Carmignac Marktkommentar: Der Ausblick für Unternehmensanleihen

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Pierre Verlé, Carmignac

Wenn die Kerninflation in Europa schneller und nachhaltiger als von der Konsensmeinung erwartet anzieht, machen Befürchtungen des Marktes im Hinblick auf eine mögliche frühzeitige Einstellung der Anleihenkäufe der EZB erforderlich, eine vorsichtige Allokation in Unternehmensanleihen einzugehen. Von Pierre Verlé, Teamleiter Credit bei Carmignac.

Europäische Anleger waren nicht nur über zwei Jahre mit negativen Einlagenzinsen konfrontiert, sondern mussten sich auch mit einem immer kleineren Anleihenuniversum arrangieren, da die EZB ihre Bilanz in den letzten fünf Jahren wesentlich ausgeweitet hat. Die kleinere Zahl an Gelegenheiten zwang Anleger dazu, ein größeres Kreditrisiko bei längeren Laufzeiten einzugehen. Folglich wurden die Kreditmärkte sehr anfällig für einen geldpolitischen Kurswechsel der EZB.

Beginnend mit Investment-Grade-Unternehmensanleihen lässt sich eine kontinuierliche Verschlechterung der Bilanzqualität feststellen, sodass die Fremdfinanzierungsquoten fast den Zyklus-Höchststand erreicht haben. Schwache Margen, mangelnde Anlegerdisziplin, ein nach wie vor starker Fusions- und Übernahmezyklus und aktive Anleiheemittenten, die von niedrigen Zinsen profitieren wollen, waren allesamt Faktoren, die zur Beeinträchtigung europäischer Bilanzen beigetragen haben. Obwohl die Verschuldung im Bereich ihrer 10-Jahres-Höchststände liegt, befinden sich die Renditen aufgrund der eben erwähnten EZB-Intervention auf einem Allzeittief.

Dieser Markt ist sehr instabil und anfällig für einen starken Inflationsanstieg.

Im Segment der High-Yield-Anleihen ist das Bild ähnlich. Auch hier befinden sich die Fremdfinanzierungsquoten im Bereich des Zyklus-Höchststands und die Renditen auf einem Allzeittief. Darüber hinaus bieten diese niedrigen Renditen zum einen keinen absoluten Bewertungsschutz bei einer solch schlechten Bilanzqualität und zum anderen besteht auch anderswo in der Kapitalstruktur kein relativer Bewertungsschutz. Wie die Abbildung unten zeigt, rentiert der europäische High-Yield-Anleihenindex erstmals in der Geschichte weniger als der europäische Aktienindex (Dividendenrendite des Eurostoxx 50 Index).
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