Anleihen heute im Fokus: RENA, Air Berlin, MIFA, Dürr, Ferratum, KTG Energie, Estavis

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Zum Wochenschluss setzen die RENA-Bonds ihre Talfahrt nach der kurzzeitigen Handelsaussetzung fort, aber auch die Schuldverschreibungen der angeschlagenen Air Berlin gerieten zuletzt in schwere Turbulenzen. Unterdessen radelt der MIFA-Bond auf positivem Terrain, erfreulich auch die Kurserholung der Deutschen-Forfait-Anleihe. Derweil besorgte sich Dürr mittels Blitzaktion neue Anleihe-Millionen. Neuigkeiten gab es auch von Ferratum. Ganz frisch: die 2013er-Geschäftszahlen der Hahn-Immobilien-Beteiligungs AG.

Mit satten Kursabschlägen von jeweils weit über 30% setzten die Schuldverschreibungen der RENA GmbH am Donnerstag ihre Talfahrt fort. Zuvor wurde bekannt, dass das Amtsgericht Villingen-Schwenningen mit Beschluss vom 26. März dem Antrag der RENA GmbH auf Einleitung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung (gemäß § 270a InsO.) statt gegeben hat. Zum vorläufigen Sachwalter bestellte das Gericht den Sanierungsexperten Dr. Jan Markus Plathner von der Kanzlei Brinkmann & Partner. Er hat die Aufgabe die wirtschaftliche Lage des Unternehmens zu prüfen und die Geschäftsführung sowie die Ausgaben im Interesse der Gläubiger zu überwachen.

„Wir sind sehr froh über die Entscheidung des Gerichts. Dies ist ein weiterer wichtiger Schritt, um die RENA Gruppe im Interesse aller Verfahrensbeteiligten zu sanieren und zu erhalten“, erklärt CEO Jürgen Gutekunst. Wichtig sei auch, dass der vom Gericht bestellte vorläufige Gläubigerausschuss sowohl der Eigenverwaltung als auch der Bestellung des vorläufigen Sachwalters einstimmig zugestimmt hatte. „Dies unterstreicht das Vertrauen der Gläubiger und Finanzierungspartner in den eingeschlagenen Sanierungskurs“, betont Gutekunst. Der Geschäftsbetrieb einschließlich sämtlicher Arbeitsverhältnisse bei der RENA GmbH und den übrigen Gesellschaften der Gruppe laufe derzeit unverändert weiter. Bei RENA sind die Würfel am Mittwoch endgültig gefallen: Der angeschlagene Maschinenbauer wagte den Schritt nach vorn und flüchtete in die Insolvenz (zum Beitrag).

Die auf mobile Mikrokredite in Europa spezialisierte Ferratum Group hat die Veröffentlichung des Geschäftsberichts 2013 auf den 9. April verschoben. Einziger Grund der Umterminierung sei die Umstellung der Rechnungslegung auf IFRS. „Unabhängig davon können wir bereits heute den insgesamt positiven Trend für 2013 bestätigen. Entsprechend erwarten wir nach IFRS für das abgelaufene Geschäftsjahr Umsätze von rund 58 Mio. EUR bei einer EBT-Marge zwischen 6,5% und 7,0% und bestätigen damit die Entwicklung der ersten drei Quartale 2013“, so Ferratum-CEO Jorma Jokela. Wegen der aktuellen Umstellung der Bilanzierung sind die 2013er-Geschäftszahlen nach IFRS nicht mit den bereits veröffentlichten Zahlen des Vorjahres vergleichbar. Die laufende Entwicklung in den ersten Monaten des neuen Jahres lasse einen positiven Trend erkennen – insgesamt rechne Ferratum 2014 mit einem deutlichen Umsatz- und Ertragswachstum in allen Kernmärkten. Angesichts des „aktuellen, operativ unbegründet niedrigen Kursniveaus“, erwäge die Gesellschaft selektiv Rückkäufe der Anleihe über die Börse vorzunehmen.

Mit einem satten Kursgewinn von intraday knapp 14% radelte der 7,5%-MIFA-Bond (2013/18) über 25 Mio. EUR im Donnerstagshandel an die Spitze der Tagesgewinner im Entry Standard für Anleihen. Trotz des jüngsten Bilanzierungsskandals, der rundherum chaotischen Krisen-PR und zuletzt zahlreich erfolgter Abstufungen aufgrund derzeit nicht abschätzbarer Risiken, setzte der Markt sowohl bei der Anleihe als auch bei der im Prime Standard gelisteten MIFA-Aktie auf einen Turnaround. Ebenfalls unter den gestrigen Tagesgewinnern im Frankfurter Mittelstandssegment waren die Bonds von KTG Energie (+9% ggü. Vortag)der Biogasspezialist überzeugte mit starken Umsatz- und Ertragszahlen für 2013, einem positiven Geschäftsausblick sowie einer geplanten Dividendenzahlung –, DF Deutsche Forfait (+8%) und Scholz (5%) – letztere ohne neue Corporate News.

Neuemissionen kurz notiert: Die Dürr AG gab gestern die erfolgreiche Platzierung eines neuen Corporate Bonds über 300 Mio. EUR bekannt. Die nicht nachrangige, ungeratete Anleihe bezahlt einen jährlichen Kupon von 2,875% und wird nach sieben Jahren im April 2021 endfällig. Das Bondangebot, das an Institutionelle und Private außerhalb der USA ging, war vierfach überzeichnet, der Ausgabekurs lautet auf 99,20%. Emissionsstart im regulierten Markt der Luxemburger Börse sowie voraussichtlich im Freiverkehr inländischer Börsen ist für kommenden Donnerstag vorgesehen. Die Wandelschuldverschreibung der auf Wohnimmobilien spezialisierten Estavis AG mit einem Emissionsvolumen von 15 Mio. EUR wurde bis zum Ablauf der Bezugsfrist am 24. März vollständig gezeichnet. Der Ausgabebetrag je Teilschuldverschreibung beträgt 2,50 EUR, die Laufzeit 5 Jahre, der quartalsweise fällige Zinskupon 6,25% p.a. Der Wandler ist seit gestern im Frankfurter Open Market börsengelistet. Die Anleiheerlöse dienen der Immobiliengesellschaft, für die aktuell ein Übernahmeangebot von der ebenfalls im Bereich Wohnimmobilien aktiven Adler Real Estate AG vorliegt, zur weiteren Unternehmensexpansion.

Im Sinkflugmodus waren zuletzt die ausstehenden Bonds und die im SDAX notierte Aktie von Air Berlin. Nachdem Deutschlands zweitgrößte Fluglinie erst in der Vorwoche die ursprünglich für den 20. März geplante Bilanzpressekonferenz wegen „fortgeschrittener Gespräche über Handlungsoptionen, die im Fall ihrer Umsetzung einen wesentlichen Einfluss auf die Gesellschaft haben werden“ um eine Woche auf den 27. März verschob, erfolgte gestern ein weiterer Aufschub bis spätestens Ende April. Begründung: Air Berlin arbeite derzeit an Maßnahmen für eine Rekapitalisierung, die Eigenkapital und Liquidität der Fluggesellschaft stärken würde. Das Unternehmen setze daher die Gespräche dazu mit seinen Gesellschaftern und weiteren Parteien fort. Spekulationen zufolge stehe die angeschlagene Fluglinie vor einer größeren Umstrukturierung. In dessen Verlauf könnte der arabische Großaktionär Etihad seine Beteiligung an Air Berlin nochmals ausbauen und die Gesellschaft im Zuge dessen entweder von der Börse nehmen und in eine GmbH umwandeln, Air Berlin in mehrere Gesellschaften aufteilen oder aber mit einer oder mehreren europäischen Airlines verschmelzen.

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