Anleihen im Wochenrückblick: Valensina, Rena, MS Deutschland, Windreich, SolarWorld, Prokon

Panthermedia/Carmen Steiner

In Kalenderwoche vier des noch jungen Jahres 2014 standen mit Valensina, Berentzen und Wöhrl vor allem Mittelstandsanleihen der Konsumgüterbranche im Fokus der Bondinvestoren. Aber auch die üblichen Verdächtigen aus dem Erneuerbaren-Energien-Bereich wie Windreich, SolarWorld, Rena oder auch KTG Energie waren im Mittelpunkt. Für blankes Entsetzen sorgte derweil die Insolvenz des umstrittenen Ökostrom- und Genussrechteanbieters Prokon.

Im Wochenverlauf deutlich ausgepresst wurde die 7,375%-Anleihe der Valensina GmbH. Letztes Wochenende berichtete die FAZ, dass der Fruchtsafthersteller angesichts des hohen Kosten- und Konsolidierungsdrucks in der Branche zum Verkauf stehe. Valensina dementierte und betonte in einer eigenen Mitteilung, dass man „mit dem Ziel der weiteren Entwicklung und Expansion [nur] einen strategischen Partner“ suche. „Einen Verkauf des Unternehmens wird es nicht geben, die Familie Mocken wird weiterhin an Valensina beteiligt bleiben“, ergänzte Valensina. Die Spekulationen über einen bevorstehenden Verkauf der gesamten Gruppe verunsicherte Bondinhaber und beförderte den im mittelstandsmarkt gelisteten 65-Mio.-EUR-Bond (2011/16) auf Talfahrt bis auf 90%, nach noch 103% in der Vorwoche. Laut Anleihebedingungen steht den Gläubigern bei einem mehrheitlichen Verkauf von Valensina ein Sonderkündigungsrecht zu – ein etwaiger Liquiditätsengpass wäre eine mögliche Folge. Das Wertpapier hat sich zuletzt leicht auf 93% erholt.

Auch Berentzen wurde nachrichtentechnisch kräftig geschüttelt, blieb aber ungerührt: Der bekannte Spirituosen- und Getränkehersteller wird nur noch bis Jahresende Pepsi produzieren und abfüllen, danach ist Schluss mit dem ursprünglich seit 1958 bestehenden Konzessionsgeschäft mit Pepsi Cola. Ab 2015 beginnt die Konzession für die Deutsche Sinalco GmbH Markengetränke & Co. KG. Ob Sinalco wohl ein adäquater Ersatz für den langjährigen Pepsi-Vertrag sein kann? – Berentzen macht einen nicht unbeträchtlichen Teil seines Umsatzes nicht mit Spirituosen, sondern mit Soft Beverages. Der Kurs der 6,5%-Anleihe (2012/17) im Volumen von 50 Mio. EUR erholte sich schon seit Monaten auf fast 110% – ob zu recht, muss sich zeigen.

Aufwärts ging es im Wochenverlauf für die Unternehmensanleihen der Rena GmbH. Zuletzt teilte der Maschinen- und Anlagenbauer im Umweltbereich mit, dass CEO Jürgen Gutekunst und CFO Eckhard Rau nun auch die Geschäftsführung der SH+E GmbH und weiterer Töchter übernehmen werden. In der operativen Leitung des Bereichs Anlagenbau werden sie künftig von Dr.-Ing. Johannes Knoblauch unterstützt, der bei SH+E zunächst mit den Aufgaben des ausscheidenden Bernhard Stulz betraut werde. Die Umbesetzungsmaßnahmen dienen der Vereinheitlichung der Führungsstruktur.

Zu den Wochengewinnern im Entry Standard für Anleihen gehört zudem der Bond der Rudolf Wöhrl AG. Das Modehaus präsentierte kürzlich Ergebnisse für das Rumpfgeschäftsjahr 2013 (April bis Juli). Danach konnte Wöhrl im saisonal schwachen und durch Sondereffekte belasteten Berichtszeitraum zwar den Bruttoumsatz auf 102 Mio. EUR steigern, musste aber einen deutlichen Rückgang des EBIT von 0,2 Mio. EUR auf -4,5 Mio. EUR hinnehmen. Der Start in das neue Geschäftsjahr 2013/14 verlief dagegen erfolgreich. Zuletzt bestätigte Euler Hermes das Corporate Rating bei BB. Investoren finden das 6,5%-Wertpapier (2013/18) im Nennwert von 30 Mio. EUR nach wie vor anziehend – aktueller Kurs: 109%, entspricht aber nur gut 4% jährliche Rendite.

Auf der Gewinner- und Verliererliste hin und her wechselten im Wochenverlauf die Anleihen von BDT Media (+20% ggü. Vorwoche) und Travel24 (-5% ggü. Vw.). Beim Online-Reisevermittler stellte die Generalstaatsanwaltschaft Dresden Vorstand und Aufsichtsratsvorsitzenden in der Vorwoche die Anklage zu (BondGuide berichtete). Unterdessen warten Investoren noch immer auf ein gültiges Folgerating für die MS Deutschland Beteiligungsgesellschaft mbH. Ein aktuelles Rating ist laut Geschäftsordnung für den Freiverkehr an der Frankfurter Wertpapierbörse Voraussetzung für eine fortlaufende Notierung im Entry Standard. Eine Neubewertung der 50-Mio.-EUR-Traumschiffanleihe sei demnach gegenwärtig anhängig.

Im mittelstandsmarkt rückten in dieser Woche die Schuldverschreibungen von zamek (7,75%-Kupon, 45 Mio. EUR Volumen), MT-Energie (8,25%-Kupon, ~14 Mio. EUR) und e.n.o. Energy (7,38%-Kupon, ~10,3 Mio. EUR) immer wieder in den Fokus. Der 10-Mio.-EUR-Bond der insolventen hkw führte zuletzt im Wechsel mal die Liste der Top- und dann wieder der Flop-Performer im Düsseldorfer Mittelstandssegment an.

Fokus Prokon: Für blankes Entsetzen sorgte am Mittwoch der Insolvenzantrag der Prokon Regenerative Energien GmbH. Damit bangen über 75.000 Anleger, die dem Ökostrom- und Genussrechtskapitalanbieter zusammen über 1,4 Mrd. EUR anvertrauten, um ihre investierten Einlagen. Am Montag endete das „Ultimatum“, dass Prokon seinen Genussrechteinhabern stellte. Danach sollten 95% einer Art Stillhalteerklärung zustimmen. Aber nur 53% kamen dieser Aufforderung bis Dienstag tatsächlich nach (hier geht’s zu den Beiträgen).

Fokus Windreich/SolarWorld: Trotz nachrichtentechnischer Flaute stürzten die beiden Windreich-Bonds im Gesamtvolumen von 125 Mio. EUR im Wochenrückblick um 39% (Windreich I) und 29% (Windreich II) ab. Auf der am 13. Januar stattgefundenen Anleihegläubigerversammlung wurden Klaus Nieding und Frank Günther als gemeinsame Vertreter gewählt. Das Gremium entschied sich gegen den von Windreich-Gründer Balz und Insolvenzexperten Dr. Volker Grub vorgeschlagenen Rechtsanwalt Joachim Illig. Nachdem die SolarWorld AG die Handelsaussetzung ihrer ausstehenden Schuldverschreibungen im Gesamtnennwert von 550 Mio. EUR beantragt hat, berichtete das Wall Street Journal Deutschland zuletzt, dass der Solarkonzern von seinem neuen Investor Qatar Solar eine Liquiditätsspritze in Höhe von 50 Mio. EUR erhalten habe, die zudem mit Zustimmung von SolarWorlds anderen Gläubigern noch auf 200 Mio. EUR aufgestockt werden könne. Unterdessen veröffentlichte SolarWorld seinen geprüften und testierten Konzernbericht für das Geschäftsjahr 2012.

Alle Kurse der genannten Mittelstandsanleihen finden Sie hier. Zum BondGuide-Musterdepot geht’s hier.

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