Anleihen heute im Fokus: Golden Gate, RENA LANGE, Green Energy 3000

Wird die Golden-Gate-Pleite zur Kriminalsache?
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Mit der insolventen Golden Gate GmbH scheint sich möglicherweise ein weiterer Skandal eines Mittelstandsanleihenemittenten anzubahnen. Medienberichten zufolge stehen die Verdachtsmomente Kapitalanlagebetrug, Insolvenzverschleppung und Untreue im Raum. Somit dürfte die Pleite des auf Gesundheits- und Wohnimmobilien fokussierten Unternehmens demnächst wohl auch die Staatsanwaltschaft beschäftigen – die Verlierer sind schon jetzt die Anleihegläubiger. Neues gab es zuletzt außerdem von RENA LANGE: die erste Anleihegläubigerversammlung ist mangels Präsenz nicht beschlussfähig gewesen.

Bei der insolventen Golden Gate GmbH spitzt sich die Lage weiter zu. Wie FINANCE am Montag berichtete, plant die Münchner Rechtsanwaltskanzlei Mayrhofer & Partner, Treuhänder für die Inhaber der inzwischen ausgefallenen 6,5%-Unternehmensanleihe (2011/14) über 30 Mio. EUR, wohl Strafanzeige gegen den ehemaligen Geschäftsführer der Immobiliengesellschaft, Uwe Rampold, u.a. wegen des Verdachts des Kapitalanlagebetrugs, der Insolvenzverschleppung und der Untreue bei der Staatsanwaltschaft München zu stellen. Danach hätte es schon seit Längerem Unregelmäßigkeiten bei den Zahlungseingängen auf das Treuhandkonto für die als Sicherheit bestellte Liegenschaft in Leipzig gegeben. „Seit März dieses Jahres sollen die Zahlungseingänge auf das Treuhandkonto nach Darstellung des Treuhänders gänzlich ausgeblieben sein“, berichtet FINANCE. Wo die Mieterlöse der Leipziger Immobilie aus den vergangenen Monaten stattdessen hingeflossen sind, sei unbekannt.

investoren_eckdaten_Golden_Gate_Bilanzwerk_enttäuschtDarüber hinaus gebe es berechtigte Zweifel am Wertansatz des in der Bilanz aufgeführten Immobilienvermögens der Gesellschaft. Völlig im Dunkeln liegen außerdem auch die tatsächlichen Vermögensverhältnisse von Rampold, der eine Patronatserklärung für die Anleihe abgegeben hatte. Zuletzt gab es selbst von der aktuellen Insolvenzverwaltung erhebliche Zweifel an der Werthaltigkeit von Rampolds Patronatserklärung. Damit scheinen die Chancen der Golden-Gate-Gläubiger, speziell die der Anleiheinhaber, auf eine „adäquate“ Insolvenzquote zum gegenwärtigen Zeitpunkt zunächst deutlich zu schwinden. Lesen Sie auch „Golden Gate – Ein Nachruf in vier Teilen“ im BondGuide-Rückblick …

Die RENA LANGE Holding GmbH patzt bei der ersten Anleihegläubigerversammlung. Wie der insolvente Luxusdamenmodeanbieter gestern Abend mitteilte, war das Gläubigertreffen mangels Präsenz der Bondholder nicht beschlussfähig – die gesetzliche Mindestanwesenheitsquote von 50% des ausstehenden Anleihekapitals wurde nicht erreicht. Demnach konnte auch kein gemeinsamer Vertreter für die Inhaber der ausstehenden 8%-Unternehmensanleihe (2013/17) über zuletzt 5,4 Mio. EUR bestimmt werden – von der Modefirma vorgeschlagen, wurde der ehemaliger Banker André Freiherr von Holtzapfel. RENA LANGE hat inzwischen für den 17. November ein zweites Treffen anberaumt. Auch bei der Folgeversammlung wird die Wahl eines gemeinsamen Anleihevertreters auf der Agenda stehen. Erforderliche Anmelde- und Vollmachtsformulare sind auf der Internetseite der Gesellschaft unter der Rubrik „Anleihe“ hinterlegt. Der Mode-Bond geht aktuell nur noch zu 14% um.

RENA LANGE_SS14_3Am 9. September stellte die RENA LANGE Holding GmbH Insolvenzantrag in Eigenverwaltung. Die 100%-Tochter M. Lange & Co GmbH, die das operative Geschäft der Luxusmodemarke RENA LANGE betreibt, ging ebenfalls in die Insolvenz, soll im Gegensatz zur Holding aber im Regelverfahren saniert werden. (BondGuide berichtete). Der Geschäftsbetrieb von ST. EMILE, einer 70%igen Tochtergesellschaft von RENA LANGE, sei bis dato nicht vom Insolvenzverfahren betroffen und laufe derzeit noch ohne Einschränkungen weiter. Zu den Hintergründen wurde mitgeteilt, dass die Insolvenzanträge infolge einer Liquiditätsverknappung gestellt wurden. Danach reichten die liquiden Mittel nicht mehr aus, „um die Maßnahmen zur Reorganisation der Modegruppe sowie den laufenden Geschäftsbetrieb von RENA LANGE zu finanzieren.“ Zur letzten BondGuide-News …

Die Green Energy 3000 GmbH emittiert eine neue dreijährige Unternehmensanleihe (2014/17) mit einem jährlichen Zinskupon von 6%. Der Energy-Bond des in Leipzig ansässigen Wind- und Solarparkentwicklers weist ein avisiertes Emissionsvolumen von bis zu 8 Mio. EUR auf und wird sowohl privaten als auch institutionellen Anlegern in Deutschland ab dem 5. November öffentlich zur Zeichnung angeboten. Die Inhaberschuldverschreibung ist in nominal 500 EUR gestückelt, die Mindestzeichnungssumme lautet auf 2.500 EUR. Eine Zulassung zum Handel der Anleihe an der Börse wurde nicht beantragt und ist auch nicht geplant. Ein Sekundärmarkt für den Handel besteht insofern ebenfalls nicht. Auch ein Rating wurde dementsprechend weder für die Emittentin noch für die auszugebenden Schuldtitel erstellt.

image_manager__rex_news_header_anleihe_teaserDer Emissionserlös soll ausschließlich für die Realisierung von baureifen Wind- und Photovoltaikprojekten oder zum Projekteinkauf genehmigter Projekte oder Bestandsanlagen verwendet werden, teilte das Unternehmen mit. Die Verwendung des Anleihekapitals zur Projektentwicklung oder zur allgemeinen Unternehmensfinanzierung ist nicht vorgesehen und durch die Mittelverwendungskontrolle der Rödl Treuhand Hamburg GmbH sichergestellt. In den kommenden drei Jahren sind u.a. Projekte im Solarbereich mit bis zu 19 MWP und im Windbereich mit bis zu 30 MW in Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Thüringen und Sachsen geplant. Nach Fertigstellung der Projekte sollen diese mittelfristig an einen oder mehrere Investoren verkauft. Rückzahlansprüche der Bondholder und Zinszahlungen werden durch Projektveräußerungserlöse bzw. zwischenzeitlich laufende Einspeiseerlöse abgedeckt.

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