Interview mit Dr. Thomas Märtz, VEDES: „Wir wollen jetzt wieder deutlich wachsen“

Dr. Thomas Märtz, VEDES

Interview mit Dr. Thomas Märtz, Vorstandsvorsitzender der VEDES AG, ergänzend zur Anleihe im Fokus.

BondGuide: Herr Dr. Märtz, Sie haben bereits im Dezember eine einjährige Anleihe an institutionelle Investoren emittiert. Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?
Märtz: Unsere erste Anleihe haben wir emittiert, um das operative Großhandelsgeschäft der damaligen Nummer eins im Spielwarenmarkt zu erwerben und mit unserem eigenen Großhandel, der bisher die Nummer zwei im Markt war, zusammenzuführen. Unsere Erfahrungen mit dieser Finanzierungsform, die sehr kurzfristig mit der uns betreuenden Bank Steubing auf die Beine gestellt werden musste, waren sehr gut. Auch bei unserer zweiten Emission ist das Feedback der Investoren durchweg positiv.

BondGuide: Ihr neuer Bond wird nach fünf Jahren zurückgezahlt. Ist der Grund für die längere Laufzeit, dass sie diesmal auch Privatanleger ansprechen wollen?
Märtz: Wir hatten bereits 2013 vor, eine fünfjährige Unternehmensanleihe zu begeben mit öffentlichem Angebot, das sich gleichermaßen an private und institutionelle Investoren richten sollte. Aber um die Akquisition im vorgegebenen Zeitplan realisieren zu können, mussten wir darauf verzichten, einen Wertpapierprospekt zu erstellen und billigen zu lassen. Diesen etwas zeitaufwändigeren Prozess haben wir jetzt nachgeholt – deshalb nun das öffentliche Angebot und die zweite Anleihe.

BondGuide: Wie haben sich Ihre Umsätze und Erträge in den vergangenen Jahren entwickelt?
Märtz: Wir zeichnen uns durch eine sehr ausgeprägte Stabilität aus. Seit 2009 weisen wir durchweg positive Erträge aus. 2013 haben wir einen Umsatz von 63,1 Mio. EUR, ein EBITDA von knapp 2,0 Mio. EUR und einen Jahresüberschuss von 0,9 Mio. EUR erzielt. Der operative Cashflow lag 2013 bei 3,7 Mio. EUR.

BondGuide: Ihr Eigenkapital hat sich durch die erste Anleihe verringert. Wie ist hoch ist diese Quote derzeit?
Märtz: Zum 31. Dezember 2013 lag die Eigenkapitalquote bei 40,2%. Sie ist trotz der guten Gewinnentwicklung aufgrund der Anleiheemission im Volumen von 12 Mio. Euro natürlich etwas zurückgegangen. Ein Jahr zuvor zuvor lag sie bei 54,9%.

BondGuide: Wie war 2013 das Verhältnis der Nettoschulden zum operativen Gewinn EBITDA?
Märtz: Das Verhältnis lag 2013 bei -1,2. Dass dieser Wert negativ ist, liegt an den „negativen“ Nettoverbindlichkeiten, was also gleichbedeutend mit einem Nettofinanzvermögen ist.

BondGuide: Welche Wachstumsziele wollen Sie in den nächsten Jahren erreichen?
Märtz: Nach einer langen Phase mit hoher Stabilität bei Umsatz und Ertrag wollen wir jetzt wieder deutlich wachsen. Wichtigster Wachstumstreiber ist der Großhandel: Von einem Großhandelsumsatz von 52 Mio. EUR im Jahr 2013 wollen wir innerhalb der nächsten zwei Jahre auf über 125 Mio. EUR pro Jahr kommen. Der Fachhandelsanteil wird dadurch von 87% auf rund zwei Drittel sinken. Deutlich steigen werden aber Umsätze mit dem SB-Handel und Online-Händler auf einen Anteil von über 30%.

BondGuide: Wozu wollen Sie das frische Geld aus der Anleihe genau verwenden?
Märtz: Bei einer Vollplatzierung und der kompletten Annahme des Umtauschangebots fließt uns ein Nettoemissionserlös von bis zu rund 7,2 Mio. EUR zu. Sollte das Umtauschangebot nicht vollständig in Höhe von 12 Mio. Euro angenommen werden, werden wir einen Teil des Nettoemissionserlöses zur Rückzahlung der nicht umgetauschten Schuldverschreibungen verwenden. Der verbleibende Teil soll für allgemeine Unternehmenszwecke Verwendung finden. 50% davon fließen in Investitionen, vor allem zum Aufbau von Warenvorräten. Mit den übrigen 50% sollen die mit der Hoffmann-Übernahme verbundenen Integrationskosten finanziert werden.

BondGuide: Ihre Anleihe hat von Feri die Ratingnote BB bekommen. Fühlen Sie sich damit gerecht beurteilt?
Märtz: Wir sind selbstbewusst genug zu sagen, dass die VEDES mit ihrer 110-jährigen Geschichte, ihrer Ertragsstärke und der außergewöhnlichen Marktposition sich nicht vor Unternehmen mit Investment Grade verstecken muss. Aber ich kann eine Rating-Agentur verstehen, dass sie in einer Situation, wo die Nummer zwei im Markt die größere Nummer eins übernimmt, einen gewissen Risikoabschlag vornimmt.

BondGuide:
Ist Ihre Anleihe mit Sicherheiten für die Anleger ausgestattet?
Märtz: Investoren dient die Marke VEDES als Sicherheit. Wir haben ein aktuelles Wertgutachten für unsere Marke, die erst 2012 zu einer „Marke des Jahrhunderts“ in Deutschland gekürt wurde, erstellen lassen. Demnach liegt der Wert zum 31.12.2013 zwischen 27,8 Mio. EUR und 36,3 Mio. EUR, je nach Bewertungsmethode.

BondGuide: Gibt es auch besondere Schutzrechte?
Märtz: Wir bieten natürlich die marktüblichen Schutzklauseln wie Kontrollwechsel oder Drittverzug. Besonders hervorheben möchte ich aber die Ausschüttungsbegrenzung in Höhe von 50% des HGB-Jahresüberschusses.

BondGuide: Herr Dr. Märtz, vielen Dank für das interessante Gespräch!

Das Interview führte Thomas Müncher.