Anleihen heute im Fokus: Penell, Deutsche Forfait, gamigo, Allgeier, KTG Agrar

Penells Geständnis "verabreichte" dem ein oder
anderen Bondholder einen satten Stromschlag!
Foto: © Thinkstock/Hemera/Bram Janssens

Die Nachricht der Penell GmbH, wonach das als Sicherheit für die Anleihegläubiger dienende Warenlager eine bis dato nicht erkannte wertmäßige Unterdeckung aufweist, sorgt weiterhin für düstere Spekulationen am Markt für Mittelstandsanleihen, die in erster Linie nur vom Unternehmen selbst entkräftet werden könnten – sofern das überhaupt möglich ist?! Unterdessen steht der gleichnamige Bond unter Dauerstrom: Zuletzt ging es bis auf 60% abwärts. Heute außerdem in News: DF Deutsche Forfait, gamigo, Allgeier und KTG Agrar.

Riesenwirbel um die Penell GmbH: Der Anbieter von Systemlösungen für die Elektroversorgung schockte am Mittwoch mit der Nachricht, wonach das für die Anleiheinhaber als Sicherheit dienende Warenlager allem Anschein nach nicht mehr den zuvor prospektierten Wert aufweist. Danach hätte eine erneute Überprüfung der Kupferkabellagerbestände eine Unterdeckung ergeben. Aktuellen Schätzungen zufolge weisen die Bestände inzwischen nur noch einen Wert von über 5 Mio. EUR auf. Am 12. August wies das Lager mit rund 1.900 Tonnen Kupfer noch einen damaligen Warenwert von etwa 9,8 Mio. EUR auf, versicherte Geschäftsführer Kurt Penell Anfang September im BondGuide-Interview. Wie die jetzt offenbarte Wertabweichung zustande kommt, ist derzeit noch nicht bekannt. Penell ist nun zu Nachbesicherung des Warenlagers verpflichtet. Auch werde demnächst eine Gläubigerversammlung der Inhaber der erst kürzlich ausplatzierten 7,75%-Unternehmensanleihe (2014/19) über final 5 Mio. EUR einberufen.

PenellWie es mit Penell weitergeht, steht derzeit noch in den Sternen, eine erklärende Stellungnahme vom Unternehmen selbst gab es bis dato noch nicht. Die gesamte Angelegenheit erinnert doch stark an den Bilanzskandal bei MIFA mit seinen weitreichenden Folgen. Der im Düsseldorfer Primärmarkt gehandelte Penell-Bond gehörte gestern zu den größten Tagesverlierern – seit Bekanntgabe der „fehlbewerteten“ Vorräte büßte das Wertpapier knapp zwei Fünftel an Wert auf nur noch 60% ein. Zum BondGuide-Beitrag …

Die DF Deutsche Forfait AG nimmt eine weitere Hürde: Wie der Außenhandelsfinanzierer gestern mitteilte, habe die BDO AG den Jahres- und Konzernabschluss 2013 uneingeschränkt bestätigt. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft hatte noch im August dieses Jahres zunächst einen Versagungsvermerk wegen der außergewöhnlichen Gesamtsituation im Zusammenhang mit der Notierung der Forfaitierers auf der Sanktionsliste der US-Finanzbehörde OFAC erteilt (BondGuide berichtete). Nach der Streichung von der „Blacklist“ im Oktober und dem Entfall des Prüfungshemmnisses hat der Abschlussprüfer im Zuge einer Nachtragsprüfung das Testat für den Jahres- und Konzernabschluss 2013 erteilt. Die am 26. November 2014 gemeldeten Konzernzahlen wurden demnach bestätigt.

Die Deutsche Forfait profitiert vom Trend der Suche nach Finanzierungsalternativen.Unterdessen hat Scope Ratings den aktuellen Ratingstatus der DFAG auf CCC „unter Beobachtung für eine mögliche Herabstufung“ gesetzt. Ausschlaggebend für die Aktualisierung sind die von der Gesellschaft angekündigten Restrukturierungs- und Rekapitalisierungspläne für das Frühjahr 2015. Sollten diese für die Bondholder allerdings zu einem wirtschaftlichen Nachteil oder Verlust führen, könnte Scope das Kreditrating der DFAG mit „selective default“ (= Teilausfall) bewerten. Im Gegenzug könnte das Rating bei einer „erfolgreich“ abgeschlossenen Rekapitalisierung aber auch neu überprüft werden und dann womöglich unter den Gesichtspunkten einer reduzierten Schuldenlast bei zugleich gestärkter Kapitalbasis zu einer Heraufstufung führen.

gamigo fo-screen2Eine Spielrunde weiter ist die gamigo AG: Der Publisher und Distributor von Multiplayer Online Games hat seinen positiven Ergebnistrend im 3. Quartal 2014 fortgesetzt und dabei Umsatz und Ergebnis weiter gesteigert. Auf Basis untestierter Zahlen kletterte der Umsatz im Berichtszeitraum um gut ein Fünftel auf 4,21 Mio. EUR. Das EBITDA verbesserte sich überproportional um etwa 60% auf 0,32 Mio. EUR. Auch im Vergleich zu Q2/2014 sei eine klare Steigerung bei Umsatz und EBITDA zu verzeichnen, betonte das Unternehmen. Zum Ende des Berichtszeitraums habe sich zudem das Volumen der ausstehenden 8,5%-gamigo-Anleihe (2013/18) auf ein Nominalvolumen von inzwischen 7,42 Mio. EUR erhöht – Hintergrund sei eine teilweise Zahlung des Übernahmepreises der INTENIUM GmbH mit gamigo-Anleihen. Die Zinsaufwendungen in Q3 beliefen sich auf 0,16 Mio. EUR und wurden gamigo zufolge vollständig aus dem operativen Cashflow finanziert, ebenso wie weitere Investitionen in Wachstumsbereiche wie z.B. Mobile Games. Nach der Übernahme der ebenfalls in Hamburg ansässigen INTENIUM in Q3 und dem Ausbau der eigenen Plattformstrategie geht gamigo von einer Fortsetzung der positiven Entwicklung aus und blickt optimistisch ins Geschäftsjahr 2015, das durch organisches und anorganisches Wachstum geprägt sein soll. Unterdessen wanderte der gamigo-Bond beinahe unbemerkt zu 65,25% ins BondGuide-Musterdepot. Zuletzt in den BondGuide-News …

Nach der Rewe Group hat nun auch die Allgeier SE den Kapitalmarkt angezapft und erfolgreich ein neues Schuldscheindarlehen über 80 Mio. EUR platziert. Im Rahmen der Platzierung sei ein Schuldschein mit Laufzeittranchen von 5 und 7 Jahren sowohl in fester als auch in variabler Verzinsung ausgereicht wurden. Aufgrund der starken Investorennachfrage einschließlich einer deutlichen Überzeichnung wurde das ursprünglich geplante Volumen kurzerhand aufgestockt. Über 83% des Volumens wurde mit einer Laufzeit von 5 Jahren begeben, die restlichen rund 13,5 Mio. EUR werden nach 7 Jahren fällig. Der Spread konnte in beiden Tranchen am unteren Ende der Vermarktungsspanne festgelegt werden und beträgt 140 Basispunkte für die 5-Jahres-Tranche und 170 Basispunkte für die 7-Jahres-Tranche. Die Platzierung ging an 18 Investoren, insbesondere aus dem Kreis der Privatbanken, Landesbanken und Sparkassen aus Deutschland und Österreich.

ser_ITInfrastructureDie Einnahmen aus dem neuen Schuldschein dienen zu knapp zwei Dritteln der teilweise vorzeitigen Ablösung und Refinanzierung bestehender Darlehen. Darüber hinaus eröffne das zusätzliche Kreditvolumen weiteren Spielraum zur Finanzierung des Unternehmenswachstums und für gezielte Akquisitionen in Zukunftsmärkten, teilte das auch aktiennotierte IT-Unternehmen weiter mit.

Blauer Brief aus Neuss: Creditreform hat das Unternehmensrating der KTG Agrar SE von zuvor BBB- auf jetzt BB+ angepasst – befriedigende Bonität, mittleres Insolvenzrisiko. Ausschlaggebend für die Neueinstufung waren die im Zuge der starken Expansionsphase „beeinträchtigten“ Bilanz- und Verschuldungskennziffern. Demgegenüber haben der unterjährige Ergebnistrend, die Aussichten für 2014, die geplante Investitionspolitik sowie die beabsichtigten Kapital-, Liquiditäts- und Refinanzierungsmaßnahmen des Agrarkonzerns einen „unterstützenden“ Einfluss auf die Ratingeinschätzung gehabt, so die Ratingexperten in ihrer Neueinschätzung.

Kurse- und Chartverlauf der genannten Mittelstandsanleihen finden Sie hier. Zum BondGuide-Musterdepot geht’s hier.

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