Beate-Uhse-CEO Hooft: „Verschaffen uns mit der Anleihe unternehmerische Freiheiten und Flexibilität“

Serge van der Hooft

Im Gespräch mit dem BondGuide gibt CEO Serge van der Hooft Auskunft über den Stand der Sanierung, die künftigen Wachstumsfelder und die Details der Anleihe. 

Ergänzend zur Anleihe im Fokus.

BondGuide: Herr van der Hooft, die Beate Uhse AG hat ihr Geschäftsmodell radikal geändert. Wie sieht Ihre Unternehmensstrategie jetzt aus?
van der Hooft: Nach erfolgreicher Restrukturierung des Unternehmens seit 2010 und einer Stabilisierungsphase in den letzten zwei Jahren wollen wir wieder wachsen. Dafür positionieren wir jetzt die bekannteste Marke der Erotikbranche im Lifestyle-Segment –mit starkem Fokus auf Frauen und Paare. Corporate Design und Vertriebswege sind an die Zielgruppen und das wachsende E-Commerce-Geschäft angepasst. Branchenstudien sehen ein erhebliches Marktpotential bei Frauen, vor allem bei Erotik via Internet.

BondGuide: Wie weit ist Ihre Restrukturierung bisher gediehen?
van der Hooft: Neben einem Marken-Relaunch haben wir verschiedene Projekte zur Kosteneinsparung und -optimierung durchgeführt. Mit signifikanten Verbesserungen des EBIT von 1,4 Mio. EUR im Jahr 2012 auf 3,4 Mio. EUR ein Jahr später zeigen diese Programme auch in den Erträgen Wirkung. Seit 2006 sind aus dem operativen Cashflow Bankverbindlichkeiten von rund 77 Mio. EUR zurückgeführt worden. Das Ergebnis ist eine niedrige Nettoverschuldung bei gleichzeitig nachhaltig positiven Cashflows. Der Turnaround ist damit erfolgreich vollzogen.

BondGuide: Schreiben Sie bereits wieder schwarze Zahlen?
van der Hooft: Nach drei Verlustjahren lagen wir im Geschäftsjahr 2013 mit einem Nettoergebnis von 3,7 Mio. EUR bereits deutlich im positiven Bereich. Zudem bestätigen die Zahlen für das erste Quartal 2014 den Einstieg in die profitable Expansion. So ist der Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 4% auf 38 Mio. EUR gewachsen und das EBIT sogar um 80% auf 1,1 Mio. EUR. Das eröffnet uns Spielräume für Investitionen, um die Marktposition nachhaltig auszubauen.

BondGuide: Welche Rolle spielt dabei die Anleihe, die Sie jetzt emittieren wollen?
van der Hooft: Die Emission der Anleihe ist Teil unseres strategischen Konzepts, um zu expandieren und unsere Marke weiterzuentwickeln. Damit können wir unser mittel- bis langfristig geplantes Wachstum finanzieren. Außerdem sind wir damit in der Lage, ausstehende Verbindlichkeiten zu tilgen. Die finanzielle Unabhängigkeit wiederum verschafft uns mehr unternehmerische Freiheit und Flexibilität.

BondGuide: Was sind momentan die Hauptgeschäftsfelder?
van der Hooft: Unser Kerngeschäft liegt im Versand- und Einzelhandel, zu dem auch der E-Commerce gehört. Mit 96 stationären Shops sind wir in sechs europäischen Ländern aktiv, inklusive E-Commerce sogar in elf. Die regionalen Schwerpunkte sind Deutschland, die Benelux-Staaten, Frankreich und Skandinavien. Mit länderspezifischen Dachmarken und der Einführung neuer Eigenmarken grenzen wir uns von Mitbewerbern ab. Zum breiten Produktportfolio gehören jetzt auch Bereiche wie Lingerie, Love Toys und Wellness-Produkte. Mehrwert generieren wir zudem durch unseren weltweiten Großhandel, bei dem sogar Konkurrenten einkaufen, und die Entertainment-Sparte.

BondGuide: Wie haben sich Ihre Umsätze und Erträge in den vergangenen drei Jahren entwickelt?
van der Hooft: Trotz der Neuausrichtung haben wir unsere Umsatzerlöse relativ konstant gehalten, das EBITDA stark erhöht und die Rohertragsmarge verbessert. Während der Restrukturierung stieg unser Jahresergebnis von minus 67,6 Mio. EUR 2010 auf 3,7 Mio. EUR 2013.

BondGuide: Das Erotikgeschäft läuft immer mehr über Internet-Angebote. Wie sind Sie auf diesem Wachstumsfeld positioniert?
van der Hooft: Der Grund für die Restrukturierung des Unternehmens war eine Veränderung des Marktumfelds. Der Boom bei kostenlosem Online-Content hat das klassische Geschäft mit DVDs einbrechen lassen. Bei der Neuausrichtung haben wir uns auf das profitable Online-Geschäft fokussiert. Heute arbeiten wir mit einer Omni-Channel-Strategie, das heißt, wir bieten unseren Kunden einen einheitlichen Markenauftritt über drei verschiedene Vertriebswege – E-Commerce, Retail und Katalog. Wachstumstreiber ist dabei der E-Commerce. So stieg der Umsatzanteil des Online-Geschäfts am Versandhandel von 49% in 2010 auf rund 84% im Jahr 2013.

BondGuide: Wie ist momentan Ihre Eigenkapitalausstattung?
van der Hooft: Zum 31. Dezember 2013 hat die Beate Uhse AG eine Eigenkapitalquote von 33% ausgewiesen.

BondGuide: Und das Verhältnis der Nettoschulden zum operativen Gewinn?
van der Hooft: Das Verhältnis der Nettoschulden zum EBITDA beträgt aktuell 1,4. Auch nach der Anleiheemission rechnen wir mit einem Wert in der gleichen Größenordnung oder sogar etwas niedriger. Laut „Best Practice Guides für Unternehmensanleihen im Entry Standard“ der Deutsche Börse AG sollte die Kennzahl nicht über 5 liegen. Hier sind wir also sehr solide aufgestellt.

BondGuide: Welche Wachstumsziele wollen Sie in den nächsten Jahren erreichen?
van der Hooft: Für das aktuelle Geschäftsjahr rechnen wir mit einem Umsatz von 145 bis 150 Mio. EUR und einem EBIT von 5 Mio. bis 7 Mio. EUR. Wir wollen in den kommenden Jahren moderat, aber profitabel wachsen.

BondGuide: Wozu genau möchten Sie das frische Geld aus der Anleihe verwenden?
van der Hooft: Wir wollen etwa 50% dieser Finanzmittel für die Rückführung von Verbindlichkeiten verwenden, um so unsere Kapitalstruktur zu verbessern. Rund 40% des Emissionserlöses werden zur Finanzierung von Investitionen, Einkauf und Wachstum eingesetzt und fließen damit in das Working Capital. Mit den restlichen 10% wollen wir unser Brand Marketing verbessern.

BondGuide: Ihr Unternehmen wurde von Euler Hermes mit BB- bewertet. Fühlen sie sich mit dieser Einstufung gerecht behandelt?
van der Hooft: Mit Euler Hermes haben wir eine der anspruchsvollsten Agenturen mit dem Rating beauftragt. Damit wollen wir für unsere Anleihe-Zeichner die größtmögliche Transparenz und Sicherheit schaffen. Beim Rating hat man vor allem die momentane Situation des Unternehmens untersucht. Das zukünftige Wachstum, das auch die Anleiheerlöse möglich machen und sich positiv auf die Profitabilität auswirken wird, ging weniger stark in diese Bewertung ein.

BondGuide: Ist Ihre Anleihe mit Sicherheiten für die Anleger ausgestattet?
van der Hooft: Die Teilschuldverschreibungen sind nicht besichert, aber mit den üblichen Covenant-Vereinbarungen ausgestattet. Vor allem wegen unserer soliden Verschuldungskennzahlen halten wir eine Besicherung der Anleihe für nicht notwendig.

BondGuide: Gibt es besondere Schutzrechte?
van der Hooft: Die Anleihe ist mit Covenants ausgestattet wie Sonderkündigungsrechten der Gläubiger bei Ausschüttungen von mehr als 25% des Bilanzgewinns, bei einem Drittverzug von mehr als 2 Mio. EUR und bei einem Kontrollwechsel. Daneben gelten eine Negativverpflichtung und eine Pari-passu-Klausel.

BondGuide: Warum gehen Sie mit Ihrer Anleihe in den Entry Standard für Unternehmensanleihen der Frankfurter Börse?
van der Hooft: Der Entry Standard in Frankfurt/Main hat sich mittlerweile im Bereich Mittelstandsanleihen etabliert. Wir versprechen uns vom dortigen Listing vor allem einen liquiden Handel der Anleihe. Sie erfüllt zudem die Qualitätsanforderungen des „Best Practice Guides für Unternehmensanleihen im Entry Standard“ der Deutsche Börse AG und setzt damit in punkto Transparenz für die Anleger neue Maßstäbe.

BondGuide: Die Staatsanwaltschaft Kiel hat zwei ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende der Beate Uhse AG wegen Beihilfe zu schwerer Untreue in mehreren Fällen angeklagt. U.a. besteht der Verdacht, dass der Aktienkurs der Beate Uhse AG im Jahr 2006 manipuliert wurde. Könnten bei einer Verurteilung der Personen Haftungsansprüche gegen die Beate Uhse AG entstehen?
van der Hooft: Ganz klar Nein! Leider wird die Bekanntheit der Marke Beate Uhse in den Medien immer wieder genutzt, um Interesse für den Prozess um die Privatpersonen Orthmann, Eilts und Rotermund zu wecken. Mit sinnentstellenden Formulierungen wird versucht, einen Zusammenhang zwischen der Geschäftstätigkeit der Beate-Uhse-Gruppe und den angeklagten Handlungen der genannten Herren zu suggerieren. Tatsächlich sind die Tätigkeiten dieser Herren vollkommen losgelöst von den Geschäften der Beate-Uhse-Gruppe und sie nehmen auch keinerlei Einfluss auf das operative Geschäft. Die Beate Uhse AG kann nicht für Handlungen ihrer Aktionäre einstehen und wir distanzieren uns daher ausdrücklich von diesen Aktivitäten. Wir haben keine Informationen, die von Ihrem Kenntnisstand abweichen, erfahren Neuigkeiten bezüglich dieser Angelegenheit selber nur aus der Presse und pflegen keinen Kontakt zu den genannten Personen.

BondGuide: Herr van der Hooft, vielen Dank für das interessante Gespräch!

Das Interview führte Thomas Müncher.