Zartes Pflänzchen Konjunktur

Positive Konjunkturdaten in der Eurozone sorgten in den letzten Tagen für steigende Zinsen. Sowohl der Einkaufsmanagerindex als auch der Ifo-Geschäftsklimaindex setzten positive Signale. Was bedeutet dies für die weitere Entwicklung?

Vergangenen Mittwoch sorgten die die Zahlen des Einkaufsmanagerindex für eine Überraschung. Sowohl für den Sektor Verarbeitung und Produktion als auch für den Dienstleistungssektor wurden die Erwartungen übertroffen. Insgesamt wurde die Wachstumsschwelle, die bei 50 Punkten liegt, mit einem Wert von 50,4 Punkten übertroffen.

Auch der IfO-Geschäftsklimaindex legte im Berichtsmonat Juli von zuvor 105,9 auf 106,2 Punkte zu. Vor allem wird die aktuelle Lage überraschend stark eingeschätzt.

Was zeigen uns diese Daten?

Die Eurozone ist besser als ihr Ruf. Strukturreformen kommen voran und werden in ein paar Jahren zu einem verbesserten Wachstumspfad bzw. einem stärkeren Potenzialwachstum führen. Begleitet wurde das schwierige Umfeld in der Eurozone im letzten Jahr von einer EZB, die bereit war, entschlossen zu handeln. Heute genau vor einem Jahr versprach EZB-Chef Mario Draghi „alles zu tun, was nötig ist, um den Euro zu bewahren.“ Allein diese Botschaft vermag, was alle Rettungspakete nicht vermochten: Die EZB erhielt das Vertrauen der Märkte. Die Renditen der Staatsanleihen aus den Peripherieländern haben sich normalisiert und der Euro stabilisiert. Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen: Respekt, Herr Draghi!

Steigen die Zinsen nun weiter an? Positive Konjunktursignale sprechen grundsätzlich dafür. Aber auf der anderen Seite hat Draghi auch gesagt, dass die kurzfristigen Zinsen in der Eurozone auf längere Zeit niedrig bleiben würden. Daher ist wahrscheinlich, dass es nur einen moderaten Zinsanstieg geben dürfte und die Zinsstrukturkurve noch ein wenig steiler wird. Die Konjunkturerholung in der Eurozone ist wie ein zartes Pflänzchen – es braucht noch Zeit und Pflege, bis sie richtig stabil wird.

Wolfgang Juds,
CREDO Vermögensmanagement GmbH