„Auch wir fühlen uns geschädigt“ – Interview mit Dr. Michael Munsch, Creditreform-Rating

Dr. Munsch

Interview mit Dr. Michael Munsch, Creditreform-Rating, über Schwindel, Schwindsucht und Sonstiges – wie sieht die führende Rating-Agentur die Ausfälle von KMU-Anleihen des Jahres 2016?

BondGuide: Herr Dr. Munsch, existiert wirklich eine negative Korrelation zwischen Creditreform-Rating (oder auch anderen Ratings) und letztlichen Ausfällen am Markt für KMU-Anleihen, wie zuletzt in den Medien proklamiert?
Munsch: In erster Linie existiert eine ungewöhnliche Korrelation zwischen Emissionen und Ausfällen. Uns ist kein Markt bekannt, in dem es jemals so einen hohen Ausfall von Emittenten gegeben hat.

BondGuide: In der Tat brisant: Steilmann trug noch Investmentgrade, als die Insolvenzmeldung des Modekonzerns kam Ende März. Wie düpiert waren Sie persönlich?
Munsch: Solche Events sind für uns generell höchst unerfreulich. Sie können sich sicher vorstellen, dass wir und ich in einer solchen Situation sehr betroffen reagieren.

BondGuide: Auf Nachfrage erläuterten Sie mir seinerzeit, dass Steilmann Creditreform mehrfach glaubhaft habe darlegen können, dass Steilmann keine ernsten finanziellen Probleme habe, trotz der ‚verpatzten‘ Eigenkapitalmaßnahme via IPO. Fühlen auch Sie sich beschwindelt? – und wiederum muss es die Rating-Agentur in den Medien ausbaden.
Munsch: Sie haben Recht: Es ist für uns schwierig zu verstehen, dass in den Medien ausschließlich die Ratingagenturen diskutiert werden. Wir fühlen uns selbst geschädigt.

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Was braut sich da zusammen? [@fb]

BondGuide: Nochmal Thema Schwindel, Schwindsucht und Betrug: Im aktuellen Jahr sind gleich mehrere solche Fälle hinzugekommen. Tritt Creditreform in einigen als Nebenkläger oder dergleichen auf?
Munsch: Bisher nicht, wir prüfen aber derzeit, inwieweit dies sinnvoll und erfolgreich sein könnte.

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