Anleihen heute im Fokus: Golden Gate, MIFA, Maritim Vertrieb

Uwe Rampolds Patronat auf dem Prüfstand
Foto @ Golden Gate GmbH

Bei den jüngsten „Insolvenzgängern“ Golden Gate und MIFA gibt es Neuigkeiten: So beabsichtigt die Immobiliengesellschaft, Ansprüche gegenüber Ex-Geschäftsführer Uwe Rampold aus einem von ihm abgegebenen Patronat geltend zu machen – die Erfolgaussichten seien allerdings sehr beschränkt. Bei MIFA liegt ein weiterer Sanierungsplan auf dem Tisch – die Deutsche Balaton könnte als neuer Investor bei MIFA auf den Sattel steigen.

Unmittelbar nach Insolvenzankündigung versicherte die Golden Gate GmbH gegenüber ihren Anleihegläubigern, die Rechte aus dem von Ex-Geschäftsführer Uwe Rampold gegenüber Golden Gate gegebenen Patronat zu prüfen und dieses ggf. unverzüglich zur Sicherung der Gläubigerinteressen geltend zu machen. Am Montag teilte die auf Gesundheits- und Wohnimmobilien spezialisierte Gesellschaft mit, dass der vorläufige Insolvenzverwalter Axel Bierbach Ansprüche gegenüber Rampold aus dem Patronat geltend machen wird.

investoren_eckdaten_Golden_Gate_Bilanzwerk_enttäuschtIn der Patronatserklärung habe sich Rampold gegenüber der Anleiheemittentin verpflichtet, für den Fall, dass Golden Gate nicht über die erforderlichen finanziellen Mittel zur Zahlung des Anleihezinses oder zur Anleiherückzahlung verfügt, die Gesellschaft bei Fälligkeit auf erstes Anfordern mit den für die Anleihenbedienung und -rückzahlung erforderlichen liquiden Mitteln auszustatten. Die im April 2011 ausgereichte 6,5%-Unternehmensanleihe (2011/14) wurde am 11. Oktober 2014 fällig und hätte mit gut 32 Mio. EUR (einschließlich der letzten Kuponzahlung über 1,95 Mio. EUR) eigentlich zu Wochenbeginn an die Bondholder zurückgezahlt werden müssen. Da Golden Gate angesichts der am 2. Oktober beantragten Insolvenz nicht über die erforderlichen Mittel verfügt, die ausstehende Anleihe vollumfänglich abzulösen, habe die Insolvenzverwaltung die Ansprüche aus dem Patronat gegenüber Rampold schriftlich geltend gemacht. Allerdings sei es laut Golden Gate „sehr zweifelhaft, ob Herr Uwe Rampold persönlich in der Lage sein wird, seiner Verpflichtung aus dem Patronat vollumfänglich nachzukommen.“

Unterdessen versicherte Mayrhofer + Partner, die für die Golden-Gate-Emission als Treuhänder fungieren, auf Anfrage von BondGuide, „dass das Treuhandverhältnis trotz der Insolvenz […] weiter besteht“. Weiterhin hieß es: „Wir sind derzeit in Gesprächen mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter Axel Bierbach und dem Geschäftsführer der Golden Gate Leipzig GmbH, Herrn Dr. Hans Volckens. Wir haben angeregt, eine Anleihegläubigerversammlung einzuberufen, in der wir alle Anleihegläubiger gleichermaßen informieren, das weitere Vorgehen diskutieren und von den Anleihegläubigern beschließen lassen wollen. Es geht vor allem darum zu entscheiden, wie die Immobilie in Leipzig verwertet werden soll.“ Bei einem solchen Treffen soll auch zum aktuellen Verkehrswert des Besicherungsobjekts, der Liegenschaft in Leipzig, Stellung genommen werden, betonte der Treuhänder. Lesen Sie den ausführlichen BondGuide-Beitrag „Golden Gate: Ein Nachruf in vier Teilen“

fadc6dc438MIFAIIDie insolvente MIFA Mitteldeutsche Fahrradwerke AG schöpft neue Hoffnung: So hat der Fahrradbauer aus dem sachsen-anhaltinischen Sangerhausen mit der Deutschen Balaton AG offenbar einen neuen möglichen Investor gefunden, der u.a. beabsichtigt, über eine Optionsanleihe bis zu 7,5 Mio. EUR in MIFA zu investieren. Weitere 7,5 Mio. EUR soll das Unternehmen von anderen Investoren einsammeln und so eine Restrukturierung einleiten, hieß es weiter. Hierfür müssten allerdings auch die involvierten Banken mitziehen und ihren Sanierungsbeitrag leisten. Außerdem sei das Restrukturierungskonzept zur finanziellen Sanierung der MIFA noch von weiteren Bedingungen abhängig, deren Eintritt nicht allein in der Hand der Deutschen Balaton liegen würde.

Im Interview mit Handelsblatt Online erklärte sich auch der bisherige Ankerinvestor und Finanzunternehmer Carsten Maschmeyer bereit, der angeschlagenen Fahrradfabrik finanziell unter die Arme greifen zu wollen: „Wenn es dem Unternehmen wirklich hilft, würde ich zu einem Kapitalschritt zu Lasten der Aktionäre bereit sein und auch prüfen, mit einer weiteren Finanzspritze dabei zu sein, auch in Höhe von mehreren Millionen“, wurde Maschmeyer zitiert. Sein Investment im Wert von 8 Mio. EUR habe er überdies zumindest gedanklich bereits komplett abgeschrieben. Unterdessen übte Maschmeyer aber auch Kritik an den selbsternannten Helfern MIFAs. „Bei mir erhärtet sich der Eindruck, dass die MIFA zu einer Art Selbstbedienungsladen geworden ist und einige Beteiligte anscheinend versuchen, aus der Notlage der MIFA Kapital zu schlagen – auf dem Rücken unschuldiger Mitarbeiter.“

bikes-h.MIFAMIFA kam zuletzt nicht zur Ruhe: Nachdem sich der geplante Einstieg der indischen HERO Cycles bei MIFA als Luftnummer entpuppte, schien die Insolvenz der einst traditionsreichen Fahrradschmiede unvermeidbar. Am 29. September beantragte MIFA beim zuständigen Amtsgericht Halle/Saale Gläubigerschutz und strebte die Unternehmenssanierung in Eigenverwaltung an (BondGuide berichtete). In der Folge sprachen sich die Gläubiger eindeutig gegen eine Unternehmenssanierung in Eigenverwaltung aus und entzogen damit dem MIFA-Management das Vertrauen. Das Amtsgericht ordnete daraufhin an, die Eigenverwaltung von MIFA „mit sofortiger Wirkung aufzuheben“. Darüber hinaus ernannte das Gericht im Wege einer vorläufigen Insolvenzverwaltung den bisherigen Sachwalter Prof. Dr. Lucas F. Flöther zum vorläufigen „starken“ Insolvenzverwalter mit entsprechender Verfügungsbefugnis.

Maritim VertriebDie Maritim Vertriebs GmbH „schleppt“ sich allmählich in Richtung termingerechter Ablösung der am 1. Dezember endfälligen 8,25%-Offshore-Anleihe (2012/14) über zuletzt 20 Mio. EUR. Wie die Gesellschaft, deren einziger Geschäftszweck der Erwerb, die Veräußerung, das Halten und Verwalten von Beteiligungen an acht Einschiffsgesellschaften ist, gestern mitteilte, stehen die Geschäftsführungen von sechs der acht Einschiffsgesellschaften, an denen sich die Maritim mit den Mitteln aus der Unternehmensanleihe beteiligt hat, mit einem potenziellen Käufer in Verhandlungen über die von ihnen betriebenen Ankerziehschlepper (AHT’s). Die ausgehandelten Preise würden in Anbetracht des Alters der Schiffe durchweg positiv beurteilt, erklärte Maritim und ergänzte, dass der Verkauf der Schiffe vorher noch der Zustimmung der Gesellschafter bedarf. Entsprechende Beschlüsse sollen auf den geplanten Gesellschafterversammlungen am 31. Oktober gefasst werden. Im Falle einer erfolgreichen Veräußerung der Schlepper würde auch Maritim als Mitgesellschafterin einen deutlichen Mittelzufluss aus der Rückführung der jeweiligen KG- und Vorzugskapitalia (inklusive Verzinsung) generieren. Weitere Details der geplanten Transaktion sollen zeitnah veröffentlicht werden. Unterdessen schippert der im Hamburger Freiverkehr gehandelte Offshore-Bond um die 86,20%.

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