieder auf die Beine kommen kann. Bis zum Wochenende müsse Griechenland liefern! Denn dann werde die EU über den Verbleib oder einen Austritt aus der Eurozone mit humanitärer Hilfe „entscheiden“. Inzwischen hat Griechenland einen neuen Hilfsantrag beim Eurorettungsschirm ESM gestellt und neue Maßnahmen angekündigt. Premier Tsipras reiste indes nach Brüssel und appellierte im EU-Parlament an die Verantwortung der Europartner.

Ausgewählte Daten des Tages
Zeit       Land         Indikator                                                              Periode        Schätzung       Letzter

13:00       US           Hypothekenanträge (W/W, in %)                          27. KW               k.A.               -4,7
20:00       US           Minutes der letzten FOMC-Sitzung                        Jun.
21:00       US           Konsumentenkredite (in Mrd. USD)                       Mai                 18,5             20,541
                US           Aufstockung der 10 J T-Notes um 21 Mrd. USD
                GE           2017 Bonds,
                GR           6 M Schätze
                US           Fed-Redner: Williams
                EC           EZB-Redner: Cœuré
Quellen: Bloomberg, NATIONAL-BANK AG Research


Themen des Tages
• Keine schriftlich ausgearbeiteten Vorschläge aus Griechenland: Auf dem nächsten Sondergipfel am Sonntag soll entschieden werden

• Wachstumssorgen um China

Marktkommentar
Die Teilnehmer sowohl am Treffen der Finanzminister der Eurogruppe als auch später der Staats- und Regierungschefs dürften gestern vom täglichen Murmeltier begrüßt worden sein: Man möchte mit viel gutem Willen mit den griechischen Vertretern über Reformvorschläge diskutieren, um in der Nachspielzeit doch noch eine Lösung zu finden. Und, was haben die Griechen an schriftlich ausgearbeitenden Vorschlägen dabei? Nichts!

Heute wird der griechische Ministerpräsident noch vor dem Europäischen Parlament sprechen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass er vor allem um Verständnis für die Situation in Griechenland bitten sowie für seine Position werben will.

Zinsdifferenz 10-jährige StaatsanleihenDoch letztlich wird man die Frage stellen müssen, wer an der mangelnden Wettbewerbsfähigkeit des Landes, der nicht funktionierenden (Steuer-)Verwaltung, an Vetternwirtschaft usw. die Hauptschuld trägt. Das sind sicher nicht die Partnerländer. Das hat das Land allein zu verantworten. In die Verantwortung der Geldgeber fällt, dass man das Land lange Jahre durchfinanziert hat und nicht früh genug mit ernsthaften Konsequenzen gedroht hat, wenn Regeln nicht eingehalten werden sowie entsprechende Maßnahmen durchzuführen.

Die griechische Regierung muss bis Donnerstag bzw. Freitagmorgen – da gibt es unterschiedliche Aussagen – ein komplettes Maßnahmenpaket schriftlich ausgearbeitet haben, über das die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union am Sonntag entscheiden werden. Dass jetzt die EU28 an Bord sein werden, deutet daraufhin, dass im Falle einer Zustimmungsverweigerung gleich über das weitere Vorgehen innerhalb der Europäischen Union diskutiert wird.

Es sieht ganz danach aus, dass am kommenden Sonntag tatsächlich die seit Monaten aufgeschobene Weichenstellung für die Zukunft des Euroraums / der EU vorgenommen wird. Man kann nur hoffen, dass diese Botschaft bei dem griechischen Ministerpräsidenten angekommen ist.

BörsenindizesOb es das Land bis dahin überhaupt schaffen wird, hängt von den vorhandenen Bargeldbeständen der Banken ab. Eine Bankenöffnung ab Donnerstag, wie es einmal avisiert wurde, ist sehr unwahrscheinlich. Denkbar ist eher, dass der maximal abhebbare Betrag von 60 EUR/Tag noch einmal gesenkt wird, sofern überhaupt noch genügend kleine Banknoten vorhanden sind.

Griechenland ist aber nicht mehr das einzige Thema, das den Marktakteuren Unbehagen bereitet: Der anhaltende Absturz der chinesischen Aktienmärkte bereitet im Hinblick auf die Auswirkungen auf die dortige Realwirtschaft ebenfalls Sorgen. Da vor allem Kleinanleger, häufig auf Kredit, engagiert sind, besteht das Risiko, dass die Realwirtschaft über den Konsum leiden kann. Allerdings ist der Anteil des Konsums am BIP in China deutlich geringer als in der westlichen Welt. Dennoch könnte eine Stimmungsverschlechterung bei den Verbrauchern die Wachstumsdynamik der chinesischen Wirtschaft verlangsamen.

Ansonsten ist vor allem das Protokoll der letzten FOMC-Tagung zu beachten. Von großem Interesse ist, ob bereits eine deutliche Mehrheit der FOMC-Mitglieder für die Leitzinswende in nächster Zeit eintritt.

Rendite Bundesanleihen vs 10-jährige US-StaatsanleihenDer Bund Future dürfte heute Morgen etwas leichter eröffnen. Im Tagesverlauf dürfte er wieder zulegen. Die Aufstockung der 10-jährigen US-Treasuries könnte gegen Abend belasten. Am Interessantesten wird es jedoch, ob und wie die geplante Geldmarktemission Griechenlands platziert werden soll. Eigentlich kann diese Papiere niemand mehr kaufen, so dass die Refinanzierung der am Freitag fälligen Tranche sehr schwierig wird. Der Bund Future sollte sich zwischen 152,60 und 154,30 bewegen. Die Rendite der 10-jährigen US-Treasuries sollte sich zwischen 2,13 und 2,32% bewegen.

Rentenmarktbericht der National-BANK. Die gesetzlichen Pflichtangaben zur NATIONAL-BANK AG finden Sie unter http://www.national-bank.de/pflichtangaben