„Gelungene Balance zwischen unseren Finanzierungsbedürfnissen und attraktiver Rendite für Anleger“

Mit dem „Traumschiff“ nimmt ein weiterer bekannter Markenname Kurs auf den Entry Standard in Frankfurt: Die MS „Deutschland“ Beteiligungsgesellschaft mbH plant eine Anleihe über mindestens 50 Mio. EUR. Der Bond hat eine Laufzeit von 5 Jahren und wird mit 6,875% verzinst. Im Gespräch mit BondGuide erklären Geschäftsführer Konstantin Bissias und Rafal Grabarkiewicz, Leiter Unternehmensentwicklung, die besonderen Sicherheiten für Anleger und erläutern die erklärungsbedürftige Bilanzstruktur.

Interview mit Konstantin Bissias, Geschäftsführer, und Rafal Grabarkiewicz, Leiter Unternehmensentwicklung, MS „Deutschland“ Beteiligungsgesellschaft mbH
BondGuide: Meine Herren, das „Traumschiff“ ist vielen Deutschen ein Begriff. Doch was genau macht das Besondere an der MS „Deutschland“ aus?
Bissias: Unser Schiff ist mit 294 Kabinen deutlich kleiner als die meisten Kreuzfahrtschiffe. Ein opulentes Inneres im Stile der goldenen 20er Jahre mit hochwertigen Materialen in Kombination mit einer Vielzahl an Annehmlichkeiten macht das Reisen bei uns zu etwas ganz Besonderem.

BondGuide: In letzter Zeit befand sich das Traumschiff jedoch auf stürmischer See: Erst die missglückte Umflaggung nun noch die Entlassung des langjährigen Kapitäns. In der Presse wurde aufgrund dieser Vorgänge von signifikanten Buchungsrückgängen geredet.
Bissias: In der Tat gab es Überlegungen die MS „Deutschland“ unter anderem Register fahren zu lassen. Nach positiven Gesprächen mit der Politik wurde davon aber wieder Abstand genommen. Das „Traumschiff“ wird auch zukünftig weiter unter deutscher Flagge fahren. Die Berichte über Stornowellen sind schlicht falsch. Im Zeitraum der erwähnten Vorgänge hatten wir insgesamt gerade mal sechs Stornierungen.

BondGuide: Wieso sind Auslastungsrate und Umsatz für 2012 rückläufig im Vergleich zu den Zahlen von 2011?
Grabarkiewicz: Aufgrund der Katastrophe in Fukushima im Frühjahr 2011 wurden wir gezwungen, unsere für Frühjahr 2012 geplanten Asienrouten zu stornieren und mussten kurzfristig Ersatz für diese Reisen finden. Dies hat zu einer schwächeren Auslastung und folglich zu einem geringeren Umsatz als im Vorjahreszeitraum geführt. Allerdings ist unser Buchungsbestand für 2013 jetzt schon um 30% höher als im Vorjahr, so dass wir dem kommenden Jahr sehr positiv entgegen sehen.

BondGuide: Ihre Gewinn-und-Verlust-Rechnung weist über die letzten Jahre einen Jahresfehlbetrag aus, zudem wirkt die Eigenkapitalposition auf den ersten Blick erschreckend. Wie kommt es zu dem negativen Eigenkapital?
Grabarkiewicz: Die Gesellschaft operiert schon positiv, was den Cashflow angeht. Dies ist das Entscheidende. Wenn man das Ergebnis nach Steuern betrachtet, muss man bedenken, dass wir jährliche Abschreibungen auf das Schiff vornehmen, die höher sind als der tatsächliche Wertverlust. Dazu kommt, dass die von den Voreigentümern getroffene Bilanzpolitik Investitionen sofort dem laufenden Ergebnis zuordnet und nicht planmäßig auf viele Geschäftsjahre verteilt. Die schwache Eigenkapitalposition ist also nicht operativen Verlusten geschuldet, sondern hohen Abschreibungen. Auf der anderen Seite sind dadurch als aktivisches Gegengewicht erhebliche stille Reserven von über 30 Mio. EUR entstanden. Würden wir diese aktivieren, könnten wir auf einen Schlag die Eigenkapitalseite massiv stärken. Da dies aber gleichzeitig zu einer steuerlichen Belastung führen würde, erachten wir diese Vorgehensweise derzeit nicht für sinnvoll.

BondGuide: Wofür genau soll der Erlös der Emission genutzt werden?
Grabarkiewicz: Wir wollen rund 50 Mio. EUR an alten Darlehen bei Kreditgebern ablösen. Dies machen wir nicht, weil unsere Darlehensgeber Druck ausüben, sondern um  Sicherungseintragungen, also Hypotheken auf dem Schiff, aufzulösen und anschließend nur noch eine erstrangige Hypothek, nämlich die der Anleihegläubiger, eintragen zu können. Zurzeit haben wir mehrere Gläubiger, deren Hypotheken wiederum mit unterschiedlichen Rängen im Schiffsregister eingetragen sind. Dies wollen wir vereinfachen.

BondGuide: Sie haben es ja schon kurz erwähnt: Könnten Sie die genauen Sicherheiten der Anleihegläubiger noch ein wenig erörtern?
Grabarkiewicz: Wir emittieren wohl die erste Mittelstandsanleihe, bei der Anleihegläubiger eine erstrangige Hypothek als Sicherheit haben. Nach der Emission wird in das Schiffsregister eine Hypothek zu Gunsten der Anleihegläubiger in Höhe des Gesamtnennbetrags der Emission eingetragen. Zusätzlich ist die Anleihe durch eine Loan-to-Value-Klausel besichert. Dies bedeutet, das Verhältnis von Bruttoemissionserlös zu Verkehrswert der MS „Deutschland“ darf den Wert von 90% nicht überschreiten. Ansonsten wären weitere Sicherheiten zu stellen. Der Verkehrswert wird jährlich durch einen Sachverständigen festgestellt. Außerdem sind die ersten zwei Zinszahlungen 2013/14 durch ein Gesellschafterdarlehen abgesichert. Diese Kreditlinien sind zweckgebunden und dürfen nur für die Bedienung von Kapitalmarktverbindlichkeiten verwendet werden.

BondGuide: Der Kupon in Höhe von 6,875% liegt im Mittelfeld des derzeitigen Markttrends. Wie ergab sich die Entscheidungsfindung hier?
Grabarkiewicz: Wir haben ein ausführliches Pre-Sounding mit einer hohen Anzahl von potentiellen Investoren durchgeführt. Natürlich haben wir uns auch andere Emissionen im Markt angesehen, um zu vergleichen. Die im Mittelstandsmarkt bisher wohl einzigartige Kombination eines „A“-Ratings mit einer Besicherung im ersten Rang führten letztendlich zu dem Ergebnis von 6,875%. Das Feedback auf unsere Emission ist  bisher sehr erfreulich.
Bissias: Der Kupon stellt übrigens eine gelungene Balance zwischen unseren Finanzierungsbedürfnissen und einer attraktiven Rendite für den Anleger dar.

BondGuide: Wie beabsichtigen Sie später die Tilgung der Anleihe?
Grabarkiewicz: Natürlich ist dies auch immer vom Geschäftsverlauf und dem absoluten Emissionsvolumen abhängig. Es wird aber wohl auf einen Mix aus bis dahin verfügbaren Barmitteln und einer Finanzierungskomponente hinauslaufen.

BondGuide: Wieso haben Sie sich für den Entry Standard in Frankfurt entschieden?
Bissias: Frankfurt ist einer der bekanntesten Märkte, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Für uns gab es daher keinen Grund auf einen anderen Börsenplatz auszuweichen.

BondGuide: Herr Bissias, Herr Grabarkiewicz, vielen Dank das interessante Gespräch.

Das Interview führte Jan Klatte.

Anleiheübersicht – MS „Deutschland“ Beteiligungsgesellschaft mbH

WKN A1R E7V
Erstnotiz vsl. 18. Dezember 2012
Zeichnungsfrist vsl. 5. bis 14. Dezember 2012 (vorzeitige Schließung möglich)
Ausgabepreis 100%
Kupon 6,875%
Stückelung EUR 1.000
Laufzeit 5 Jahre
Marktsegment Entry Standard Frankfurt
Emissionsvolumen mind. 50 Mio. EUR (Aufstockungsoption auf 60 Mio.)
Rating A (Scope) – Anleiherating
Banken/Sales quirin bank AG
Internet www.msdeutschland-gmbh.de/anleihe

Kurzprofil – MS „Deutschland“ Beteiligungsgesellschaft mbH

Branche Kreuzfahrten
Unternehmenssitz Neustadt in Holstein
Mitarbeiter 295

Geschäfts- und Kennzahlen – MS „Deutschland“ Beteiligungsgesellschaft mbH

2010 2011 9M/2012
Umsatz1)  13,22) 49,5 34,1
EBITDA1) 0,3 -1,7 0,5
Operativer Cashflow1) 1,2 -6,6 1,1
Jahresergebnis1) -1,3 -8,6 -5,0

1) in Mio. EUR
2) Bedingt durch Neugründung nur Rumpfgeschäftsjahr (4 Monate)
Quelle: Unternehmensangaben

Bewertung – MS „Deutschland“ Beteiligungsgesellschaft mbH

Wachstumsstrategie/Mittelverwendung: ****
Peergroup-Vergleich: ***
Kennzahlen (Zinsdeckung, Gearing o.Ä.): *
IR/Bond-IR: ***
Covenants: ****
Liquidität im Handel (e) ****
Fazit by BondGuide **** (attraktiv – Chancen/Risiken überwiegen) #

#) Aufwertung, da schnelle Ausplatzierung wahrscheinlich