Fünf Jahre nach der Lehman-Pleite – welche Lehre müssen Anleger daraus ziehen?

Am 15. September 2008 brach die amerikanische Investmentbank Lehman Brothers zusammen. War es richtig, dass die US-Regierung Lehman Brothers fallen gelassen hat? Welche Lehren müssen wir daraus ziehen?

Die Einschätzungen darüber gehen weit auseinander. Viele Experten und Politiker halten die Lehman-Pleite für einen schweren Fehler, wenn nicht gar für einen „Jahrhundertfehler“. Aber es gibt auch andere Stimmen: IfO-Chef Hans-Werner Sinn sieht den Jahrhundertfehler in der Deregulierung der Banken, nicht im Lehman-Konkurs. Es ist eine Frage des Blickwinkels und der Interessenlage wie diese Einschätzung letztlich ausfällt. Entscheidend für den Anleger ist, wie die Politik inzwischen mit Finanzkrisen umgeht und was dies für die Sicherheit der Ersparnisse bedeutet.

Aus meiner Sicht gibt es keine „sicheren“ Anlagen im klassischen Sinn mehr. Unter Sicherheit verstehe ich, dass das Kapital am Ende der Laufzeit wieder zurückgezahlt wird und nicht die Schwankungsintensität innerhalb der Laufzeit. Die Ratings eignen sich nur bedingt zur Beurteilung einer Kapitalanlage, da der Schwerpunkt auf der Auswertung von vergangenheitsbezogenen Daten wie den Bilanzen etc. liegt. Ein AAA-Rating war ebenso wenig hilfreich in der Beurteilung der Qualität von verbrieften US-Hypothekenbankanleihen wie ein gutes Rating für eine griechische Staatsanleihe noch vor wenigen Jahren.

Niemand kann sich künftig darauf verlassen, dass der Staat eingreift und letztlich für das  schlechte Management von Banken oder Staaten aufkommt. Die Neuordnung der Bankaufsicht in Europa unter dem Dach der EZB hat auch das Ziel, Banken in Schieflage notfalls sauber abzuwickeln zu können. Haften werden in diesen Fällen in erster Linie die Eigentümer und die Gläubiger – und nicht mehr der Staat.

Einen sauberen Schuldenschnitt von griechischen Staatsanleihen konnten sich viele Experten vorher auch nicht vorstellen – genauso wenig wie in Zypern, als im Frühjahr 2013 Sparer ihren Beitrag zur Bankenrettung leisten mussten. Spätestens jetzt ist es Zeit, das eigene Anlageverhalten kritisch zu hinterfragen. Der Zinssatz allein ist kein Kriterium für die Attraktivität einer Geldanlage. Vielmehr bedarf es einer geeigneten Risikoeinschätzung. Wie viel Renditeaufschlag bekomme ich für welches Risiko? Da es am Kapitalmarkt keine Geschenke gibt, ist der Zins auch immer Ausdruck dafür, wie der Markt den Preis für das übernommene Risiko einschätzt.

Das bietet für den Anleger gerade dann Chancen, wenn die Prämien sehr hoch sind. Derjenige Anleger, der sein Kapital real, d. h. in seiner Kaufkraft, erhalten möchte, darf nicht beim Sparbuch verharren, sollte aber auch nicht jedes Risiko eingehen. Der Grundsatz der Risikostreuung und der Einsatz des gesunden Menschenverstands sind die wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Geldanlage.

Wolfgang Juds, Inhaber der CREDO Vermögensmanagement GmbH