Anleihen zur Mitarbeiterbeteiligung oder: Lassen Sie sich von den mittelständischen Anleihen inspirieren!

Die Welt der Anleihen war bisher weiß und grau: Institutionelle Bonds emittiert durch Banken als Fremdemission auf der einen Seite, die Mittelstandsanleihen vertrieben als Eigenemission der Unternehmen, oftmals unterstützt durch Banken als Selling Agents auf der anderen Seite. Inzwischen lassen sich die institutionellen Anleihen von den Emissionswegen der Mittelstandsanleihen inspirieren. Dies hat die Schaeffler-Gruppe mit ihrer neuesten Anleihe über 326 Mio. EUR vom Juni/Juli 2012 getan. Auch der Prime Standard der Deutschen Börse zeigt dies.

Schaeffler: Mitarbeiterbeteiligung nach der Idee von Rena und Reiff
Die Schaeffler-Gruppe hat einen Bond begeben, bei dem auch Mitarbeiter berechtigt waren, diesen direkt und zum Ausgabekurs des sonstigen öffentlichen Angebots zu zeichnen. Dafür wurde ein Volumen in Höhe von bis zu 50 Mio. EUR reserviert, wovon 26 Mio. EUR platziert wurden. Auch Mittelstandsanleihen sahen bereits bevorrechtigte Angebote an Mitarbeiter vor. So haben Rena GmbH und Albert-Reiff GmbH & Co. KG gesonderte Tranchen in Höhe von 2 bzw. 1 Mio. EUR Mitarbeitern erfolgreich angeboten.

Der Fall Schaeffler zeigt, dass auch institutionelle Anleihen von Privatanlegern profitieren können. Dies müssen nicht nur Mitarbeiter, sondern können auch Kunden, sonstige Geschäftspartner sowie jeder normale Anleger sein. Der Schaeffler-Bond sieht daher auch eine Stückelung von 1.000 EUR vor. Abzuwarten ist, ob eine Notierung in einem liquiden Markt noch erfolgen wird.

Schaeffler reservierte für die Mitarbeiter eine Tranche von bis zu 50 Mio. EUR. Die Zeichnung erfolgte zeitlich nachgelagert zum sonstigen öffentlichen Angebot, in dem der Ausgabekurs im Bookbuilding ermittelt wurde. Dieser Kurs galt auch für die Mitarbeiter. Bei Rena und bei Reiff war eine Vorzeichnungsfrist für die Mitarbeiter vorgesehen. Hätten die Mitarbeiter den reservierten Betrag nicht gezeichnet, wären die Tranchen auch anderen Anlegern angeboten worden. Die Mitarbeiter zeichneten zum Ausgabekurs von 100%, der auch zunächst für das sonstige öffentliche Angebot galt. Die bevorrechtigen Zuteilungen, Ausgabekurse und Angebotsfristen waren entsprechend den gesetzlichen Anforderungen in den Prospekten jeweils offen gelegt worden.

Prime Standard und Retail Subscription Service
In die gleiche Richtung gehen die Regelungen des Prime Standard der Deutschen Börse: In diesen können Anleihen ab einem Volumen von 100 EUR Mio. sowohl aufgrund einer Notierung im Freiverkehr als auch im Regulierten Markt einbezogen werden.

Im Prime Standard kann eine Emission über die Börse anonym erfolgen. Ergänzend gibt es nun die Möglichkeit, über einen Retail Subscription Service zu platzieren: Anleger können web-basiert beim Emittenten zeichnen. Aufgrund der technischen Struktur des Services kennt der Emittent seine Anleger namentlich. Die Zeichnung kann also auf bestimmte Anlegergruppen wie Mitarbeiter eingegrenzt werden. Bei ausreichender datenschutzrechtlicher und wettbewerbsrechtlicher Absicherung können die Zeichner bei einer weiteren Finanzierung zudem direkt angesprochen werden. Ebenso könnte dieser Service nach Aufnahme des Handels für eine nachgelagerte Zeichnungsperiode weiter genutzt werden.

Fazit
Auch bei den institutionellen Anleihen werden die Emissionswege vielfältiger und der Privatanleger und insbesondere Friends & Family einschließlich Mitarbeiter sollen bei Emissionen mit angesprochen werden können.

Von Dr. Anne de Boer, Partnerin, GSK Stockmann + Kollegen