Anleihen heute im Fokus: Air Berlin, SAG, DFAG, e.n.o. energy, MT-Energie, Strenesse

Mit einem umfassenden Rekapitalisierungsprogramm gab Air Berlin zum Wochenstart nachrichtentechnisch den Ton im Mittelstandsanleihenbereich an. Ebenfalls im Fokus: die Bonds der insolventen S.A.G. Solarstrom und nach neuen News die Wertpapiere der Deutschen Forfait, e.n.o. energy und MT-Energie.

Nachdem Air Berlin 2013 operativ deutlich unter Radar flog (BondGuide berichtete), will sich Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft umfassend refinanzieren. Die Airline habe die notwendigen Voraussetzungen geschaffen, um durch einen beschleunigten und vertieften Turnaround nachhaltig profitabel zu werden. Mithilfe einer umfassenden Rekapitalisierung sollen dem Unternehmen bis Jahresende 450 Mio. EUR zufließen. Kern der Refinanzierung ist die Ausgabe einer neuen Schuldverschreibung über 150 Mio. EUR und einer Laufzeit bis 2019 oder 2021. Für weiteren finanziellen Spielraum stärkt Großaktionär Etihad via nachrangiger, unbefristeter 8%-Wandelanleihe (mit PiK-Komponente) das Konzerneigenkapital von Air Berlin um 300 Mio. EUR – das Bezugsrecht der Altaktionäre in Bezug auf die bei Wandlung zu emittierenden Aktien ist dabei ausgeschlossen. Ferner ist die Laufzeit des von Etihad zur Verfügung gestellten Darlehens über 255 Mio. USD, von dem aktuell 135 Mio. USD beansprucht würden, von Ende 2016 auf Ende 2021 verlängert worden. Ende Dezember 2013 wies Air Berlin ein negatives Eigenkapital von gut -182 Mio. EUR auf und verfügte über liquide Mittel in Höhe von 223 Mio. EUR, der Schuldenberg sei derweil auf knapp 800 Mio. EUR angewachsen.

head_image_slim-2003899210-917fe36a-dc9e-465f-ab04-e2c1d21d8deaAußerdem ist angedacht, die 2014 und 2015 endfälligen, mit 11,50% und 8,50% p.a. hochverzinsten Bonds über insgesamt 350 Mio. EUR durch neue günstigere Unternehmensanleihen mit einer Laufzeit bis 2019 abzulösen. Ein entsprechendes Umtauschangebot, das neue entweder in EUR oder in CHF denominierte Teilschuldverschreibungen mit Kupons zwischen 5,50% und maximal 6,75% – die exakte Höhe der Kupons sollen im Bookbuilding-Verfahren bestimmt werden – vorsieht, hat Air Berlin in der gestrigen Mitteilung vorgelegt. Durch die niedrigeren Kupons der neuen Bonds dürfte sich die jährliche Zinslast um mehrere Millionen EUR pro Jahr reduzieren. Die Umtauschfrist läuft voraussichtlich noch bis einschließlich 6. Mai, als Emissionstag der neuen Wertpapiere werde der 9. Mai angepeilt. Details zum Umtauschangebot sind auf der Air-Berlin-Webseite hinterlegt.

Nach der Rekapitalisierung, die den notwendigen Handlungsspielraum einräumen soll, die Fluglinie grundlegend zu restrukturieren und zurück in die Profitabilität zu führen, werde die Eigentümerstruktur von Air Berlin unverändert bleiben, betont der im SDAX aktiennotierte Konzern. Damit scheint das kolportierte Delisting-Szenario, nach dem Etihad weitere Unternehmensanteile von Air Berlin über eine Zwischenholding indirekt erwirbt und im Anschluss mit einer oder mehrerer europäischer Fluglinien vereint, tatsächlich vorerst vom Tisch. Personell wird der bisherige Technikchef Marco Ciomperlik ab Mai als neuer Chief Restructuring Officer (CRO) das Management Board der Airline ergänzen und den Neustrukturierungs- und Turnaround-Prozess steuern. Konkrete Details zum Konzernumbau sind noch nicht bekannt. Hierfür will Air Berlin erst noch die Expertise einer Unternehmensberatung einholen.

Mit Gewinnen im niedrigen zweistelligen Prozentbereich stellten die beiden Schuldverschreibungen der insolventen S.A.G. Solarstrom AG zum gestrigen Wochenauftakt die Tagesgewinner im Entry Standard für Anleihen. Zuvor teilte das Solarunternehmen mit, dass der von Roland Berger Strategy Consultants begleitete Investorenprozess bislang planmäßig verlaufe und verbindliche Angebote von Investoren in den kommenden Wochen erwartet werden. Bis zur nächsten Gläubigerversammlung am 16. Mai hoffen die Verantwortlichen zudem eine klare Zukunftsperspektive aufzeigen zu können.

wo_re.SAGSOALRSTROMjpgUnterdessen werden weitere Mittelzuflüsse von über 20 Mio. EUR, deren Verzögerung letztlich zur Insolvenzanmeldung geführt hatte, nach wie vor bis Ende Juni erwartet. Darunter sind Mittel aus dem Verkauf deutscher Solarprojekte und eines italienischen Anlagenportfolios sowie aus der Rückführung eines Darlehens, das einer italienischen Projektgesellschaft gewährt worden war. Der Insolvenzprozess wird durch diese Mittelzuflüsse jedoch zunächst nicht beeinflusst werden. Die internationale Projektpipeline u.a. in Spanien, Lateinamerika, Afrika werde indes unverändert weiterentwickelt. Bei entsprechender Rekapitalisierung durch einen Investor könnte diese Projektpipeline sodann ohne größeren Zeitverzug umgesetzt werden. Laut S.A.G. bestehe damit eine realistische Chance auf Fortführung der Unternehmensgruppe und Sicherung von Arbeitsplätzen (zum letzten BondGuide-Beitrag).

Ebenfalls auf der gestrigen Gewinnerliste im Frankfurter Mittelstandssegment zu finden, war die 7,875%-Unternehmensanleihe (+6% ggü. Vortag) der DF Deutschen Forfait AG. Dabei hatte der Forfaitierungsspezialist gestern nur über die erneute Verschiebung der zuletzt auf den 30. April anberaumten Bilanzpresse- und Analystenkonferenz informiert. Die DFAG begründete die neuerliche Verzögerung damit, dass für eine Veröffentlichung des testierten Konzernabschlusses 2013 das Entscheidungsverfahren des US-amerikanischen Office of Foreign Assets Control (OFAC) vollständig abgeschlossen sein muss. Das OFAC-Prüfverfahren zur Streichung der DFAG von der Sanktionsliste laufe aber noch immer. Unterdessen hat bereits die Bundesbank bestätigt, dass die Gesellschaft weder gegen deutsches noch gegen EU-Sanktionsrecht verstoßen habe. Neue Termine wird die DFAG unmittelbar nach Vorliegen einer Entscheidung des OFAC bekanntgeben. f89936930benoenergyBei den Inhabern der 7,38%-Anleihe über aktuell 10 Mio. EUR der e.n.o. energy GmbH blieb die gestrige Mitteilung zur verschobenen Veröffentlichung des Jahresabschlusses 2013 und zur vorübergehenden Aussetzung des Corporate Rating anscheinend unbemerkt. Begründet wurde der Aufschub bis voraussichtlich 9. Mai durch einen erheblich erweiterten Prüfungsaufwand, bedingt durch die Einführung eines neuen ERP-Systems, den Wechsel der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und der Tatsache, dass erstmals ein Konzernabschluss erstellt werden muss.

Am Montag ebenfalls gesucht, war die 8,25%-Schuldverschreibung (+5%) der MT-Energie GmbH. Heute findet am Firmensitz im niedersächsischen Zeven die zweite und damit finale Anleihengläubigerversammlung statt. Bei dem Treffen sollen die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden, um die Anleihebedingungen zu ändern. Außerdem soll ein gemeinsamer Vertreter der Anleihegläubiger bestellt werden. Zuletzt teilte der Biogasspezialist mit, den „konstruktiven Gegenantrag bzw. die Ergänzungsverlangen eines institutionellen Investors“ zu unterstützen und damit explizit die Wahl von One Square Advisory Services zum gemeinsamen Vertreter zu empfehlen (zu den Beiträgen). Ohne neue offizielle Unternehmensnachrichten setzten Marktteilnehmer im gestrigen Handelverlauf erneut auf die 9%-Schuldverschreibung (+10% auf 19,38%) über 12 Mio. EUR der Strenesse AG. Lesen Sie die jüngsten Ereignisse im Rückblick.

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