Ausgebrannt: Centrosolar flüchtet unter Schutzschirm – Brandbeschleuniger für Aktie und Anleihe

Centrosolar Group AG

Die angeschlagene Centrosolar Group AG kann den eingeschlagenen Sanierungskurs aus eigener Kraft nicht länger bewältigen und flüchtet unter den Schutzschirm. Der Antrag auf ein entsprechendes Sanierungsverfahren beim zuständigen Amtsgericht Hamburg sei bereits gestellt worden. Indes gingen die Centrosolar-Aktie und die Unternehmensanleihe in Flammen auf: sowohl Eigner als auch Gläubiger bangen um ihre investierten Gelder.

Das wirtschaftlich und finanziell angeschlagene Photovoltaikunternehmen befindet sich bereits seit Mai offiziell in der Restrukturierung (BondGuide berichtete). Um den eingeschlagenen Sanierungs- und Restrukturierungskurs fortsetzen zu können, stellte das zuständige Management für die betroffenen Unternehmensteile Centrosolar Group AG, Centrosolar AG und Centrosolar Sonnenstromfabrik GmbH Antrag auf Einleitung eines Sanierungsverfahrens in Eigenverwaltung nach § 270 b InsO (sog. „Schutzschirmverfahren“).

„Wir haben in den letzten Monaten sehr intensiv an einer Entschuldung und einer bilanziellen Sanierung der Centrosolar im laufenden Betrieb gearbeitet“, so Dr. Alexander Kirsch, CEO der Centrosolar Group. Die für das Unternehmen spezifischen Marktbedingungen nach Einfuhrbeschränkungen der EU für Billigimporte aus China sowie dem Abbau der im Markt vorhandenen Überkapazitäten hätten sich laut Centrosolar allerdings spürbar langsamer vollzogen als erwartet, so dass eine Firmensanierung unter dem Schutz der Insolvenzordnung derzeit deutlich vorteilhafter erscheint. „Deswegen sind wir zu dem Schluss gekommen, die Sanierung einzelner Gruppengesellschaften durch Anwendung des Schutzschirmverfahrens und dessen erweiterter Möglichkeiten zu beschleunigen und zu verstärken“, so Dr. Kirsch weiter.

In seiner Entscheidung bestätigt wurde das Management auch nach Vorlage der vorläufigen Q3/2013-Zahlen: Danach brach der Konzernumsatz im Berichtszeitraum um 40% auf nur noch 27,5 Mio. EUR ein. Der Wert liegt zudem unter den im Restrukturierungsplan zugrunde gelegten Prognosen. Auf 9-Monats-Basis betrugen die Erlöse etwa 85 Mio. EUR (-41% ggü. Vj.). Das EBITDA verfehlte ersten Berechnungen zufolge mit -4,4 Mio. EUR (-3,1 Mio. EUR Q3/2012) ebenfalls die Erwartungen. Nach drei Quartalen steht hier ein Verlust von 18,2 Mio. EUR nach -7 Mio. EUR im Vorjahr zu Buche.

Die betroffenen Unternehmensteile sollen auch nach einer Verfahrensgenehmigung weiter vom bestehenden Vorstand bzw. der Geschäftsführung geleitet werden. Sie selbst bleiben voll handlungsfähig. Der operative Geschäftsbetrieb an den inländischen Standorten läuft demzufolge uneingeschränkt weiter, betont das Unternehmen. Etwaige Vollstreckungen und Zwangsmaßnahmen durch berechtigte Gläubiger werden während des Verfahrens ausgesetzt. Centrosolar hat im Anschluss drei Monate Zeit, zusammen mit einen gerichtlich bestellten Sachwalter und ggf. weiteren Experten ein tragfähiges Sanierungs- und Zukunftskonzepts in Form eines Insolvenzplans zu erarbeiten und dem Amtsgericht zur Prüfung vorzulegen. Ziel wird sein, die Unternehmensteile zu entschulden und auf ihre profitablen Kerngebiete zu refokussieren. Gelingt das, kann Centrosolar nach einer kurzen Implementierungsphase (ebenfalls unter Gläubigerschutz) das Verfahren als saniertes Unternehmen verlassen.

Unterdessen seien die in- und ausländischen Tochtergesellschaften, wie insbesondere Renusol, Centrosolar America oder Centroplan, nicht Bestandteil des angestrebten Verfahrens. Diese Firmen würden derzeit operativ unverändert fortbestehen. Sie hätten kaum wesentliche Finanzschulden bei Dritten, seien voll finanziert und überwiegend profitabel.

Centrosolar ist sowohl im Frankfurter Prime Standard aktiennotiert als auch seit Februar 2011 mit einer Unternehmensanleihe im Initialvolumen von 50 Mio. EUR im Stuttgarter Bondm vertreten. Die Aktie büßte seit Jahresanfang über 85% ein, allein im heutigen Handelsverlauf ging es noch einmal um 16% auf nur noch 3,68 EUR nach unten. Die Inhaber des ausstehenden 7%-Bonds (2011/16) hatten dagegen allein heute einen Verlust von knapp 38% auf nur noch 14,50% (Kurs hier) zu verkraften. Unterdessen versicherte Centrosolar, dass beide Instrumente auch weiterhin handelbar bleiben werden. Die geplante Umwandlung der Anleihe via Debt-Equity-Swap von Fremd- in Eigenkapital sei dagegen bis auf Weiteres ausgesetzt. Über das weitere Vorgehen diesbezüglich soll im Verlauf der Restrukturierung entschieden werden.