Henderson Global Investors: Unternehmensanleihen 2017 – Fortsetzung der Makrotrends macht sorgfältige Titelauswahl unverzichtbar

Tom Ross, Fondsmanager, Henderson Global Investors
Tom Ross, Fondsmanager, Henderson Global Investors

Henderson Fondsmanager Tom Ross erläutert seinen Ausblick für die Unternehmensanleihenmärkte im nächsten Jahr. Auch 2017 dürften makroökonomische Faktoren die Marktrichtung bestimmen. Aber mithilfe einer sorgfältigen Titelauswahl sollten Anleger auch künftig Wertpotenzial erschließen können, zumal im Hochzinssegment.

Welche Erkenntnisse haben Sie aus den Entwicklungen in diesem Jahr gewonnen?
Die beste Medizin gegen fallende Märkte sind attraktive Bewertungen. Das hat uns der überaus schwache Jahresbeginn anschaulich vor Augen geführt.

Diverse Entwicklungen auf Unternehmens- sowie gesamtwirtschaftlicher Ebene haben uns in diesem Jahr auf dem falschen Fuß erwischt. Wir hatten eigentlich mit einer Fortsetzung des Trends aus dem Vorjahr mit besserem Abschneiden europäischer Hochzinsanleihen gegenüber ihren Pendants aus den USA gerechnet. Grund war der hohe Anteil von Energieanleihen am US-Markt. Aber der Wiederanstieg der Ölpreise und diverse Restrukturierungen, mit denen sich Insolvenzen und Zahlungsausfälle in Grenzen hielten, verhalfen US-Hochzinsanleihen zu einem starken Wiederanstieg.

Foto: © Konstantin Sutyagin/www.fotolia.com

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Für Überraschungen sorgte auch die Politik, allen voran das Brexit-Votum und der Wahlausgang in den USA. Im Vorfeld des Referendums im Juni hatten wir unsere Engagements bei GBP-Anleihen und solchen aus Großbritannien aufgestockt. Im Juni trug das zum schlechteren Abschneiden des Portfolios bei; die daraus resultierenden Verluste konnten im Juli und August aber mehr als wettgemacht werden. Vor der Präsidentenwahl in den USA verkleinerten wir unsere Risikopositionen und hatten uns in Erwartung eines erheblichen Wiederanstiegs der Spreads im Fall eines Wahlsiegs von Donald Trump positioniert. Die Spread-Weitung blieb jedoch aus.

Welche zentralen Themen werden die Märkte, in die Sie investieren, 2017 vermutlich maßgeblich beeinflussen?
Die großen makroökonomischen Themen dürften sich auch 2017 fortsetzen. Das heißt, die Zentralbanken werden die Märkte weiter mit Liquidität versorgen, während die Marktteilnehmer wie gehabt jede Äußerung der Zentralbanker auf Anzeichen eines Kurswechsels in der Geldpolitik auf die Goldwaage legen werden. Nach den Überraschungen in diesem Jahr dürften politische Risiken angesichts wichtiger Wahlen in den Niederlanden, in Frankreich und Deutschland auch 2017 im Vordergrund stehen.

Henderson Global InvestorsEin unkalkulierbares politisches Umfeld ist der Nährboden für stärkere Schwankungen an den Unternehmensanleihenmärkten und für zunehmende titelspezifische Risiken, die schon in diesem Jahr auf dem Vormarsch waren. Auf dem Papier waren die Rahmenbedingungen 2016 für die Hochzinsmärkte vorteilhaft. Gleichwohl haben unsere Portfolios nicht nur von Long-, sondern auch von Short-Positionen profitiert. Unter den Short-Positionen auf europäische Hochzinsanleihen erwies sich etwa der Zahlungsausfall von Oi Brazil ebenso als Renditetreiber wie die Kreditausfallversicherung auf Ladbrokes.