Kann ich voraussetzen, dass Sie (bei einer Investition) gleichermaßen wie wir (bei einer Neuemission) das „Schlüsseldokument“ Wertpapierprospekt zumindest halbwegs gründlich gesichtet haben sollten?
Nö. Nicht wirklich. Wir setzen das nicht voraus. Der Prospekt ist ein Pflichtdokument und inzwischen so standardisiert, dass sich kein Emittent dabei handwerkliche Schwächen (die groß auffallen würden) erlaubt. Zumal den die darauf spezialisierten Anwälte erstellen. Durchaus auch mit Copy & Paste bei nur halbwegs vergleichbaren Branchen und Unternehmen im Falle von KMU-Anleihen. Kurz gesagt, das Rad wird hier nicht neu erfunden und der Prospekt eh nur vom Management unterschrieben (plus Wirtschaftsprüfereinsatz in Bezug auf die Geschäftszahlen).
Im Havariefall sind Sie deshalb trotz dieses vermeintlich wichtigsten Dokuments weiterhin aufgeschmissen, wie ungelöste Aktenzeichen-XY-Tatorte wie hkw Personalkonzepte, MBB Clean Energy oder Penell ziemlich deutlich offenbaren, um nur die offenkundigsten zu nennen. Es wird deshalb mehr als essenziell sein, ob etwa im Falle Penell endlich auch Gewährleistungsansprüche gegen beteiligte Dienstleister – die zwar Dienste leisteten, allerdings nicht mit Leistungen dienten – durchgesetzt werden können. Mein Bauchgefühl sagt: nein. Unsere umfangreichen Hintergründe zu Penell kennen Sie ja sicher.
Es könnte mehr getan werden. Und zwar leicht. Vorstellbar ist vieles. Sogenannte Comfort Letter sollten nicht nur für Wirtschaftsprüfer verpflichtend sein (für mehr als ein Geschäftsjahr bitte), auch der beteiligte Bankdienstleister darf einen beisteuern. Freiwillige Selbstverpflichtungen sollten sich in günstigeren Bedingungen für den Emittenten niederschlagen, zumindest in einem einigermaßen effizienten Kapitalmarkt. Und in asymptotischer Nichtplatzierbarkeit von Emittenten, die es mit einer kompletten Billigheimermethode halten.
Nun gut: Das ist ja nur graue Theorie. Oder halt: Sind wir nicht schon auf diesem Pfad?
Ihr
Falko Bozicevic,
BondGuide
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