ETF-Research: Anleihen mit langer Duration nicht veräußern

Globale Renditen steigen
Die globalen Renditen haben sich ausgehend von extrem niedrigen Niveaus erholt, da zunehmend damit gerechnet wird, dass die wichtigen Zentralbanken die quantitative Lockerung einstellen und die Geldpolitik normalisieren. Der Wechsel in der Tonart der Zentralbanken in den westlichen Industrieländern hat zu einer zweiwöchigen Schwächephase bei globalen Staatsanleihen beigetragen. Im Juni und Anfang Juli stiegen die Renditen globaler Staatsanleihen um durchschnittlich 25 Basispunkte.

Die Futures-Daten der CFTC weisen die spekulativen Netto-Short-Positionen am kurzen Ende und die spekulativen Netto-Long-Positionen am langen Ende der US-Renditekurve aus, welche darauf hindeuten, dass die Anleger noch nicht davon überzeugt sind, dass sich das Wirtschaftsumfeld so stark verbessert, dass dies wesentliche Auswirkungen für den BIP- und Inflationsausblick hätte. Darüber hinaus sind die Netto-Long-Positionen bei 10-jährigen US-Treasuries auf Werte gestiegen, die zuletzt 2007 verzeichnet wurden.

Die früheren geldpolitischen Straffungszyklen der Fed gingen mit einer niedrigen Volatilität der Asset-Preise und einer Kurvenverflachung über das kurze Ende der Treasury-Renditekurve (Bear Flattening; Renditen am kurzen Ende steigen schneller als am langen Ende) einher. Die Renditedifferenz zwischen 10- und 2-jährigen Treasuries hat sich seit dem Ende der Finanzkrise bereits um 190 Basispunkte verengt, und die Volatilität fällt extrem gering aus.

Die graduelle Vorgehensweise bei den Zinserhöhungen dürfte zu stärkerem Aufwärtsdruck am kurzen Ende der Renditekurve im Vergleich zum langen Ende führen. Unseres Erachtens dürfte der verhaltene Inflationsausblick in Kombination mit der strukturellen Nachfrage nach Anleihen langer Laufzeit den Aufwärtsdruck am langen Kurvenende infolge der Einstellung der quantitativen Lockerungsmaßnahmen und der Normalisierung der Zentralbankbilanzen zum Teil ausgleichen. Daher rechnen wir mit einer allmählichen Verflachung der Renditekurve, die sich aber nur vergleichsweise geringfügig auf Anleihen mit langer Duration auswirken wird.

ETF II

Durationsentschädigung auf Allzeittief
Die Duration ist ein Messwert für die Anfälligkeit einer Anleihe gegenüber Zinsveränderungen. Während die Laufzeit einer Anleihe direkt in Zusammenhang mit der Duration steht, weisen die Kuponraten und Zinsen ein inverses Verhältnis zur Duration auf. So würde eine Anleihe mit einer Duration von 5 bei einem Zinsanstieg von 1 Prozent rund 5 Prozent einbüßen. Die Duration einer Nullkupon-Anleihe entspricht ihrer Restlaufzeit, während die Duration einer Kupon-Anleihe kürzer ist als deren Laufzeit. In der Regel gilt, dass je länger die Laufzeit, desto höher die Duration und desto höher das Zinsrisiko. Anleihen mit längerer Duration verlieren an Wert, wenn die Renditen steigen, während bei Anleihen mit kürzerer Duration das Gegenteil gilt. Die durchschnittliche Duration globaler Anleihen ist nach der Finanzkrise gestiegen, was zum Teil darauf zurückzuführen ist, dass sich die Emittenten die günstigeren langfristigen Finanzierungsbedingungen infolge der äußerst entgegenkommenden Geldpolitik weltweit zunutze machen. In der Folge ist die Entschädigung für das Durationsrisiko zusammen mit den langfristigen Renditen gesunken, bevor sie sich auf historischen Tiefstständen stabilisiert hat.