Alfmeier: „Wir wollten eine dritte Finanzierungsform“

Alfmeier Markus Gebhardt
Alfmeier Präzision AG

Der Industriezuliefere Alfmeier hat schon einige Erfahrung mit diversifizierten Finanzierungsformen: Seit knapp zwanzig Jahren ist das Unternehmen Private-Equity-finanziert. Nun möchte der Hidden Champion mit einer Anleihe ein neues Finanzierungskapitel aufschlagen. CEO Markus Gebhardt erklärt die Gründe und Strategie.

BondGuide: Herr Gebhardt, Alfmeier gilt als einer der Hidden Champions in Deutschland, ein Familienunternehmen, das seinen Umsatz in den kommenden fünf Jahren um 50% steigern möchte. Was macht Sie stark?
Gebhardt: Wir sind ein international agierender Mechatronikkonzern, der Ventile, Pumpen und Steuergeräte herstellt. Zu unseren Kunden zählt insbesondere die Automobilindustrie, aber wir beliefern auch Kunden aus der Medizintechnik sowie der Telekommunikation. Im automobilen Bereich beispielsweise sorgen unsere Systeme für Sitzkomfort im Auto. Dazu gehören Massagesysteme, deren Steuerung  auf der sogenannten SMA-Technologie basiert. Allen unseren Anwendungen gemeinsam ist die Fluidtechnik, die man auch im Antriebsstrang von Fahrzeugen vom Tank bis zur Bremse findet. Unsere Steuertechnik bewegt Ventile, Pumpen und Aktuatoren sowie Steuergeräte.

BondGuide: Alfmeier ist Private-Equity-finanziert und nun begeben Sie eine Anleihe. Wie kam es dazu?
Gebhardt:In den 90er Jahren sind mein Bruder und ich in das Unternehmen eingestiegen und haben in einem Buyout die Mehrheit der Anteile übernommen. Damals waren die BayBG und zeitweise Bayern Kapital mit an Bord. 2012 haben wir dann eine Kapitalerhöhung vollzogen, bei der die BayBG ausgeschieden ist und die Afinum aus München hinzukam. Das war für uns ein wesentlicher Schritt, um die Basis für weiteres Wachstum zu legen. Der nächste Schritt ist nun die Anleihebegebung, die nun die Wachstumsfinanzierung langfristig komplettieren soll.

BondGuide: Wieso haben Sie sich hier für die Anleihe entschieden?
Gebhardt:Die Anleihe gibt uns am meisten Freiheitsgrade. Und wir wollten eine dritte Finanzierungsform. Eigenkapital- und Bankenfinanzierung werden auch in Zukunft weiterlaufen. Die Anleihe verschafft uns aber eine gewisse Unabhängigkeit von den Banken, da ca. 40% des Emissionserlöses zur Bedienung von Krediten genutzt werden sollen. Rund 40% sollen in Innovation und Wachstum fließen.

BondGuide: Aber wäre ein IPO nicht auch eine Option gewesen?
Gebhardt:Die Wachstumsfantasie ließe einen solchen Gedanken hochkommen. Wir denken jedoch, dass eine Anleihe zahlreiche Stärken hat. Man bekommt Publicity und sie ist ein solider Finanzierungsbaustein. In Deutschland herrscht noch immer Nachholbedarf, was die Finanzierung über die Börse angeht. Insofern leisten wir auch einen kleinen Beitrag zur Schaffung einer besseren Finanzierungskultur in einem Kapitalmarktsegment, das für uns zum jetzigen Zeitpunkt das richtige Segment ist.

BondGuide: Mit Ihrem Kupon von 7,5% liegen Sie ziemlich genau im Durchschnitt der auf dem Markt befindlichen Anleihen. Wie kam es zu der Höhe des Kupons?
Gebhardt: Wir haben uns natürlich eng mit unseren begleitenden Banken Steubing und IKB beraten und sind so auf die Parameter der Anleihe gekommen. So läuft die Anleihe die standardmäßigen fünf Jahre. Und so fiel auch die Wahl auf den Entry Standard – aus meiner Sicht der Börsenplatz, der sich in dem Segment am besten etabliert hat.

BondGuide: Herr Gebhardt, wir danken Ihnen für dieses aufschlussreiche Gespräch.

Das Interview führte Daniela Gebauer.

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