Anleihen heute im Fokus: Peine, MT-Energie, Karlie, S.A.G. & MBB CE

Leere Taschen beim Herrenausstatter Peine?
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Zum Wochenende stehen noch einmal spannende News aus dem Bereich der Mittelstandsanleihen auf der Agenda: So wurde die Peine GmbH von Creditreform auf nur noch C abgestuft, was im Endeffekt einer unterstellten Insolvenz auf Zeit gleichkommt – Aufklärung seitens des Unternehmens leider Fehlanzeige. Dagegen beabsichtigt MT-Energie nächsten Freitag über die offengelegten Lecks im 2013er-Zahlenwerk aufzuklären und Auskunft über den Verhandlungsverlauf mit den Kreditgebern zu geben. Unterdessen kam es zum Wechsel in der Chefetage der Karlie Group, S.A.G. Solarstrom kündigt das Listing seiner Bonds im Entry Standard und MBB Clean Energy hat mit seinem Bond quasi schon vor Wochen das Weite aus dem Frankfurter Mittelstandssegment gesucht.

Die Creditreform Rating AG hat im Zuge des Folgeratings das Unternehmensrating der Peine GmbH um vier Stufen von zuvor B (watch) auf C gesenkt – kaum ausreichende Bonität, hohes bis sehr hohes Insolvenzrisiko. Maßgeblich für die Entscheidung wären neben operativen Verlusten insbesondere die verschlechterte Liquiditätssituation des Herrenmodenausstatters gewesen. Das Downgrade auf die schlechteste Note vor dem offiziellen „D“ wie Default (= Ausfall) erscheint nach dem Einstieg der Chinesen merkwürdig: Erst Ende Januar dieses Jahres überraschte das Modeunternehmen mit der News, dass sich die chinesische Shandong Ruyi Technology Group mehrheitlich an Peine beteiligen wird. Das Bündnis, im Zuge dessen der chinesische Textilkonzern für eine siebenstellige Summe 51% der Anteile an Peine übernahm, diente dem Wilhelmshavener Unternehmen zur finanziellen Stabilisierung und sollte zudem weiteres dynamisches Wachstum ermöglichen.

Peine präsentiert sich dem Kapitalmarkt. Quelle: Peine GmbHMit dem Einstieg der Chinesen erholte sich der Kurs der im Stuttgarter Bondm gehandelten 8%-Peine-Anleihe (2013/18) von seinem Allzeittief bei 31% auf über 93% – wohl auch in der Annahme eines Rückerwerbs angesichts der in Kraft getretenen CoC-Klausel. In den Folgemonaten pendelte der Mode-Bond zwischen 90% und 75%. Inzwischen habe Geschäftsführer Jan Dieter Leuze seinen Hut genommen. Neuer Peine-Geschäftsführer ist der von der Shandong Ruyi Group kommende Ben Zhang. FAZ.NET berichtet indes, dass Ruyi die Unabhängigkeit von Peine in vollem Umfang erhalten und das Unternehmen primär finanziell stärken wolle. Nach einer im Juni unterzeichneten Patronatserklärung garantiere Ruyi die Zahlung sämtlicher heutiger und künftiger Verbindlichkeiten der Peine GmbH – warum also jetzt das Downgrade auf Vorinsolvenzniveau?!

MT-Energie-19_07_2007Nach den zu Wochenbeginn offengelegten Lecks im Zahlenwerk der MT-Energie GmbH reagiert das Biogasunternehmen aus dem niedersächsischen Zeven mit der Einberufung einer aufklärenden Telefonkonferenz, bei der der Presse und den Inhabern der ausstehenden 8,25%-Mittelstandsanleihe über 13,6 Mio. EUR Hintergrundinformationen zum angekündigten Konzernabschluss 2013 gegeben und weitere Fragen beantwortet werden sollen. Laut MT-Energie soll insbesondere auch über den bisherigen Gesprächsverlauf mit den finanzierenden Banken informiert werden, die eine „wohlwollende Antragsprüfung und kurzfristige Erteilung eines Waivers (Verzicht auf Sonderkündigungsrecht wegen Eigenkapitalquote) zugesagt“ hätten, so MT-Energie weiter. Die Veranstaltung findet kommenden Freitag am 11. Juli um 10 Uhr statt. Anmeldungen werden bis Donnerstag, 10. Juli, 12 Uhr über den gemeinsamen Vertreter One Square Advisory Services GmbH unter der E-Mail-Adresse MTE@onesquareadvisors.com entgegengenommen. Voraussetzung für die Teilnahme sind die genauen Kontaktinformation sowie ein formloser Nachweis über den gehaltenen Anleihennominalbetrag z.B. via Depotauszug o.Ä. Zu den letzten BondGuide-Beiträgen …

Stühlerücken in der Chefetage der Karlie Group GmbH: Wie der Anbieter von Heimtierbedarfsartikeln kürzlich mitteilte, wird Dr. Michael Perlitz (49) zum neuen Geschäftsführer des Unternehmens berufen. Er tritt damit die Nachfolge von Dr. Angelika Westerwelle an, die „aufgrund unterschiedlicher Auffassungen zur Unternehmensstrategie das Unternehmen verlässt“. Erwin van Tendeloo wird als Beiratsvorsitzender seine langjährige Branchenerfahrung zur Weiterentwicklung der Karlie Group einbringen. Gleichzeitig kauft die Beteiligungsgesellschaft Perusa, zu der die Karlie Group gehört, Anteile der ausstehenden 6,75%-Karlie-Anleihe (2013/18): Geplant ist ein Volumen von etwa 3 Mio. EUR zu einem Kurs, der über dem durchschnittlichen Marktpreis des Bonds der letzten Wochen liegt.

Karlie-Flamingo-Produktion-0232„Mit Dr. Perlitz holt Karlie einen Operations-Spezialisten an Bord, der die Integration der Gruppe weiter vorantreiben und die Vermarktung des auf der Interzoo sehr erfolgreich präsentierten, gemeinsamen Karlie Flamingo-Produktprogramms forcieren wird“, erklärt Karlie-CFO Rainer Uhlhorn und ergänzt: „Außerdem sind die Marktkenntnisse von Herrn van Tendeloo für die Karlie Gruppe außerordentlich wertvoll.“ Perusa-Geschäftsführer Dr. Christopher Höfener äußert: „Uns war von Beginn an bewusst, dass die Erlangung der europäische Marktführerschaft eine starke Kapitalausstattung erfordert, weshalb Perusa in seinem Fonds frühzeitig Mittel dafür reserviert hat.“

Trotz bewölktem Himmel: S.A.G. blickt optimistisch in die Zukunft Quelle: S.A.G. Solarstrom AGNach gamigo, MBB Clean Energy und der insolventen RENA GmbH hat nun auch die ebenfalls insolvente S.A.G. Solarstrom AG für ihre beiden im Entry Standard für Anleihen notierten Schuldverschreibungen über 25 Mio. EUR (2010/15) und knapp 17 Mio. EUR (2011/17) einen Segmentwechsel beschlossen. Danach soll das Listing der Bonds im Mittelstandssegment im August eingestellt werden. Im Anschluss seien beide Wertpapiere im Quotation Board der Frankfurter Wertpapierbörse aber weiterhin handelbar. Hintergrund des Wechsels seien die mit dem Listing im Entry Standard verbundenen höheren Kosten sowie der interne organisatorische Aufwand für Folgepflichten. Unterdessen laufe der von S.A.G. angestrebte Insolvenz- und Investorenprozess planmäßig weiter.

72 Mio. EUR erntete MBB Clean Energy bei seiner Anleiheemission.Letzter offizieller Handelstag im Entry Standard für Anleihen ist heute übrigens für den 6,25%-Bond (2013/19) der MBB Clean Energy AG – zumindest theoretisch, da in der Schuldverschreibung seit Anfang Mai kein Handel mehr stattgefunden hatte. In der letzten Corporate News des Solar- und Windparkinvestors hieß es, dass die Globalurkunde der Anleihe unwirksam sei. Zu diesem Ergebnis wären zwei unabhängige Rechtsgutachten gekommen (BondGuide berichtete). Unterdessen berichtet FAZ.NET, dass das Göppinger Bankhaus Gebrüder Martin seinen Vertrag als Zahlstelle für die MBB-Anleihe gekündigt habe. Danach habe MBB die Kündigung zwar bestätigt, halte diese aber für unwirksam, ohne dies näher begründet zu haben. Aus dem Umfeld ist indes zu hören, dass der Kündigung eine Schadenersatzanzeige des Bankhauses gegen MBB vorausging.

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