Marktüberblick institutioneller Anleihen deutscher Non-Financial-Emittenten im 4. Quartal 2016

Uwe Nespethal (links) und Prof. Dr. Wolfgang Blättchen, Blättchen Financial Advisory

Im Segment der High-Yield Anleihen gab es im letzten Quartal drei Euro-Platzierungen. Zwei Emittenten (Lanxess, Grenke) platzierten einen Floater mit einem Volumen von 500 Mio. EUR und 20 Mio. EUR. Für High-Yield Anleihen ungewöhnlich: Beide Emissionen sind als extreme Langläufer ausgestaltet. Die Lanxess Anleihe hat eine Fristigkeit von 60 Jahren und die Grenke Anleihe sieht keine Laufzeitbeschränkung vor. Die dritte High-Yield-Emission stammt von der TUI AG, die im Oktober eine 300-Mio.-EUR-Anleihe mit einer Laufzeit von fünf Jahren und einer Emissionsrendite von 2,25% platzieren konnte.

Obwohl sich im High-Yield-Segment das Umfeld gegenüber dem Vorquartal kaum verändert hat (der mittlere Renditespread des iTraxx Crossover Index mit einer fünfjährigen Laufzeit beträgt im 4. Quartal 2016 3,25% und in Q3 3,23%), reduzierte sich das Emissionsvolumen gegenüber dem Vorquartal um 77%.

Im Gesamtjahr 2016 liegt die mittlere Emissionsrendite sämtlicher 50 Investmentgrade-Anleihen, die mit einem EURO-Kupon ausgestaltet waren, bei 0,93% (Median 0,91%). Die durchschnittliche Laufzeit dieser Emissionen beläuft sich auf 7,4 Jahre (Median 7 Jahre). Die acht High-Yield Emissionen mit einem EURO-Kupon mussten im letzten Jahr eine mittlere Emissionsrendite von 2,96% (Median 2,81%) bezahlen. Deren mittlere Laufzeit beträgt 6,6 Jahre bzw. 6 Jahre im Median. Angesichts eines durchschnittlichen iTraxx Crossover Spreads von 3,38% und einer mittleren Umlaufrendite einer 5-jährigen-Bundesanleihe von -0,410% für das Jahr 2016 konnten sich die Emittenten marktkonform finanzieren.

BMW und Daimler sind die führenden Emittenten
Im letzten Quartal traten 15 Emittenten am Bondmarkt auf. Die Automobilhersteller Daimler und BMW konnten ihre Marktdominanz mit einem Marktanteil von 54% wieder ausbauen, nachdem dieser im Quartal zuvor nur noch 14% betrug. Insgesamt emittierten beide Gesellschaften 20 Anleihen mit einem Volumen von 6,2 Mrd. EUR.

VW gelang es zum zweiten Mal, eine Rubel-Anleihe mit einem Volumen von umgerechnet 71 Mio. EUR zu platzieren. Eine Rückkehr an den institutionellen Bondmarkt ist VW damit im Ansatz noch nicht gelungen.

Bondreport Abbildung 3
Zu den größten Emittenten im 4. Quartal 2016 zählen neben Daimler und BMW: HeidelbergCement und Vonovia mit jeweils einer 1 Mrd. EUR Anleiheemission, Continental (600 Mio. EUR), Lanxess (500 Mio. EUR) sowie die Emittenten-Neulinge Uniper und Knorr-Bremse mit ebenfalls einer 500-Mio.-EUR-Platzierung. Das zuletzt genannte Unternehmen hatte vor 14 Jahre zum letzten Mal eine Anleihe begeben.

Im gesamten Jahr 2016 traten 30 Emittenten am Bondmarkt auf. 30,1 Mrd. EUR oder 42% des Gesamtmarktes wurden allein durch BMW und Daimler erzielt. Die Deutsche Telekom platzierte 11 Anleihen mit einem Volumen von 8,8 Mrd. EUR und steht damit an dritter Stelle der Top-Emittenten. Siemens (5,3 Mrd. EUR), Schaeffler (3,6 Mrd. EUR) und BASF (2,8 Mrd. EUR) mit jeweils sechs Anleiheemissionen nehmen die Folgeränge ein.