„Effektive Mehrbelastung durch die Anleihe rund nur 0,5 Mio. EUR“

Karlsberg Brauerei GmbH: Ralph Breuling verlässt Karlsberg-Gruppe

Der Biermarkt ist hart umkämpft. Zudem geht der Bierkonsum in Deutschland weiter zurück. In diesem Umfeld plant die Traditionsbrauerei Karlsberg eine Anleihe zu begeben. Im Gespräch mit BondGuide erläutern Christian Weber und Ralph Breuling, wie man diesem Trend begegnen will und wie Karlsberg weiter wachsen soll.

Interview mit Christian Weber und Ralph Breuling, Karlsberg Brauerei GmbH*

BondGuide: Herr Weber, Herr Breuling, der Bierabsatz in Deutschland ist weiterhin rückläufig – wo ist da der Wachstumsmarkt?
Weber: In unserem Fall konzentrieren wir uns ganz klar auf starke Marken. Zwar ist der Bierabsatz generell rückläufig, aber mit starken Marken kann man sich noch gut weiterentwickeln. Wir konzentrieren uns auf drei große Segmente. Erstens natürlich das klassische Biergeschäft – vor allem in der Kernregion. Hier ist es uns gelungen über die Themen „Regionalität“ und „Verbundenheit“ Marktanteile zu gewinnen. Gleichzeitig setzt Karlsberg auch auf zwei innovative Zukunftssegmente: Biermischgetränke, die wir als Pionier mitgestaltet haben, und alkoholfreie Biere. In diesem Bereich expandieren wir derzeit in Südwestdeutschland.

BondGuide: Wo sehen Sie das größte Wachstumspotenzial in der Brauerei-Branche?
Weber: Die zwei Segmente Biermischprodukte und alkoholfreie Biere werden auf jeden Fall das größte Wachstumspotenzial in den nächsten Jahren haben. Aber auch das regionale, klassische Biergeschäft hat durchaus Potenzial weiter zu wachsen. Hier setzen wir vor allem auf das ertragsstarke Fassbiergeschäft.

BondGuide: Wie hoch ist denn Ihr Bierkonsum in der Woche – gehen Sie mit gutem Beispiel voran?
Weber: Mein persönlicher Bierkonsum hängt immer stark von den Veranstaltungen ab. Im Schnitt trinke ich ein bis zwei Bier am Tag.

BondGuide: Laut Wertpapierprospekt werden sämtliche Gewinne der Emittentin an die Alleingesellschafterin abgeführt – was heißt das konkret?
Weber: Strukturell gibt es drei Ebenen. Die oberste Gesellschaft, also die Muttergesellschaft, ist die Karlsberg Brauerei KG Weber, in der die Familie vertreten ist. Darunter gibt es eine Finanzholding, die Karlsberg Holding GmbH, die die verschiedenen Geschäftsbereiche überwacht. Das operative Geschäft liegt in der Karlsberg Brauerei GmbH. Da die Mittel aus der Anleihe hierfür gedacht sind, ist die Karlsberg Brauerei auch die Emittentin. Diese Gesellschaft hat einen Ergebnisabführungsvertrag mit der Holding. Aus diesem Grund war es uns sehr wichtig in den Covenants festzusetzen, dass sowohl die Emittentin als auch die Holding eine Verpflichtung zu einer Mindesteigenkapitalquote eingegangen sind.

BondGuide: Und wie soll der Emissionserlös genau investiert werden?
Weber: Der Hauptverwendungszweck für den Erlös ist das Wachstum unserer Marken. Wir wollen das Wachstum der letzten Jahre weiterführen. Historisch gesehen haben wir eine Mischung aus einem Markengeschäft und einem taktischen Segment, dem Handelsmarkengeschäft. Nun haben wir uns aus strategischen Gründen dafür entschieden, das Markengeschäft weiter auszubauen und das Handelsmarkengeschäft schrittweise zu reduzieren. Zudem werden wir einen Teil des Erlöses dazu verwenden, kurzfristige Verbindlichkeiten bei Banken, die wir bereits seit 2011 in Maßnahmen zur Weiterentwicklung der Kernmarken investiert haben, in mittelfristige gegenüber unseren Investoren umzuwandeln.

BondGuide: Wieso fiel Ihre Wahl auf den Entry Standard?
Breuling: Ein Aspekt ist natürlich die regionale Nähe zu Frankfurt. Aber wir haben auch die anderen Börsenplätze betrachtet. In Düsseldorf braucht man ein Mindestrating von BB. Von Creditreform hat Karlsberg ein Rating von BB- bekommen. Wir hatten uns jedoch schon im Vorfeld eben aus regionaler Verbundenheit gegen Düsseldorf entschieden. Und nach eingehender Beratung mit unseren Emissionspartnern haben wir uns dann auf Frankfurt festgelegt.

BondGuide: Damit kommt eine zusätzliche Zinsbelastung von rund 2,2 Mio. EUR jährlich auf Sie zu – wie wohl fühlen Sie sich damit?
Breuling: Es ist nicht so, dass die 30 Mio. EUR eine zusätzliche Verschuldung des Unternehmens bedeuten. Vielmehr wird es zu einer Umschichtung von kurzfristen Krediten, mit denen zusätzliche Investitionen in Märkte und Marken finanziert wurden, kommen. Durch diese Umfinanzierung kommt es letztendlich zu einer effektiven Mehrbelastung von rund 0,5 Mio. EUR.

BondGuide: Und wie sieht es mit der Refinanzierung der Anleihe aus?
Weber: Da werden wir die verschiedenen Optionen prüfen und sehen, wie sich der Markt entwickelt. Dann wird sich zeigen, ob man wieder zurück zur klassischen Bankfinanzierung geht oder man künftig weiterhin das Tool „Mittelstandsanleihe“ nutzen kann. Aber wir sind finanziell so ausgestattet, dass wir – ohne dass es einer Refinanzierung bedürfen würde – die Anleihe zurückbezahlen können. Dennoch planen wir weiterhin mit Fremdkapital zu arbeiten und daher wäre eine weitere Anleihe auch eine Option.

BondGuide: Welche Sicherheiten bieten Sie den Anlegern?
Breuling: Letztendlich haben wir eine Covenants-Struktur gewählt, die im Vergleich zu anderen weitaus komfortabler ist. Neben den üblichen Covenants wie Change of Control und Negative Pledge haben wir uns zu einer maximalen Verschuldungsgrenze verpflichtet. Darüber hinaus haben wir uns noch auf eine Mindesteigenkapitalquote sowohl bei der Muttergesellschaft, mindestens 25%, respektive 40% ab 2014, als auch bei der Emittentin, mindestens 20%, geeinigt.

BondGuide: Herr Weber, Herr Breuling, vielen Dank für das interessante Gespräch.

Das Interview führte Maximiliane Worch.
Anleiheübersicht – Karlsberg Brauerei GmbH

WKN

A1R EWV

Erstnotiz

vsl. 24. September

Zeichnungsfrist

10. bis 21. September

Ausgabepreis

100%

Stückelung

ab 1.000 EUR

Laufzeit

5 Jahre

Marktsegment

Entry Standard

Emissionsvolumen

bis zu 30 Mio. EUR

Rating Unternehmen

BB- (Creditreform)

Banken/Sales

IKB

Internet

www.karlsberg.de

Kurzprofil – Karlsberg Brauerei GmbH

Branche

Brauerei

Unternehmenssitz

Bad Homburg

Umsatz 2011

161,8 Mio. EUR

EBIT 2011 (ungeprüft)

4,9 Mio. EUR

Bewertung – Karlsberg Brauerei GmbH

Wachstumsstrategie/Mittelverwendung

***

Peergroup-Vergleich

**

Kennzahlen

**

IR/Bond-IR

***

Covenants

****

Liquidität im Handel (e)

****

Fazit by BondGuide

*** (interessant-Chancen/Risiken ausgeglichen)

*) Christian Weber ist Generalbevollmächtigter der Karlsberg Brauerei KG Weber/strategische Unternehmensführung der Gruppe, und Ralph Breuling, ist der für Finanzen zuständiger Prokurist der Gruppe sowie Mitglied der Geschäftsleitung der Karlsberg Brauerei GmbH