Anleihen heute im Fokus: Scholz, Uniwheels, Praktiker

Scholz: der Blick richtet sich wieder nach vorn.
Foto: © Thinkstock/lovin-you

Zur Wochenmitte gab es wenig Neues aus dem Bereich der Mittelstandsanleihen zu berichten. Nachrichtentechnisch hallte der Einstieg der japanischen Toyota Tsusho Corp. bei Scholz und die gleichzeitig weitgehend abgeschlossene Konzernrestrukturierung des Schrottrecyclers nach. Aber auch der gesteigerte Räderabsatz in H1/2014 der Uniwheels-Gruppe wurde begutachtet. Neuigkeiten gab es zuletzt auch aus dem Umfeld der insolventen Baumarkt-Kette Praktiker – der Verdacht der Insolvenzverschleppung steht im Raum.

werk_scholz_ag_1Aufatmen bei der Scholz Holding GmbH. Nachdem die Restrukturierungsmaßnahmen des Recyclingkonzerns weitgehend umgesetzt wurden, ist nun auch die bereits im April angekündigte Minderheitsbeteiligung der Toyota Tsusho Corp. (TTC) an Scholz vollzogen. Der japanische Industriekonzern hat wie geplant eine Beteiligung von 39,9% am Schrottrecycler erworben, die Familie Scholz hält nach Vollzug aber weiterhin 60,1% am Stammkapital der Gesellschaft. Die Beteiligung von TTC führe zu einer deutlichen finanziellen Stärkung der Recyclinggruppe und begünstige nach der Konzernrestrukturierung die strategische Neuausrichtung der Scholz-Gruppe, so das Unternehmen. Unterdessen wären auch mit allen Banken und Kapitalgebern Vereinbarungen getroffen wurden, die eine weitere Finanzierung des Recyclingkonzerns sicherstellen würden. Damit kann Scholz den Blick wieder nach vorn richten, muss aber auch operativ liefern! Der im Entry Standard umlaufende 8,5%-Scholz-Bond (2012/17) über 182,5 Mio. EUR steht heute bei 104% wieder auf Vorkrisenniveau – so als wäre in den vergangenen 12 Monaten nichts Wesentliches passiert. Die letzten Entwicklungen der Scholz Holding im Rückblick …

uniwheelsDie Uniwheels Holding dreht durch: So lag der berichtete Räderabsatz im ersten Halbjahr 2014 deutlich über den konzerneigenen Erwartungen. Laut Aussagen der Räderschmiede wurden sowohl bei den Räderlieferungen im Zuliefergeschäft an die Autohersteller (Automotive Division) als auch bei der Vermarktung der konzerneigenen Design- und Markenräder an weltweite Handelspartner im Ersatzmarkt (Accessory Division) neue Höchststände eingefahren. Insgesamt seien im Berichtszeitraum mehr als 3,5 Mio. Räder abgesetzt worden, ein Absatzplus zum Vorjahr von über 0,2 Mio. Rädern. Davon entfielen 2,899 Mio. Räder (+4% ggü. Vj.) auf die Automotive Division. In der Accessory Division wurden 0,601 Mio. Räder (H1/2013: 0,495 Mio. Räder) ausgeliefert, was einer Steigerung von über einem Fünftel entspricht.

„Aufgrund der bisherigen erfreulichen Absatzmengen im ersten Halbjahr und der für das zweite Halbjahr absehbar guten Auftragslage beider Divisionen (Automotive und Accessory), rechnet Uniwheels mit einem weiterhin planmäßigen und positiven Geschäftsverlauf für das diesjährige Geschäftsjahr“, zeigt sich Uniwheels-CEO Ralf Schmid zuversichtlich.

PraktikerEin Jahr nach der Pleite der Baumarkt-Kette Praktiker ermitteln die Staatsanwaltschaften Saarbrücken und Hamburg gegen ehemalige Vorstandsmitglieder wegen des Verdachts der Insolvenzverschleppung, berichtet heute Morgen SPIEGEL-ONLINE und beruft sich dabei auf die Aussagen von Thomas Reinhardt, Sprecher der Staatsanwaltschaft Saarbrücken, in der SZ. Unklar sei in diesem Zusammenhang aber noch, welcher der zuletzt häufig wechselnden Vorstandschefs strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden könne. Dafür sei entscheidend, wann genau der insolvenzrechtliche Tatbestand der Zahlungsunfähigkeit bei Praktiker vorgelegen hat. Dies soll nun ein Gutachten klären, Ergebnisse erwartet die Staatsanwaltschaft laut dem Bericht im Herbst.

Vor ziemlich genau einem Jahr, am 11. Juli, hatte der Baumarkt-Konzern nach einigen fehlgeschlagenen Sanierungs- und Restrukturierungsversuchen Insolvenzantrag beim zuständigen Amtsgericht in Hamburg gestellt. Die Pleite beschränkte sich zunächst nur auf Praktiker und verschiedene Tochterfirmen wie z.B. die Extra-Bau+Hobby-Märkte. Bald darauf beantragten aber auch die zu Praktiker gehörenden Max-Bahr-Märkte Gläubigerschutz. Bis Juli 2011 leitete Wolfgang Werner die Praktiker-Kette, danach für einige Monate der Sanierungsexperte Thomas Fox. Darauf folgte Aufsichtsratschef Kay Hafner, zuletzt der ehemalige Aldi-Manager Armin Burger. Burger widersprach gegenüber der SZ den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft; Fox sei für eine Stellungnahme nicht zu erreichen gewesen, hieß es in dem Bericht weiter.

PraktikerDie im Frühjahr 2011 sowohl von Institutionellen als auch von Privaten gezeichnete 5,875%-Praktiker-Anleihe (2011/16) im Initialvolumen von 250 Mio. EUR ist nur noch ein Schatten ihrer selbst. Rabatte für alles und jeden – was der Baumarktkette wohl das Genick brach – „zerhämmerte“ auch den Heimwerker-Bond, der nur noch zu 0,25% umgeht, und erwartungsgemäß die Aktie. Letztere ist mit 0,009 EUR faktisch wertlos, im Frühling 2007 kostete dasselbe Papier noch knapp 32 EUR. Zu den letzten BondGuide-Beiträgen …

Kurse- und Chartverlauf der genannten Mittelstandsanleihen finden Sie hier. Zum BondGuide-Musterdepot geht’s hier.

! Bitte nutzen Sie für Fragen und Meinungen Twitter – damit die gesamte Community davon profitiert. Verfolgen Sie alle Diskussionen & News zeitnaher auf Twitter @bondguide !