Warum nicht alles Gold ist, wenn Investoren zu Mittelstandsanleihen schweigen

Ralf Meinerzag, CIO, SGMF I, Steubing AG
Ralf Meinerzag

„Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ – schaut  man auf die jüngsten Emissionen am Markt für Mittelstandsanleihen, muss man das bekannte Sprichwort vermutlich umdrehen. Keine Mitteilungen über vorzeitig geschlossene Orderbücher, kein Gerede von mehrfacher Überzeichnung, keine in Aussicht gestellten kurzfristigen Aufstockungspläne  – stattdessen allenthalben Schweigen über die Platzierungsergebnisse.

Da die Börsenplatzbetreiber ihre Regularien sukzessive verschärft haben und spätestens „im Kleingedruckten“ die tatsächlich platzierten Volumina veröffentlicht werden müssen, wird schnell klar, dass das Schweigen nicht für vergoldete Emissionen steht, sondern die Zurückhaltung der Investoren symbolisiert: MBB Clean Energy 72 Mio. EUR (statt prospektierter 300 Mio.), Metalcorp. 9,3 Mio. EUR (statt 30 Mio.), Karlie 5,9 Mio. EUR (statt 30 Mio.), Deutsche Rohstoff AG 52,5 Mio. EUR (statt 100 Mio.), Rena 13 Mio. EUR (statt 40-50 Mio.) oder Euroboden 3,1 Mio. EUR (statt 15 Mio.)  – die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Die Gründe für das Schweigen sind sicherlich vielfältig: Mal konnten Zweifel am Geschäftsmodell nicht ausgeräumt oder die Verwendung des Emissionserlöses nicht schlüssig erklärt werden, zudem sind Investoren momentan bei manchen Branchen insgesamt skeptisch. Manchmal stellt sich schon im Vorfeld die Frage, ob die Zinskupons bedient und die Anleihe nach der Laufzeit zurückgezahlt werden können. Ich denke: Business as usual im Spiel zwischen Investoren und Emittenten. Und es gibt keinen Grund, den Markt für Mittelstandsanleihen zu verteufeln oder diese Form der Unternehmensfinanzierung nun grundsätzlich anzuzweifeln.

Ich bin mir sicher: Wenn nach der Sommerpause die nächsten Anleihen angekündigt werden und Emittenten dabei sind, deren Bilanz solide ist, deren Management über einen ordentlichen Track Record verfügt und deren Geschäftsmodell stabile Cashflows garantiert, werden Investoren wieder gerne an Bord sein. Und ich gehe noch weiter: Es müssen nicht immer Zinskupons jenseits der 7%-Marke sein. Ein solide finanzierter Mittelständler wird eine Anleihe auch bei unter 6% voll platzieren können.

In diesem Sinne: Bleiben Sie anspruchsvoll!

Ralf Meinerzag,
Steubing AG