Anleihen heute im Fokus: Zins- und Wackelkandidaten Rena, SAG, posterXXL – Bad News von 3W Power und Travel24

Mittelstandsanleihen im (Zins-)Fokus!
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Mit großen Schritten nähert sich die Stunde der „Zinswahrheit“. In den kommenden Tagen stehen bei einigen Mittelstandsanleihen noch die obligatorischen 2013er-Kuponzahlungen an. Während die Inhaber der Schuldverschreibungen von Rena und Homann Holzwerkstoffe auf eine fristgerechte Bedienung vertrauen können, gehören S.A.G. I, MS Deutschland oder posterXXL eindeutig zu den Wackelkandidaten. Entsprechende Bonds dürften heute im Fokus der Anleger stehen. Ansonsten gab es zuletzt noch neue News von 3W Power, Golden Gate, Travel24 und Singulus.

Am 14. Dezember stehen u.a. bei Homann Holzwerkstoffe und S.A.G. Solarstrom die jährlich fälligen Kuponzahlungen für ihre ausstehenden Unternehmensanleihen an. Bei S.A.G. ist Zinstermin für das erste Wertpapier (2010/15) im Volumen von 25 Mio. EUR. Die Freiburger müssen einen 6,25%-Kupon über 1,56 Mio. EUR bedienen, was dem Unternehmen nach den zuletzt durchweg schlechten News über geplatzte Vertragsverhandlungen zu einer Projektpipeline und einem Rating-Downgrade nach der Gewinnwarnung für 2013 nicht unbedingt leicht fallen dürfte. Inzwischen gibt es Gewissheit: S.A.G. ist pleite und informierte heute Morgen, Insolvenzantrag in Eigenverwaltung beim zuständigen Amtsgericht zu stellen.

Hinweis: First Berlin Equity Research fasst die vergangenen Ereignisse der S.A.G. Solarstrom AG in einer aktuell wertenden Kurzanalyse noch einmal zusammen: Da diese nicht auf der Seite abrufbar ist, schicken Sie uns auf Twitter (oder via eMail) bitte eine Nachricht, wenn Sie die haben möchten.

Offiziell am 18. Dezember [in einer früheren Version war versehentlich der 15. genannt – Anm. d. Red.] werden außerdem die Anleihekupons von MS Deutschland, Eigentümerin und Betreiberin des gleichnamigen Kreuzfahrtschiffes, und posterXXL fällig. Um Traumschiffbetreiber MS Deutschland ist es zuletzt außerordentlich still geworden. Das letzte Mal im September präsentierte das Unternehmen wenig wasserdichte Halbjahreszahlen und besorgte sich über Mehrheitsgesellschafter Aurelius eine weitere Kapitalspritze.

Beim einzigen Vertreter aus dem Münchner Mittestandssegment m:access Bonds, dem Fotodienstleister posterXXL AG, steht die zweite jährlich fällige 7,25%-Kuponzahlung über 0,43 Mio. EUR an. Der Kurs der bis 2017 laufenden Anleihe im aktuellen Volumen von rund 5,9 Mio. EUR war zuletzt deutlich volatiler und stand gestern Abend bei nur noch 59%. Die letzten News der Münchner waren die Halbjahreszahlen Ende September: höherer Umsatz, höherer Verlust. Dazu gesellte sich ein Rating-Downgrade auf nur noch B+. Bis zuletzt versicherte posterXXL, dass die Zinsauszahlung sicher sei und planmäßig vorgenommen werde.

Alle Kurse zu den genannten Anleihen finden Sie hier – daher keine Einzelverlinkung.

Heute Morgen gab die Singulus Technologies AG bekannt, dass vor über einem Jahr begonnene Rückkaufprogramm für die im März 2012 begebene 60-Mio.-EUR-Anleihe (2012/17) nochmals bis zum 30. Juni 2014 zu verlängern. Bisher war das Ende der Rückkauffrist für den 31. Dezember 2013 festgesetzt. Von der Verlängerung der Frist bleiben die Rahmenbedingungen des Programms unberührt. Bis dato wurde im laufenden Rückkaufprogramm ein Anleihevolumen von nominal rund 2,65 Mio. EUR rückerworben – zum aktuellen Kurs- und Chart: hier klicken.

Bei 3W Power wird die Luft immer dünner: Im gestrigen Tagesverlauf teilte die Holdinggesellschaft der auf Stromversorgungslösungen spezialisierten AEG Power Solutions Veränderungen im Board of Directors mit. Demnach scheiden mit Lawrence Lavine, Christopher P. Minnetian und Harris Williams gleich drei Manager von Mehrheitseigner Ripplewood mit sofortiger Wirkung aus dem Aufsichtsrat aus. Dr. Mark Wössner wird das Aufsichtsgremium zum 31. Dezember verlassen. Zuvor wurde zudem bekannt, dass sich Ripplewood über den Verkauf von 3W-Aktienpaketen von Unternehmensanteilen trennt – ein Wink mit dem Zaunpfahl?

Die Gesellschaft befindet sich derzeit in der Vorbereitung zu einer zweiten Gläubigerversammlung, die am 18. Dezember in Frankfurt/Main stattfinden soll. Beim neuerlichen Treffen sollen die Inhaber der ausstehenden 100-Mio.-EUR-Anleihe abermals über die Stundung der ursprünglich am 1. Dezember fällig gewesenen Zinszahlung über 9,25 Mio. EUR entscheiden. Die erste Versammlung wurde vertagt, da das erforderliche Quorum nicht erreicht worden war und das Gremium somit nicht über die entsprechende Beschlussfähigkeit verfügte (BondGuide berichtete).

Das zwischenzeitlich vom Handel ausgesetzte fünfjährige 9,25%-Wertpapier geht aktuell nur noch zu 19% um – als Flatnotiz! D.h. es wird keine Zins- und Stückzinsberechnung durchgeführt.

News gab es zudem von der Golden Gate AG: Der Spezialist für Gesundheits- und Wohnimmobilien gab die Stärkung des Eigenkapitals durch Erhöhung der Kapitalrücklage um 3,9 Mio. EUR bekannt und informierte zugleich über die Änderung der Rechtsform von der Aktiengesellschaft in eine GmbH. Die Rechtsformänderung, deren Eintragung in den kommenden Wochen erwartet wird, habe derweil keine Auswirkungen auf die umlaufende 6,5%-Unternehmensanleihe im Wert von 30 Mio. EUR und insbesondere nicht auf die Anleihebedingungen und Sicherheiten, betonte das Unternehmen.

Heute startet die neue 9%-Unternehmensanleihe der HanseYachts AG im Frankfurter Open Market. Der Segelboot- und Yachtenhersteller galt bereits seit Sommer als Kandidat für die Emission einer Mittelstandsanleihe. Ob es sich angesichts des niedrigen Emissionsvolumens von nur 5 Mio. EUR jedoch um den avisierten Bond handelt, darf zumindest angezweifelt werden. Möglicherweise folgt ein weiteres öffentliches Bondangebot im Frühjahr 2014? Mit Vedes und Rena Lange debütierten in dieser Woche übrigens zwei weitere Kandidaten mit ihren Neuemissionen am Bondmarkt.

Schlechte Nachrichten von der Travel24.com AG schickten Anleihe und Aktie gestern auf Talfahrt: Wie das Unternehmen mitteilte, fanden im Rahmen des seit Dezember 2012 laufenden Ermittlungsverfahrens gegen die Unister-Gruppe am Dienstag aufgrund neuer Erkenntnisse auch weitere Durchsuchungsmaßnahmen in den Geschäftsräumen von Travel24 statt. Die Ermittlungsverfahren richten sich gegen den Vorstand sowie den Aufsichtsratsvorsitzenden der Gesellschaft. Gegenstand ist nach wie vor der Vorwurf angeblicher Steuerhinterziehung aufgrund abweichender umsatzsteuerrechtlicher Behandlung einer Flugdienstleistung, so Travel24. Auch Computerbetrug führe die Staatsanwaltschaft an, da eine von Travel24 verwendete AGB unwirksam sei.

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