Anleihe-Neuemission Karlsberg Brauerei: „„Bewusst für den Kapitalmarkt entschieden“

Karlsberg Brauerei bietet neue Unternehmensanleihe an

BondGuide: Die etwas unseligen Diskussionen um ‚Mittelstandsanleihen‘ wie zuletzt im Januar/Februar lassen Sie kalt, perlt das an Karlsberg ab wie frisch gezapftes Pils?
Weber: Ja, hier möchte ich unterstreichen, dass wir nicht die geringsten negativen Erfahrungen mit diesem Markt gemacht haben, ganz im Gegenteil: Unsere Unternehmensanleihe 2012/17 stand zu keinem einzigen Zeitpunkt unter pari. Aktuell wieder bei rund 104% und…

BondGuide: …und das obwohl Sie doch vorhaben, vorzeitig bei 101% abzulösen, wenn man die Nachrichten richtig liest.
Weber: Ein Jahr vor Laufzeitende, also Ende September 2016, können wir zu 101% zurückzahlen. Wir halten das für einen unschätzbaren Vertrauensbeleg, dass unsere Erstanleihe nach wie vor deutlich über pari notiert, obwohl die Nachrichtenlage wie Sie sagen klar ist.
Breuling: Dem kann ich nur beipflichten. Wir sind allen Anforderungen des Marktsegments immer nachgekommen und haben freiwillig sogar mehr geliefert. So veröffentlichen wir beispielsweise unsere Unternehmenszahlen sobald sie uns vorliegen und nicht auf den letzten Drücker, nur weil das der Finanzkalender so vorschreibt. Wir sehen hier unsere Verantwortung gegenüber Investoren und nehmen diese an. Das ist eine bewusste Entscheidung, genauso wie unsere Entscheidung, weiterhin am Kapitalmarkt zu bleiben.

Interview mit Karlsberg

BondGuide: Bei unserem letzten gemeinsamen Gespräch hatten Sie mich aufgeklärt, was ‚Fernseh-Biere‘ seien – 2016 ist wieder Fußball-Jahr, genau wie bei der Erstemission 2012. Wie groß ist der Einfluss auf Karlsberg?
Weber: Die Medaille hat wie zu erwarten zwei Seiten. Es kommt auf die Übertragungszeiten an, das Wetter, und natürlich wie weit das deutsche Team kommt. Exakt planbar ist das nicht. Karlsberg hat allerdings historisch bedingt ein ganz ordentliches Frankreich-Geschäft, deshalb spielt auch das französische Team ein wenig für Karlsberg, wenn Sie so mögen.
Breuling: Fußball-Jahre sind gute Jahre, aber auch das Marketing und die Kommunikation für Promotion-Aktionen sind aufwendiger. Generell wird viel über Fußball und Übertragungen in einem Großereignis-Jahr gesprochen – das ist für die gesamte Brauerei-Branche vorteilhaft. 2014 mit dem Gewinn der Fußball-WM war aber sicherlich herausragend als Einzelbeispiel.
Weber: Man kann konstatieren, dass der Vermarktungserfolg dabei stets eine Kombination aus ganz verschiedenen Faktoren ist. Wichtig: Spaß beim Spiel. Sonderereignisse wie ‚WM dahemm‘[1] sind gut für alle Biere, egal wer damit wirbt.

Interview mit Karlsberg III

BondGuide: Was genau hat Karlsberg mit Frankreich zu schaffen?
Weber: Als im Saarland ansässige Brauerei hat Karlsberg in der Vergangenheit mehrfach die Nationalität gewechselt. Das Gebiet des heutigen Saarlandes stand im Laufe seiner jüngeren Geschichte zeitweise unter französischer Hoheit oder Einfluss. Daher ist Frankreich für uns der zweitwichtigste Markt. Aktuell verkaufen wir mehr Fassbier in Frankreich als in Deutschland.

BondGuide: Kann man bei Bier das Rad überhaupt noch neu erfinden?
Weber: Vielleicht mit Schaum unten. Aber Spaß beiseite: Es gibt stets einige Innovationen, egal ob Mate-Bier, Craft-Bier oder Cross-overs. In der Praxis sieht es so aus, dass man mit Bierprodukten eher in andere Getränkesegmente eindringt und dort Marktanteile substituiert. Denken Sie an MiXery oder alkoholfreie Biermischgetränke, die es vor Jahren überhaupt noch nicht gab: Die Marktanteile kommen in dem Beispiel also aus dem Limonadenbereich.
Breuling: Die Trends hin zu einer bewussteren Ernährung, hin zur Regionalität und hin zu biergeschmacklichen Besonderheiten sind sehr ausgeprägt. So kam das Wachstum im Biermarkt in den letzten Jahren vor allem durch alkoholfreie Biere und Biermischgetränke. Genau diese Segmente decken wir mit unserem Produktportfolio ab.

Christian_Weber Karlsberg

Christian Weber

BondGuide: Herr Breuling, Herr Weber, viel Erfolg bei Ihrer Folgeemission!

Interview: Falko Bozicevic



[1] ‚WM daheim‘