Anleihen heute im Fokus: German Pellets, eno energy, Singulus

German Pellets GmbH - Pleite: Christian H. Gloeckner kandidiert als Gemeinsamer Vertreter
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German Pellets bestätigt den Insolvenzantrag in Eigenverwaltung und das Insolvenzgericht widerruft und ordnet das Eröffnungsverfahren in einer Regelinsolvenz an – ein zumindest seltener, wenn nicht sogar einmaliger Vorgang! Der plötzliche Absturz des Pelletproduzenten muss jetzt zügig aufgearbeitet werden. Heute außerdem in den BondGuide-News: eno energy mit der Einladung zur 2ten AGV sowie Singulus mit seiner aktuellen 2016er Prognose.

Chaos bei der „abgebrannten“ German Pellets GmbH: Nachdem der Pellets-Hersteller gestern den vom KMU-Anleihemarkt schon länger erwarteten Insolvenzantrag in Eigenverwaltung bestätigte, lehnte das zuständige Amtsgericht Schwerin überraschenderweise kurz darauf die angestrebte Eigenverwaltung und damit die Sanierung des Unternehmens in Eigenregie wohl offenbar gegen den Willen mehrerer großer Gläubiger ab und ordnete ein vorläufiges Regelinsolvenzverfahren an. Zur starken vorläufigen Insolvenzverwalterin wurde Rechtsanwältin Bettina Schmudde, White & Case, bestimmt. Die Ablehnung der Eigenverwaltung passt ins Bild: Man dürfe der bisherigen Geschäftsführung, die das Chaos bei German Pellets verursacht habe, nun nicht gleichfalls die Sanierung zutrauen, ist offenbar die Botschaft des Gerichts.

Derweil liegen Anleihegelder deutscher Investoren im Gesamtvolumen von mindestens 238 Mio. EUR im Feuer (3 Anleihen, 1 Genussschein). Allerdings bangen neben den deutschen Geldgebern auch die Gläubiger mehrerer US-Anleihen in Höhe von weiteren 546 Mio. USD um ihre Einlagen. Die Wismarer haben für diese Bonds direkt und indirekt umfangreiche Sicherheiten gegeben, wodurch US-Gläubiger wohl im gleichen Rang mit den hiesigen Bondholdern stehen sollen. Eine „adäquate“ Entschädigung scheint damit weit mehr als nur unwahrscheinlich – einen Totalverlust haben die umlaufenden Wertpapiere allemal schon eingepreist.

Die eno energy GmbH macht nun ordentlich Wind und lädt die Inhaber ihrer ausstehenden 7,375%-Schuldverschreibung (2011/16) über 10 Mio. EUR schon in zwei Wochen zu einer zweiten Anleihegläubigerversammlung ins Ostseebad Rerik (Mecklenburg-Vorpommern) ein. Als Teil des gestern vorgestellten neuen Finanzierungskonzeptes wird erneut eine Verlängerung der Laufzeit der Anleihe um drei Jahre bis zum 30. Juni 2019 bei gleichbleibendem Kupon angestrebt. Informationen und Musterformulare sind auf der Internetseite unter der Rubrik „2. Abstimmung mit Versammlung“ hinterlegt. Ein erster Versuch zur Verlängerung des eno-Bonds scheiterte bereits im September vorigen Jahres am Gläubigerwillen und einer nicht nachvollziehbaren Begründung vom Unternehmen.

Die Singulus Technologies AG geht kommunikationstechnisch in die Offensive: Im Vorfeld der anstehenden 2ten AGV und der außerordentlichen HV gab der Spezialmaschinenbauer gestern Abend die Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2016 bekannt. Danach werden Konzernerlöse in einer Bandbreite von rund 115 bis 130 Mio. EUR – >70% Solar & 20% Optical Disc – sowie ein ausgeglichenes bis leicht negatives EBITDA erwartet. Das operatives Ergebnis (EBIT) soll mit -2 bis -6 Mio. EUR weiter negativ ausfallen. Die Prognose beruhe im Wesentlichen auf den Annahmen, dass die derzeit in Verhandlung befindlichen Aufträge für Produktionsanlagen für Dünnschicht Solarmodule kurzfristig realisiert und weitere Aufträge im Bereich der nasschemischen Anlagen zeitnah gewonnen werden können. Weiterhin sollen erste Umsätze mit BLULINE III Anlagen zur Produktion von Ultra-HD Blu-ray Discs erzielt werden. Singulus betont erneut, dass die geplante Anleiherestrukturierung „wesentliche Voraussetzung für die bilanzielle Sanierung der Gesellschaft“ ist. Ansonsten stehe Singulus wohl nur noch der Weg zum Konkursgericht offen.

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