Air Berlin: trotz Dauersanierung operativ weiterhin im Tiefflug – Anleihen auf stabiler Flughöhe, Aktie gibt ab

Foto @ Air Berlin PLC & Co. Luftverkehrs KG

Deutschlands zweitgrößte Fluglinie operiert nach wie vor unter heftigen Turbulenzen: Im zweiten Quartal konnte die Airline weder beim Umsatz noch beim Ertrag die operative Flughöhe halten. Trotz aller Sanierungsbemühungen gelingt es der Fluggesellschaft nicht, nachhaltig aus der Verlustzone zu fliegen. Mit einem weiteren Restrukturierungsprogramm soll nun zum gefühlt x-ten Mal der operative Turnaround gelingen.

Im Berichtsquartal erlöste die Fluggesellschaft einen Konzernumsatz von 1,07 Mrd. EUR gegenüber 1,15 Mrd. EUR im Vorjahresquartal. Der operative Verlust (EBIT) lautete auf -15,9 Mio. EUR und hat sich damit gegenüber Q2/2014 mehr als verdoppelt. Ein deutlich verschlechtertes Finanzergebnis von -20,7 Mio. EUR (Q2/2014: 9,5 Mio. EUR) bescherte dem Carrier ein Vorsteuerverlust von -36,6 Mio. EUR – im Vorjahr wurde hier noch ein Plus von 2,6 Mio. EUR „eingeflogen“.

Beim Nettoergebnis konnte Air Berlin den Sturzflug ebenfalls nicht stoppen: Unterm Strich verblieb ein Periodenverlust von -37,5 Mio. EUR auf den Büchern, nach noch 8,6 Mio. EUR im Vorjahresquartal. Bei einem neuerlich ausgeweiteten negativen Eigenkapital von inzwischen über -575 Mio. EUR (31.12.14: -415,6 Mio. EUR) konnte zumindest die Nettoverschuldung seit Jahresbeginn um knapp 5% auf nunmehr 767 Mio. EUR (31.12.14: 804,3 Mio. EUR) abgebaut werden.

 Air Berlin PLC erzielt im zweiten Quartal 2015 einen Umsatz von EUR 1,071 Mrd. - das Nettoergebnis beträgt EUR -37,5 Mio.Mit Veröffentlichung der Q2-Ergebnisse nimmt der Druck auf den Lufthansa-Rivalen weiter zu. Zwar hatte Air Berlin bereits im Mai angesichts eines zunehmend umkämpfteren Marktumfelds mit anhaltendem Preisdruck in der Luftfahrtbranche vor einem „schwierigen“ zweiten Jahresviertel als Übergangsquartal gewarnt, dennoch scheint die Dauersanierung der Fluglinie bis dato keinerlei positive Ergebnisse zu liefern.

Air Berlin I 2010/15 (WKN: AB100A)

Air Berlin I 2010/15 (WKN: AB100A)

Inzwischen scheint Air Berlin finanztechnisch nur noch von Mehrheitsaktionär Etihad in der Luft gehalten zu werden. Die arabische Airline, die sich vor rund vier Jahren an Air Berlin beteiligt hat, hält derzeit noch knapp 30% der Gesellschaftsanteile. Fragt sich nur, wann der Geduldsfaden der Araber angesichts des operativ „dauerkriselnden Tieffliegers“ reist?!

Zumindest der Ausblick für die zweite Jahreshälfte stimme Air Berlin positiv. Im vierten Quartal soll dann erneut mit dem Umbau des Geschäftsmodells und der Konzernrestrukturierung gestartet werden – mal wieder! Vor dem seit Februar amtierenden Konzernchef Stefan Pichler, für den es beim aktuellen Sanierungsprogramm um alles oder nichts geht – „Das hier ist unser letzter Schuss, wir müssen es jetzt schaffen, es gibt keinen zweiten Versuch mehr!“ – sanierten bereits Wolfgang Prock-Schauer und vor ihm Hartmut Mehdorn Air Berlin.

Air Berlin II 2011/18 (WKN: AB100B)

Air Berlin II 2011/18 (WKN: AB100B)

Die ausstehenden Anleihen von Air Berlin zeigen sich zur Stunde weitgehend unbeeindruckt von den abermals wenig erbaulichen Zahlen, waren sie doch alles andere als überraschend. Die Aktie indes gibt um knapp 5% nach.

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