Anleihen heute im Fokus: MIFA, Scholz, VST, Penell, HanseYachts, SeniVita

Rette sich wer kann! Bondinhaber
verlassen die "sinkende" MIFA.
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Die vorab gestellten Bedingungen von Hero für ein Investment bei der kriselnden MIFA verlangen von den Inhabern der umlaufenden Unternehmensanleihe erhebliche Zugeständnisse und vor allem Verluste. Da offenbar auch MIFA ihren Gläubigern die Zeche für unternehmenseigene Versäumnisse und Fehler aufzubürden bereit ist, werfen diese ihre Anteile reihenweise aus dem Depot. Erfreulich ist dagegen die Entwicklung der Scholz-Anleihe, die nach ersten Erfolgen der laufenden Konzernrestrukturierung, inzwischen wieder auf Vorkrisenniveau notiert. Mit der Penell GmbH kündigt sich indes eine weitere Anleihenneuemission an.

Seit Montagabend sind die Bedingungen bekannt, zu denen die indische Hero Cycles über eine Tochtergesellschaft bei der kriselnden MIFA Mitteldeutschen Fahrradwerke AG zum Einstieg bereit ist. So beabsichtigt Hero über zwei Kapitalerhöhungen vorerst knapp die Hälfte von MIFA zu übernehmen und zwar unter der Bedingung, dass die Gläubiger der 7,5%-Schuldverschreibung (2013/18) über 25 Mio. EUR offenbar noch vor der Erstausschüttung des Zinskupons kommenden August auf 15 bis 20 Mio. EUR verzichten. Das entspräche insgesamt einem Verzicht von 60 bis 80% der originären Anleiheforderung. Zudem erwart Hero von der BaFin die Befreiung von der Pflicht, ein öffentliches Übernahmeangebot für MIFA nach dem WpÜG abgeben zu müssen. Außerdem sollen Hero bestehende Aktien aus dem Altaktionärskreis übertragen werden, was in einem ersten Schritt zumindest einmal eine deutliche Verwässerung der gehaltenen MIFA-Anteile von den bisherigen Hauptaktionären um Ex-CEO Peter Wicht (~24% an MIFA) und Carsten Maschmeyer (~20%) bedeuten würde. Wie es danach mit dem Fahrradbauer weitergehen wird, ist derzeit noch unklar. Finanzkreise schließen einen Ausschluss der Altaktionäre verbunden mit einem Delisting von der Börse zukünftig nicht aus.

Die MIFA-Anleihe, die inzwischen von Feri EuroRating auf nur noch CC abgestuft wurde, stellte gestern mit einem Tagesverlust von über 22% auf nur noch 26,50% erwartungsgemäß den größten Verlierer im Entry Standard für Anleihen. Die im Prime Standard gelistete MIFA-Aktie verzeichnete dagegen angesichts der Übernahmeofferte ein dickes Plus von 40% auf 1,80 EUR (zu den BondGuide-Beiträgen).

werk_scholz_ag_1Frische Q1/2014-Zahlen präsentierte zu Wochenbeginn die Scholz AG. So erhöhte die internationale Recyclinggruppe im ersten Jahresviertel Konzern-EBITDA und Vorsteuerergebnis deutlich. Der Gesamttonnage-Output war in erster Linie restrukturierungs- und zudem witterungsbedingt rückläufig. Folglich blieb auch der Konzernerlös moderat hinter dem Vorjahresvergleichswert zurück. Diese Entwicklung konnte auf der Ergebnisseite jedoch durch Kosteneinsparungen und Effizienzfortschritte kompensiert werden. Unterdessen laufen die Vorbereitungen für den Abschluss der am 10. April vereinbarten Transaktion mit der Toyota Tsusho Corporation planmäßig. Der 8,5%-Bond (2012/17) über knapp 183 Mio. EUR hat sich inzwischen auch mehr als deutlich von seinem schrottreifen Tief Anfang Februar bei etwa 47% erholt und steht aktuell schon wieder auf Vorkrisenniveau bei 103%. Zum BondGuide-Rückblick …

Mit einem Plus von intraday über 3% auf 93% gehörte die 8,5%-Mittelstandsanleihe der VST Building Technologies AG nach S.A.G. II (+5% ggü. Vortag) und den Schuldverschreibungen der insolventen RENA GmbH (jeweils +4%) zu den gestrigen Top-Performern im Entry Standard für Anleihen. Am Montag gab VST, ein Anbieter von Technologielösungen im Hochbau, bekannt, einen weiteren Großauftrag über 2 Mio. EUR erhalten zu haben, der auf dem Rahmenvertrag mit der Konzerntochter VST Nordic und dem schwedischen Baukonzern Skanska basiert (BondGuide berichtete). Die gestrigen Tagesverlierer im Frankfurter Mittelstandssegment stellten dagegen die Bonds von gamigo (-8%), BDT Media (-5%) und S.A.G. I (-4%).

Neuemissionen kurz notiert
Mit der Penell GmbH, einem spezialisierten Anbieter von Systemlösungen für die Elektroversorgung, steht ein weiterer Anleiheemittent in den Startlöchern. Geplant ist in Kürze die Ausgabe einer neuen fünfjährigen Unternehmensanleihe (2014/19) über 5 Mio. EUR und einem halbjährlich fälligen Kupon von 7,75% p.a. Nach Platzierungsschluss – die börsliche Zeichnungsfrist läuft voraussichtlich vom 26. Mai bis 6. Juni – ist die Einbeziehung in den Freiverkehr (Teilbereich Primärmarkt) der Düsseldorfer Börse vorgesehen. Die einzunehmenden Anleihemittel dienen dem Abbau bestehender Bankschulden und sollen daneben vor allem zur Finanzierung des Working Capital und der Verbesserung der Einkaufskonditionen verwendet werden. Trotz zuerkannter Standard-Covenants und einem darüber hinaus gehenden Besicherungskonzept – u.a. durch Sicherungsübereignung des Penell-Warenlagers – wurde der Bond von Feri EuroRating nur mit B+ („hohes Verlustrisiko“) ersteingestuft. Dicama wird das Freiverkehrslisting als Arranger und Financial Advisor begleiten.

Seit Montag befindet sich die neue 5-jährige 8%-Unternehmensanleihe der HanseYachts AG im Gesamtnennwert von bis zu 20 Mio. EUR in der Zeichnung. Die Gläubiger der im Dezember 2013 ausgereichten 9%-Altanleihe (2013/14) über 5 Mio. EUR sollen via Umtauschangebot mit ins Boot geholt werden. Eine ausführliche Analyse finden Sie hier.

Noch voraussichtlich bis kommenden Freitag können interessierte Anleger die neuen Genussscheine im Wert von bis zu 25 Mio. EUR der SeniVita Sozial gGmbH erwerben. Die unbefristet laufenden Wertpapiere bieten eine nachzahlbare Grundverzinsung von jährlich 7% sowie eine zusätzliche gewinnabhängige Vergütung von 1% p.a. und sollen nach Platzierungsschluss in den Frankfurter Open Market eingeführt werden. Emissionsdetails finden Sie hier.

Kurse- und Chartverlauf der genannten Mittelstandsanleihen finden Sie hier. Zum BondGuide-Musterdepot geht’s hier.

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