Anleihen heute im Fokus: 3W Power/AEG PS, Adler RE, Dürr, Seidensticker

3W Power S.A. / AEG Power Solutions: 3W Power/AEG Power Solutions erreicht wesentlichen Meilenstein mit Zustimmung der Hauptversammlung. Beschlossene Maßnahmen verbessern finanzielle Position von AEG PS durch substanzielle Schuldenreduktion und Delisting
Foto: 3W Power S.A./AEG Power Solutions Group

Zur Wochenmitte kommt deutlich mehr Schwung rund um den Bereich der Mittelstandsanleihen auf. So setzt der Energiekonzern 3W Power einen weiteren Schritt in Richtung Finanzrestrukturierung erfolgreich um – weitere Schritte folgen –, während Adler Real Estate via Anleihenaufstockung trotz inzwischen eingeleiteter Sommerpause erneut frische Investorengelder abgreift. Unterdessen giert der Dürr-Konzern nach der Homag Group: Dürr beabsichtigt die Übernahme der Aktienmehrheit am Holzmaschinenbauer. Neues gab es auch vom Hemdenhersteller Seidensticker, der seine Führungsspitze neu aufstellt.

Die 3W Power S.A. nimmt eine weitere Hürde auf dem Weg zur Konzernrestrukturierung. Wie die Holdinggesellschaft der auf Stromversorgungslösungen spezialisierten AEG PS gestern mitteilte, werden ausstehende 3W-Aktien ab heute im Verhältnis 10:1 zusammengelegt. Die Kapitalherabsetzung ist Bestandteil der von den Aktionären auf der Hauptversammlung am 25. Juni bewilligten Maßnahmen zur finanziellen Restrukturierung der operativen AEG PS. In den nächsten Schritten werden eine Barkapitalerhöhung um etwa 4 Mio. EUR, ein Wandel von 50% des ausstehenden Anleihenennwerts in Aktien via Debt-Equity-Swap und die Ausgabe eines neuen 50-Mio.-EUR-Bonds für die verbleibende Hälfte des ausstehenden Anleihenennwerts vorgenommen. Über Details der anstehenden Maßnahmen wird 3W zeitnah informieren. Darüber hinaus werden entsprechende Wertpapierprospekte nach ihrer jeweiligen Billigung durch die zugehörigen Regulierungsbehörden auf der Internetseite des Energiekonzerns (www.aegps.com) zur Verfügung gestellt. Die Maßnahmen zur Finanzrestrukturierung waren davor bereits von den Anleiheinhabern auf dem zweiten Gläubigertreffen am 5. Mai bewilligt worden. Zur letzten BondGuide-News …

Die Adler Real Estate AG schwingt sich erneut an den Bondmarkt, um neue Investorengelder abzugreifen. Zur Umsetzung des weiteren Konzernwachstums hat die auf Wohnimmobilien spezialisierte Gesellschaft nun ihre im Frühjahr ausgereichte 6%-Unternehmensanleihe (2014/19) binnen weniger Stunden um weitere 50 Mio. EUR auf jetzt final 100 Mio. EUR ausgebaut. Die neuen Teilschuldverschreibungen gingen im Wege einer Privatplatzierung ausschließlich an Institutionelle. Im Anschluss ist geplant, die seit April im Frankfurter Open Market umlaufende Schuldverschreibung, als dann 14. Emission im Premiumsegment Prime Standard für Anleihen ab dem 21. Juli aufzunehmen. Die Close Brothers Seydler Bank sowie Berenberg Bank agierten bei der Platzierung der Aufstockungstranche als Joint Global Coordinators und Bookrunners.

Adler Real Estate möchte noch höher hinaus: nach Mittelstandsanleihe und Aufstockung jetzt eine Wandelanleihe.„Wir verfügen damit über weitere Mittel, um erneut kräftig in den Erwerb von Beteiligungen an Wohnimmobilien in ganz Deutschland investieren zu können“, sagt Adler-Vorstand Axel Harloff. Nach der Übernahme der ebenfalls auf Wohnimmobilien fokussierten Estavis AG und dem jüngsten Erwerb von Portfolien mit rund 8.500 Wohn- und Gewerbeeinheiten im Wert von rund 409 Mio. EUR ist Adler laut eigenen Aussagen innerhalb von zwei Jahren bereits zu einem mittelgroßen Wohnungsbestandshalter in Deutschland mit rund 25.000 Einheiten aufgestiegen. Erst vor Kurzem hat Scope Ratings den Adler-Konzern im jährlichen Folgerating jedoch um eine Note von zuvor BB auf BB- (Ausblick stabil) herabgestuft. Das Downgrade begründeten die Ratingexperten in erster Linie mit der im vergangenen Jahr auf 71% (2012: 33%) gestiegenen Loan-to-Value-Ratio infolge einer vergleichsweise aggressiven Expansionsstrategie. Adler RE zuletzt im Fokus …

Paukenschlag bei der Dürr AG: Der Maschinen- und Anlagenbaukonzern beabsichtigt über seine 100%ige Tochtergesellschaft Dürr Technologies GmbH die Aktienmehrheit am Holzmaschinenbauer Homag Group zu übernehmen. Dafür habe Dürr mit verschiedenen Großaktionären von Homag Vereinbarungen zum Erwerb von insgesamt 53,7% der HOMAG-Aktien getroffen. Explizit lägen Kaufverträge mit der Deutschen Beteiligungs AG (39,5% der Aktien), dem Aktienpool Schuler/Klessmann (3%) und zwei weiteren Aktionären (rund 11%) vor, so Dürr. Der Vollzug der Kaufverträge stehe allerdings unter dem Vorbehalt der Freigabe durch die Kartellbehörden. Der Kaufpreis für die Mehrheitsbeteiligung liege bei 219 Mio. EUR. Zusätzlich wurde mit der Familie Schuler und der Klessmann-Stiftung, die bisher im Rahmen eines Aktienpools 25,1% an Homag halten, ein Beitritt von Dürr zum Pool vereinbart. Der Beitritt bezieht sich auf die 3% vom Pool erworbenen Aktien und wird kurz vor Vollzug des Kaufvertrags mit dem Aktienpool wirksam. Der Aktienpool wird dem Abschluss eines Beherrschungs- und/oder Gewinnabführungsvertrags durch Dürr zustimmen. Für diesen kann Dürr auf insgesamt 75,8% der Stimmen zurückgreifen.

01674b1824.jpgDÜRRUnterdessen wird Dürr den übrigen Homag-Aktionären ein freiwilliges öffentliches Angebot zur Übernahme aller Aktien unterbreiten. Hierfür sei angedacht, den freien Aktionären 26,35 EUR je Aktie in bar anzubieten – ein Premium von über 13% zum volumengewichteten Durchschnittskurs der Aktie in den letzten drei Monaten (23,30 EUR; Quelle: Bloomberg). Das Übernahmeangebot steht insbesondere unter einem Kartellvorbehalt. Ein Squeeze-out oder Delisting der Homag-Aktie im Anschluss an den Merger werde nicht angestrebt. Die Homag Group AG soll als eigenständiger Unternehmensbereich unter der Marke Homag im Dürr-Konzern fortgeführt werden. Die Akquisition soll das Portfolio von Dürr im Maschinen- & Anlagenbau ergänzen und neue Wachstumsmöglichkeiten erschließen. Bei Homagwurden in den letzten Jahren strategische Maßnahmen für Wachstum und Wertsteigerung erfolgreich eingeleitet. Diese Maßnahmen sollen in enger Zusammenarbeit mit Dürr weitergeführt und intensiviert werden. Positive Effekte werden u.a. durch die Globalisierung der Wertschöpfung, die Optimierung von Prozessen und IT sowie im Einkauf erwartet.

Hemdentausch bei der Textilkontor Walter Seidensticker GmbH & Co. KG: Europas größter Hemdenhersteller stellt seine Führungsspitze neu auf. Detlef Adler (56), langjähriger Sprecher und bislang neben den geschäftsführenden Gesellschaftern Frank und Gerd Oliver Seidensticker Mitglied der Unternehmensleitung, wird im angelaufenen Geschäftsjahr 2014/15 das Bielefelder Unternehmen verlassen. Zum 1. September 2014 tritt dafür Martin Friedrich (47) als CFO und COO in das Führungsgremium des Familienunternehmens ein. Vor 20 Jahren kam Adler von der Firma Goldwell zur Seidensticker-Gruppe und übernahm die Position des CFO, bevor er 1996 zum CEO ernannt wurde. Im Rahmen seiner langfristigen Lebensplanung wird er das Unternehmen nun planmäßig verlassen, um sich neuen Herausforderungen zu stellen, so Seidensticker. Frank und Gerd Oliver Seidensticker, die den Hemdenhersteller in der dritten Generation führen, dankten Adler für seine Kompetenz und sein Engagement.

Seidensticker_Hemden Quelle SeidenstickerMit dem diplomierten Wirtschaftsingenieur Martin Friedrich kommt nun ein ausgewiesener Finanzfachmann mit langjährigem Beratungshintergrund an Bord. Der zweifache Familienvater arbeitete bereits als CEO für die Ploucquet Holding GmbH und war seit 2008 als CFO bei der Ostendorf Beteiligungs-GmbH tätig, wo er die Bereiche Finanz- und Rechnungswesen, Controlling, Personal, Recht, Customer Service, Organisation und IT verantwortete. „Mit Martin Friedrich gewinnen wir einen Fachmann, gerade auf dem Gebiet der Prozessoptimierung. Wir freuen uns, gemeinsam mit ihm die Zukunft unseres Unternehmens zu gestalten“, bemerken Frank und Gerd Oliver Seidensticker in dem Statement.

Kurse- und Chartverlauf der genannten Mittelstandsanleihen finden Sie hier. Zum BondGuide-Musterdepot geht’s hier.

! Bitte nutzen Sie für Fragen und Meinungen Twitter – damit die gesamte Community davon profitiert. Verfolgen Sie alle Diskussionen & News zeitnaher auf Twitter @bondguide !