Anleihen heute im Fokus: MS Deutschland, HPI, Air Berlin

MS Deutschland
Foto: MS „Deutschland“ Beteiligungsgesellschaft mbH

Nur wenige Tage nach der offiziellen Pleite der MS „Deutschland“ Beteiligungsgesellschaft mbH und der angestrebten Sanierung in Eigenverwaltung ist letztere bereits wieder vom Tisch. Damit wechselt die Betreiberin des Traumschiffs in ein Regelverfahren. Inzwischen hat das Amtsgericht Eutin das vorläufige Insolvenzverfahren angeordnet und Reinhold Schmid-Sperber zum vorläufigen Verwalter ernannt.

Nach der Stellung eines Insolvenzantrags hat das Amtsgericht Eutin noch in der Vorwoche das vorläufige Verfahren über die MS „Deutschland“ Beteiligungsgesellschaft mbH angeordnet und Rechtsanwalt Reinhold Schmid-Sperber zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Entgegen ursprünglicher Pläne, die Eigentümerin und Betreiberin des gleichnamigen Traumschiffs in Eigenverwaltung zu sanieren, stellte Neu-Geschäftsführer und CRO Frank Wolfram Günther einen Antrag auf Beendigung der Eigenverwaltung. „Dadurch wird der Komplexität des Verfahrens Rechnung getragen – im Interesse der Gläubiger. Das Verfahren wird für die Gläubiger transparenter und Entscheidungen können nun noch schneller getroffen und umgesetzt werden als zuvor“, begründete Schmid-Sperber den Schritt.

MSDTrotz des Wechsels in ein Regelverfahren bleibe weiterhin das oberste Ziel, die Schiffsgesellschaft mittels umfangreicher Sanierung wieder in ruhigeres Fahrwasser zu steuern. Hierfür soll ein neues Finanzierungskonzept erarbeit und eine „Bereinigung der Kapitalstruktur“ angestrebt werden, alternativ werde auch ein Käufer für Schiff und Unternehmen gesucht. Unterdessen soll das operative Geschäft weiter aufrechterhalten bleiben: Anstehende Reisen werden bis auf weiteres wie geplant durchgeführt, versichert das Unternehmen. Zu Wochenbeginn sei bereits das erste Insolvenzgeld an die Mitarbeiter überwiesen worden. Die entsprechenden Details zur geplanten Sanierung erfahren die Inhaber der umlaufenden 6,875%-Traumschiffanleihe (2012/17) über 50 Mio. EUR, die ebenso ihren Beitrag werden leisten müssen, auf dem nächsten Gläubigertreffen am 12. November in München. Auf der anschließenden Pressekonferenz am 13. November soll auch die Öffentlichkeit vollumfänglich informiert werden. Zuletzt in den BondGuide-News …

HPIIn schwieriges Fahrwasser geriet zuletzt auch die aktiennotierte HPI AG Hoechst Procurement Intl. Auf der kürzlich abgehaltenen Gläubigerversammlung stimmten die Inhaber der im Dezember 2011 begebenen 9%-Schuldverschreibung (2011/16) über final 6 Mio. EUR einer temporären Zinsstundung bis zum 28. Februar kommenden Jahres zu – ursprünglich wird der nächste Kupon über 0,54 Mio. EUR am 1. Dezember fällig. Der zweite Beschlussvorschlag zur Änderung der Anleihebedingungen speziell in Bezug eines Sonderkündigungsrechtes scheiterte dagegen an einer qualifizierten Dreiviertel-Mehrheit. HPI werde indes ein umfassendes Restrukturierungskonzept erarbeiten, versichert das Unternehmen. Zusammen mit der beschlossenen Zinsstundung und den bereits initiierten Kostensenkungsmaßnahmen soll es dazu beitragen, den Einkaufs- und Logistikdienstleister mittelfristig wieder profitabel zu machen. Unterdessen teilten die Münchner weiter mit, „sich mit wesentlichen Gläubigern in fortgeschrittenen Gesprächen über einen Sanierungsplan mit Schuldenschnitt“ zu befinden. Die Maßnahmen sollen zu einer signifikanten Reduzierung der langfristigen Schulden führen, die Ergebnissituation verbessern und die angespannte Liquiditätssituation entlasten. Auf dem Gläubigertreffen am 30. Oktober in München waren etwa 71,6% der Anleihegläubiger anwesend.

head_image_slim-771179854-7bbc9120-3e41-4ad3-941c-42c31e2dd691.AirberlinFührungs- und womöglich Kurswechsel bei Air Berlin? Wie Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft gestern mitteilte, werde der derzeitige CEO Wolfgang Prock-Schauer am 1. Februar kommendes Jahres das Ruder an Stefan Pichler weiterreichen und von seinem Amt zurücktreten – auf eigenen Wunsch, wie es hieß. Der designierte Air-Berlin-CEO Pichler wird gleichzeitig Mitglied des Board of Directors. Prock-Schauer bleibt der Fluglinie aber weiterhin im Management Board, sodann in der Funktion des Chief Strategy and Planning Officer (CSPO), erhalten. Auf den früheren Lufthansa-Manager Pichler kommen damit schwere Aufgaben zu: Die angeschlagene, chronisch defizitäre Airline benötigt dringend ein schärferes Konzernprofil und wird wohl nicht umhin kommen, ihre Flotte in Zukunft deutlich zu reduzieren. Derweil wurde die regulär am 1. November endfällige 11,5%-Air-Berlin-III-Anleihe (2011/14) über zuletzt 130 Mio. EUR einschließlich der letzten Kuponzahlung termingerecht abgelöst.

Kurse- und Chartverlauf der genannten Mittelstandsanleihen finden Sie hier. Zum BondGuide-Musterdepot geht’s hier.

! Bitte nutzen Sie für Fragen und Meinungen Twitter – damit die gesamte Community davon profitiert. Verfolgen Sie alle Diskussionen & News zeitnaher auf Twitter @bondguide !