Anleihen heute im Fokus: MIFA, Alno, Air Berlin, Adler RE, Gewa 5 to 1, SeniVita, HanseYachts

Noch weitere Löcher in den MIFA-Bilanzen?
Foto: © PantherMedia/alexskopje

Am Donnerstag scheinen sich die News aus dem Mittelstandsanleihenbereich zu überschlagen. Neben zahlreichen Quartalsergebnissen – zuletzt u.a. auch von Singulus und Ferratum – stehen heute Vormittag vor allem die neuesten Entwicklungen bei MIFA im Fokus: So hat die angeschlagene Fahrradschmiede wohl noch weitere Unstimmigkeiten in den Bilanzen der Vorjahre entdeckt. Die Auswirkungen für MIFA und seine Stakeholder sind zwar noch nicht absehbar, dürften aber gravierend sein. Unterdessen schließt Air Berlin die Rekapitalisierung ab. Bei Adler läuft die Estavis-Übernahme nach Plan und GEWA 5 to 1 steht in den Startlöchern zur Errichtung des gleichnamigen GEWA Towers.

Den gestrigen Tagesgewinner im Entry Standard für Anleihen stellte mit einem Plus von knapp 20% auf 66% die 7,5%-Schuldverschreibung (2013/18) der MIFA Mitteldeutschen Fahrradwerke AG. Zuvor kamen am Markt Gerüchte auf, wonach die indische Hero Cycles den kriselnden Fahrradbauer mittels Mehrheitsbeteiligung übernehmen könnte. Beide Beteiligten haben die Übernahmegerüchte schon dementiert. „Bis jetzt wurde noch keine endgültige Entscheidung getroffen“, sagte Rohit Maheshwari von Hero am Mittwoch. MIFA ergänzte, dass die Inder eine Beteiligung von 15 Mio. EUR beabsichtigen, die aber nicht auf eine Mehrheitsbeteiligung hinauslaufe.

Unterdessen gab es neue Hiobsbotschaften aus Sangerhausen: Am Morgen bestätigte MIFA, dass auf Basis vorläufiger, noch ungeprüfter HGB-Zahlen im Geschäftsjahr 2013 wie vorab berichtet, ein Jahresfehlbetrag von etwa 15 Mio. EUR eingefahren wurde. Die Umsatzerlöse beliefen sich auf rund 108 Mio. EUR. Vor dem Hintergrund aktueller Erkenntnisse erwartet MIFA für Q1/2014 kein ausgeglichenes Ergebnis. Besorgniserregend: Im Zuge weiterer Bilanzprüfungen sei festgestellt worden, dass auch die Abschlüsse der Vorjahre wesentliche falsche Angaben enthalten. Betroffen seien die Bilanzposten RHB sowie fertige Erzeugnisse. Aktuell leite sich eine kumulierte Bestandsdifferenz von gut 19 Mio. EUR ab, die sich aus dem Jahresabschluss 2012 und aus den Vorjahren ergibt. Gemeinsam mit dem Jahresfehlbetrag 2013 könnte das zu einem Bilanzverlust in Höhe von etwa 28 Mio. EUR zum 31. Dezember 2013 geführt haben.

fadc6dc438Indes halte die indische Fahrradgruppe Hero Cycles trotz der neuesten Erkenntnisse an einer strategischen Partnerschaft fest und plant, laut MIFA, via Barkapitalerhöhung 15 Mio. EUR Eigenkapital in die angeschlagene Fahrradschmiede zu investieren. Als Voraussetzung für ein Investment erwartet Hero jedoch „erhebliche Finanzierungsbeiträge der relevanten Finanzierungspartner der MIFA“. Die danach anstehenden Finanzierungsverhandlungen dürften sich schwierig gestalten und werden womöglich auch harte Einschnitte von den Anleihegläubigern fordern. Die Einladung zu einem Gläubigertreffen werde voraussichtlich in den kommenden Wochen erfolgen. Derweil erarbeite Ernst & Young ein Sanierungsgutachten, auf dessen Basis weitere Maßnahmen zur künftigen Ausrichtung des operativen Geschäfts von MIFA getroffen werden sollen. Das Gutachten soll bis Juni vorliegen. Ungeachtet dessen dürften Bond und MIFA-Aktie heute auf der Abschussliste zu finden sein. Zu den letzten News …

Frische Q1-Ergebnisse meldete heute Morgen die Alno AG. Danach erzielte der Küchenhersteller, der die Übernahme der Schweizer AFG Küchen AG (jetzt: AFP Küchen AG) am 25. März abgeschlossen hatte, im Berichtszeitraum Umsatzerlöse von 122,5 Mio. EUR. Die Erlöse, die den Umsatz der AFP Küchen mit einbeziehen, lagen Alno zufolge unter den eigenen Erwartungen und waren in erster Linie im Umsatzrückgang in der Großfläche, in der Verschiebung einzelner Projekte im Ausland sowie in einem insgesamt immer noch sehr schwachen Inlandsmarkt begründet. Das EBITDA inklusive AFP betrug auf Basis der vorläufigen Kaufpreisallokation 37,8 Mio. EUR und das EBIT 32,4 Mio. EUR. Das Konzernergebnis kletterte auf 29,7 Mio. EUR. Das Eigenkapital stieg auf 18,3 Mio. EUR (Q1/2013: -9,5 Mio. EUR) und ist damit zum ersten Mal seit acht Jahren wieder positiv. Ohne Einbeziehung der AFP Küchen lag der Konzernumsatz bei 96,8 Mio. EUR (-4% ggü. Q1/2013). Das EBITDA belief sich auf -2,2 Mio. EUR, nach noch 3,2 Mio. EUR im Vorjahresvergleichszeitraum und das EBIT betrug -5,7 Mio. EUR (Q1/2013: -0,1 Mio. EUR). Das Konzernergebnis fiel auf -8,5 Mio. EUR (inkl. Sondereffekte in Q1/2013: -2,1 Mio. EUR). Die letzten Konzernzahlen & News im Rückblick …

Den Zwischenbericht für das erste Quartal 2014 legte heute Vormittag auch Air Berlin vor: Danach hat die Fluglinie im ersten Jahresviertel einen Konzernumsatz von gut 762 Mio. EUR eingeflogen – aufgrund des erst im April angefallenen Ostergeschäfts ein Rückgang um etwa 4% zu Q1/2013. Das operative Ergebnis (EBIT) verbesserte sich im Quartalsvergleich geringfügig von -188 Mio. EUR auf -183 Mio. EUR. Der Konzernverlust nach Steuern betrug -210 Mio. EUR, nach -196 Mio. EUR im entsprechenden Vorjahresquartal. Bei einer verlängerten Bilanz weitete sich das negative Eigenkapital auf über -399 Mio. EUR aus (31. Dezember 2013: -186 Mio. EUR), die Nettoverschuldung lag mit über 801 Mio. EUR leicht über den 796 Mio. EUR zum Jahresende 2013.

prepage_bg_deuAIR_BERLINjpgUnterdessen würden vor allem die Effekte des Turbine-Programms für einen deutlichen Rückgang der Kosten sorgen. Auch wurde im Mai die Konzernrekapitalisierung erfolgreich abgeschlossen: Neben einer von Etihad Airways gezeichneten Wandelanleihe über 300 Mio. EUR wurden mit zwei neuen Bonds insgesamt 252 Mio. EUR eingesammelt. Die Erlöse will die Airline für allgemeine Zwecke bis zur Höhe von 150 Mio. EUR sowie zur Refinanzierung bestehender Verbindlichkeiten verwenden und darüber hinaus die in den Jahren 2014 und 2015 fälligen Anleihen bei günstigen Marktkonditionen zurückkaufen. Mit den Maßnahmen stärkt Air Berlin das Eigenkapital und verbessert die Liquiditätsposition: „Wir haben das Unternehmen durch unsere Rekapitalisierung mit einer deutlich robusteren Finanzstruktur ausgestattet, was bilanziell auch in den kommenden Quartalen sichtbar wird. Damit hat Air Berlin den Spielraum, sich voll auf das operative Geschäft und eine erfolgreiche Neustrukturierung zu konzentrieren“, kommentiert CFO Ulf Hüttmeyer. Neben CRO Marco Ciomperlik, der den Neustrukturierungs- und Turnaround-Prozess koordinieren und steuern soll, wird Air Berlin durch die Beratungsgesellschaften Strategy & AlixPartners unterstützt. Zu den BondGuide-Beiträgen …

Neuigkeiten gab es zur Wochenmitte von der Adler Real Estate AG: Wie die auf Wohnimmobilien spezialisierte Gesellschaft im Zusammenhang mit dem freiwilligen öffentlichen Übernahmeangebot an die Aktionäre der ebenfalls im Bereich Wohnimmobilien tätigen Estavis AG gestern mitteilte, seien bislang etwa 10,17 Mio. Estavis-Stückaktien (~51% des Estavis-Grundkapital) angedient worden. Damit sei die Mindestannahmequote von 50% der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Angebotsunterlage ausstehenden Estavis-Aktien überschritten und die Angebotsbedingung erfüllt. Das genaue Ergebnis soll nach Ablauf der Annahmefrist voraussichtlich am 30. Mai veröffentlicht werden. Estavis-Aktionäre, die das Übernahmeangebot bis dahin nicht angenommen haben, können es im Anschluss noch in einer weiteren Angebotsfrist annehmen, die voraussichtlich am 31. Mai beginnen und am 13. Juni enden wird. Zu den News …

Die GEWA 5 to 1 GmbH & Co. KG nimmt die letzte Hürde vor der Errichtung des GEWA Tower: Der Gemeinderat der Stadt Fellbach habe am Dienstag die Freigabe für den Bau des 107 Meter hohen Wohnturms beschlossen. Ende März hatte GEWA fristgerecht die Finanzierungsbestätigung bei der Stadt eingereicht. „Jetzt geht es endlich konkret los“, freut sich GEWA-Geschäftsführer Mark Warbanoff und ergänzte: „Die Baustelle auf dem seit Jahren brachliegenden Areal in Fellbach wird ab jetzt eingerichtet. Alle Voraussetzungen sind nun erfüllt, so dass wir noch im Mai mit den Bauarbeiten für den Turm beginnen werden.“ Die Finanzierung ist über die schon eingezahlten Mittel aus der im März begebenen 6,5%-Anleihe (2014/18), die zuletzt von rund 30 Mio. EUR via Privatplatzierung auf 31,3 Mio. EUR aufgestockt wurde, und die bereits erfolgten Wohnungsverkäufe gesichert.

gewa-towerMit dem GEWA Tower wird in Fellbach bei Stuttgart das dritthöchste Wohngebäude in Deutschland errichtet. Auf 34 Etagen sollen 65 exklusive Eigentumswohnungen sowie ein Business-Hotel mit ca. 110 Zimmern, das bereits für zwanzig Jahre an die Nordic-Hotels AG verpachtet ist, entstehen.

Seit Dienstag in der Zeichnung sind die neuen Genussscheine im Wert von bis zu 25 Mio. EUR der SeniVita Sozial gGmbH. Die unbefristet laufenden Wertpapiere bieten eine nachzahlbare Grundverzinsung von jährlich 7% sowie eine zusätzliche gewinnabhängige Vergütung von 1% p.a. und sollen nach Platzierungsschluss in den Frankfurter Open Market eingeführt werden. Weitere Emissionsdetails finden Sie hier. Ab kommenden Montag beabsichtigt dann auch die HanseYachts AG mit einer neuen fünfjährigen 8%-Unternehmensanleihe im Gesamtnennwert von bis zu 20 Mio. EUR in den Entry Standard zu segeln. Die Gläubiger der im Dezember 2013 ausgereichten 9%-Altanleihe (2013/14) über 5 Mio. EUR sollen dabei via Umtauschangebot mit ins Boot geholt werden (zum BondGuide-Beitrag).

Kurse- und Chartverlauf der genannten Mittelstandsanleihen finden Sie hier. Zum BondGuide-Musterdepot geht’s hier.

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