Attraktive Chancen bei Unternehmensanleihen – ein Kommentar von Janelle Woodward, Taplin Canida & Habacht

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Die Stimmung an den globalen Finanzmärkten ist momentan schlechter als es die Fundamentaldaten erwarten lassen. Investoren übersehen dabei offensichtlich positive Faktoren. Gerade bei US-Unternehmensanleihen ergeben sich daher zurzeit interessante Einstiegsmöglichkeiten.

Renditeaufschläge bei Unternehmensanleihen derzeit besonders hoch
An den weltweiten Aktienmärkten sind die Kurse zu Jahresbeginn ebenso schnell gesunken wie die Investoren an Risikoappetit verloren haben. Vor allem aber haben die Kreditmärkte in einer Art und Weise negativ reagiert, die nicht mehr als vernünftig bezeichnet werden kann. So haben sich dabei vor allem die Renditeaufschläge (Spreads) von Unternehmensanleihen stark ausgeweitet. Die Bewertungen sind teilweise extrem geworden. Dabei sprechen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den USA eigentlich für ein recht passables Umfeld für Unternehmen.

Federal Reserve Building, Washington DC, USA.

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Nach Daten von TCH erreichten die risikoadjustierten Spreads von US-Unternehmensanleihen im Februar 210 Basispunkte. Damit lagen sie nahe ihres 30-Jahres-Hoch von 247 Basispunkten im Oktober 2002, wenn man die beiden Krisenjahre 2008 und 2009 ausgeklammert. Erfahrungsgemäß fällt die Erholung dann ebenso sprunghaft aus wie die vorhergegangenen Einbrüche. Dies spricht unter Berücksichtigung der Transaktionskosten dagegen, aus dem OTC-Anleihemarkt kurzfristig aus- und später wieder einzusteigen.

Ein Blick zurück zeigt zudem, dass es mit einer entsprechend flexiblen Strategie kaum möglich ist, das Risiko im Portfolio nachhaltig zu senken. Das Krisenjahr 2008 war zum Beispiel für US-Unternehmensanleihen das schlimmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Nimmt man jedoch die beiden Jahre 2008 und 2009 zusammen, lag der Mehrertrag bei 300 Basispunkten. Daher gehen wir davon aus, dass sich die negativen Erwartungen, die sich in den aktuellen Spreads manifestieren, nicht bewahrheiten werden.

Banken besser aufgestellt als vor der Finanzkrise 2008
Dies gilt in besonderem Maße für die Banken, die in der jüngsten Abwärtsbewegung besonders stark an Wert verloren haben. Es gibt handfeste Gründe, warum der Finanzsektor anders als 2008 kein Krisenbeschleuniger ist. Dazu zählt zum einen die bessere Kapitalausstattung der Institute. Die Eigenkapitalquote beispielsweise der Citigroup lag im vergangenen Jahr bei 10,5%, während sie 2007 nur 2,7% betrug. Die neuen Eigenkapitalregeln nach Basel III sorgen dafür, dass vor allem europäische Banken ihre Kreditausleihungen stärker als bisher mit Eigenmitteln unterlegen.

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Hinzu kommt, dass die Banken durch die Aufsichtsbehörden seit der Finanzkrise erheblich strenger reguliert werden. In Folge dieser Entwicklung sind auch die Liquiditätsstandards für die Institute angehoben worden. Nicht zuletzt finanzieren sich die Banken heute auch viel stärker über Einlagen als noch vor ein paar Jahren. Das verbesserte Kredit-/Einlagenverhältnis bedeutet, dass US-Banken eine geringeres Finanzierungsrisiko haben als vor der Finanzkrise.

Investoren sollten deshalb im derzeitig volatilen Umfeld Geduld beweisen und ihren Blick auf die langfristige Perspektive richten. Bislang waren einzelne Segmente und Titel im Investment-Grade-Bereich günstig bewertet, sodass sich dort Einstiegsmöglichkeiten für Anleger geboten haben. Mittlerweile sind die Bewertungen am gesamten Markt für Unternehmensanleihen günstiger. Dadurch können Anleger in diesem Bereich attraktive Erträge erzielen. Zudem glauben wir, dass die Möglichkeit besteht, von den Investments zu profitieren, wenn die Bewertungen wieder zu einem vernünftigem Niveau zurückkehren und sich die Spreads dem anpassen.

Janelle Woodward ist Presidentin und Portfoliomanagerin bei der Institutional Fixed Income Boutique Taplin Canida & Habacht (TCH) unter dem Dach des kanadischen Investmentunternehmens BMO Global Asset Management.


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