Bond Market Report am 7. Juni: Industrieproduktion D, Produktivität & Lohnkosten USA, Aussagen Janet Yellen/Fed, EZB

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Nach den gestrigen Aussagen von Fed-Chefin Janet Yellen scheint eine weitere Anhebung der Leitzinsen in den Sommermonaten vorerst vom Tisch. Zwar äußerte sie sich grundsätzlich optimistisch zum aktuellen sowie erwarteten Konjunkturverlauf in den USA, der ihrer Ansicht nach auch weitere Leitzinsanhebungen verkraften könne. Dennoch werde man die aktuelle Entwicklung vermutlich erst einmal abwarten – Aussagen zum Timing blieben danach aus. Die Aktienmärkte reagierten daraufhin mit zum Teil deutlichen Kursauschlägen. Als nächster Termin werde indes der September gehandelt, wobei eine Entscheidung letztlich auch bei diesem Datum von sodann vorliegenden Daten abhängig sein wird. Selbst ein Abweichen von der ungeschriebenen Regel, um US-Präsidentschaftswahlen herum die Leitzinsen nicht zu verändern, wird somit immer wahrscheinlicher.

Ausgewählte Daten des Tages
Zeit         Land        Indikator                                                        Periode         Schätzung         Letzter
8:00         GE           Industrieproduktion (M/M / J/J, in %)             Apr.               0,7 / 1          -1,3 / 0,3

8:45         FR           Handelsbilanz (in Mrd. EUR)                           Apr.              -4,450             -4,368
8:45         FR           staatl. Budgetdefizit (in Mrd. EUR)                 Apr.                 k.A.             -27,485
11:00       EC           BIP (Q/Q / J/J, in %)                                            Q1              0,5 / 1,5          0,5 / 1,5
14:30       US           Produktivität ex Agrar (Q/Q, in %)                   Q1                  -0,6                  -1
14:30       US           Lohnstückkosten ex Agrar (Q/Q, in %)            Q1                     4                   4,1
21:00       US           Konsumentenkredite (in Mrd. USD)              Apr.                   18                 29,7
                NE           2022 Bonds
                GE           2026 Linker
                AS           2023/26 Bonds
                US           Auktion von 24 Mrd. USD 3 J Notes
                EC           EZB-Redner: Villeroy, Knot, Makúch
Quellen: Bloomberg, NATIONAL-BANK AG Research

Themen des Tages
• US-Leitzinserhöhungen im Juni oder Juli dürften vom Tisch sein. Zum Timing ließ sich die Fed-Chefin aber nicht in die Karten schauen

• Warmlaufen für die nächste Runde des Anleiheankaufprogramms der EZB: Ab morgen dürfen es auch Unternehmensanleihen sein

Marktkommentar
Die Fed-Chefin äußerte sich zwar grundsätzlich optimistisch zum erwarteten Konjunkturverlauf in den USA. Ihrer Ansicht nach wird die Wirtschaft stark genug sein, um weitere Leitzinsanhebungen zu verkraften. Termine ließ sie jedoch offen.

Deutlich wurde zugleich, dass die US-Notenbanker vermutlich weiterhin eine abwartende Haltung einnehmen werden. Damit sind Leitzinserhöhungen im Juni oder Juli vom Tisch. Als nächster Termin wird nun der September gehandelt. Ob es so kommen wird, ist selbstverständlich datenabhängig.

Renten1Selbst ein Abweichen von der ungeschriebenen Regel, um US-Präsidentschaftswahlen herum die Leitzinsen nicht zu verändern, wird immer wahrscheinlicher. Sollte es nämlich keine Zinserhöhung im September geben, so wird die Fed dennoch im Laufe des Jahres handeln müssen, um sich selbst nicht noch unglaubwürdiger zu machen.

Hier sei daran erinnert, dass der „dot plot“ vor gar nicht allzu langer Zeit sogar auf vier Leitzinserhöhungen für das laufende Jahr hinwies. Davon ist nunmehr in der Realität kaum noch etwas übrig. Vielmehr sieht es danach aus, dass all diejenigen Recht bekommen werden, die der Fed lediglich eine Zinserhöhung für das laufende Jahr zugetraut haben.

Und schaut man auf die Fed-eigenen Projektionen für das Wirtschaftswachstum, so sind einige Zweifel an den Aussagen von Janet Yellen zur wirtschaftlichen Entwicklung angebracht. Von einer Wachstumsbelebung ist in diesen Schätzungen kaum etwas zu sehen.

Es bleibt dabei: Die Fed hat sich in eine schwierige Situation manövriert, und die Fragen nach negativen Leitzinsen werden künftig sicher nicht weniger werden. Bei den Fed-Vertretern herrscht bis nach der FOMC-Tagung in der kommenden Woche nun Sendepause.

Das trifft für die europäischen Notenbanker nicht zu. Neue Impulse werden sie dennoch nicht geben können. Die Geldpolitik der EZB muss ihre Wirkung entfalten, was weitere Zeit in Anspruch nehmen wird.

Und zu den Maßnahmen, die man im Fall eines Ausstiegs Großbritanniens aus der EU ergreifen wird, wird es keine Aussagen geben.

Renten2Immerhin können sich die Marktteilnehmer jetzt für die nächste Stufe des QE-Programms mit dem Ankauf von Unternehmensanleihen warmlaufen, der morgen beginnen soll. Die Erfahrung der vergangenen zwei Jahre hat gezeigt, dass die erste Euphorie durchaus schnell verfliegen kann.

Von den Konjunkturdaten dürften kaum Impulse ausgehen. Die deutsche Industrieproduktion dürfte zwar schwächer in das Q2 gestartet sein, als sie das Q1 beendet hat. Grundsätzlich bleibt die Aufwärtsbewegung in Takt. Die übrigen Daten aus dem Euroraum bleiben ohne Bedeutung.

Die US-Lohnstückkosten dürften gestiegen sein, weil die Produktivität abgenommen hat. Viel Beachtung wird das nicht finden.

In der Diskussion um die Auszahlung der nächsten Tranchen an Griechenland kommt dagegen Bewegung. Nach neusten Aussagen sollen nahezu alle vereinbarten Maßnahmen durch die griechische Regierung eingeleitet worden sein, so dass die Auszahlungen demnächst erfolgen können. Das Problem dürfte jedoch erneut bei der Umsetzung liegen.

Renten3Der Bund Future dürfte mit leichten Verlusten in den Tag starten. Im Tagesverlauf dürfte er sich zwischen 163,20 und 164,50 (September-Kontrakt) bewegen. Die Rendite 10-jähriger US-Treasuries sollte zwischen 1,68 und 1,80% schwanken, wobei es im Zuge der Auktion der 3-jährigen T-Notes durchaus gegen Abend zu Belastungen kommen kann.

Rentenmarktbericht der National-BANK. Die gesetzlichen Pflichtangaben zur NATIONAL-BANK AG finden Sie unter http://www.national-bank.de/pflichtangaben