„Höhere Transparenzpflichten, ob freiwillig oder vorgeschrieben, stellen die Euroboden nach wie vor nicht vor die geringsten Herausforderungen” – Interview mit Martin Moll, Euroboden, und Kai Jordan, mwb fairtrade

Euroboden GmbH: Kündigung der 7,375 % Anleihe 2013

BondGuide: Diverse Punkte scheinen selbstverständlich – oder nicht?
Moll: Es ist für uns selbstverständlich, den Jahresabschluss nach maximal sechs Monaten, einen Halbjahresbericht zeitnah zu veröffentlichen und einen Unternehmenskalender aktualisiert online zu halten. Dazu kommt die Installation einer Analystenkonferenz mindestens einmal pro Jahr.
Jordan: …unser Ziel ist eher mehr als weniger. Es scheint mir keine Einschränkung der Geschäftstätigkeit eines Emittenten, sich mindestens zweimal im Jahr in Frankfurt, München, Hamburg oder Berlin vor Investoren und Interessierten zu präsentieren.

BondGuide: Gleichwohl winkt ein Zinszuschlag, falls die höheren und selbst auferlegten Pflichten doch nicht eingehalten würden. Ist das wirklich nötig?
Moll: Vielleicht ist es nicht unbedingt nötig, aber da wir ohnehin nicht vorhaben, diese Hürden zu reißen, ist es umgekehrt kein Problem, uns auch formell zu verpflichten und so den auferlegten Anforderungen Nachdruck zu verleihen. Wir haben eine Zinserhöhung von 0,5 Punkten für die nachfolgende Periode als Zuschlag in den Anleihebestimmungen fixiert. Wir gehen aber selbstverständlich davon aus, dass dieser Fall nie eintreten wird.

BondGuide: Euroboden hat sich in der Vergangenheit ohnehin in dieser Hinsicht wenig zuschulden kommen lassen.
Moll: Gar nichts. Daher bestand für uns ja auch kein Zweifel, dass wir höheren, freiwilligen Anforderungen nachkommen können, und seien sie auch ‚strafbewehrt‘. 

‚Kein Investor hat meines Wissens nach SCALE oder einem anderen sog. Auswahlsegment gestellt‘
[Kai Jordan, mwb fairtrade]

BondGuide: Im allgemeinen Freiverkehr – den inzwischen fast alle Emittenten wählen – ist ein ‚Mehr‘ nicht verankert. Spielen die ursprünglichen Auswahlsegmente wie Entry Standard, jetzt SCALE, mittelstandsmarkt, etc. noch eine Rolle?
Jordan: Ganz klar: nein. Kein Investor hat meines Wissens danach gefragt.
Moll: Diesen Eindruck kann ich bestätigen. Darüber hinaus muss man sehen, dass der Entry-Nachfolger SCALE in seinem Anforderungsprofil aus meiner Sicht mehr auf Industrieunternehmen zugeschnitten scheint.

Kai Jordan, mwb fairtrade

Kai Jordan, mwb fairtrade

BondGuide: Ist der Best Practice Guide noch irgendwo oder bei irgendwem ein Thema?
Jordan: Tja. Es war eigentlich ein guter Ansatz auszuformulieren, wie ein guter Bond, ein guter Emittent aussehen könnte… Aber nur ein oder zwei Emittenten haben meines Wissen sich offensiv mit dem Best Practice Guide auseinander gesetzt. Kurz gesagt: schade. Die Initiative ist als Strohfeuer verglimmt. Es spricht nach wie vor jedoch überhaupt nichts dagegen, dass aktuelle Emittenten einzelne oder alle beschriebenen Standards erfüllen oder übererfüllen, oder aber wie beim Corporate Governance Index gemäß ‚Comply or complain‘ erläutern, weshalb bei bestimmten Vorgaben von der Norm abgewichen werden muss: In der Tat scheint mir die Vorgabeliste etwas knochig und starr.  Man kann gegenüber Investoren ja erläutern, weshalb bestimmte Punkte nicht zutreffen oder aktuell nicht erfüllt werden. Ich kenne keinen Investor, der plausiblen Gründen gegenüber nicht aufgeschlossen wäre.

‚Es ist ein strategisches Ziel von Euroboden, auch langfristig dem Kapitalmarkt treu zu bleiben‘
[Martin Moll, Euroboden]

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