Portugal am Anleihemarkt unter Druck

LISSABON/FRANKFURT (dpa-AFX) – Regierungskrise und Zeitaufschub von der Geldgeber-Troika: Die Hiobsbotschaften aus Portugal reißen nicht ab. Anleger setzten Anleihen des Euro-Krisenlands am Freitag in großem Stil auf die Verkaufslisten – die Risikoaufschläge zogen massiv an. ‚Portugal muss stark an Vertrauen zurückgewinnen, damit es gelingt, Mitte 2014 wie geplant die Rückkehr an den Kapitalmarkt zu schaffen‘, sagte Ökonom Christian Schulz von der Berenberg Bank.

Bis zum Nachmittag stieg der Risikoaufschlag zehnjähriger portugiesischer Staatsanleihen gegenüber als sicher gehandelten deutschen Pendants um 0,7 Prozentpunkte auf 5,76 Punkte. Die Rendite kletterte zurück über die psychologisch wichtige Marke von sieben Prozent und lag zuletzt bei 7,3 Prozent.

Aufgrund der politischen Krise in Portugal haben die internationalen Geldgeber die nächste Prüfung des Euro-Krisenlandes verschoben. Wie das portugiesische Finanzministerium in der Nacht zum Freitag mitteilte, werden die Inspektoren der Troika von EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und Weltwährungsfonds (IWF) Ende August oder Anfang September in Lissabon erwartet.

Die Inspektion hatte eigentlich am kommenden Montag beginnen sollen. Die Regierung in Lissabon bat aufgrund der unklaren politischen Lage jedoch um eine Verschiebung. Die Troika gab nach Angaben des Finanzministeriums dem Gesuch statt. Eine Verschiebung war bereits erwartet worden, da die vorige Inspektion später als geplant abgeschlossen worden war.

Portugal hatte 2011 ein Hilfspaket von 78 Milliarden Euro erhalten. Lissabon musste sich im Gegenzug zu einem strengen Sparkurs verpflichten. In der vorigen Woche lösten die Rücktritte von Finanzminister Vítor Gaspar und Außenminister Paulo Portas eine schwere Regierungskrise aus. Staatspräsident Anibal Cavaco Silva trug der konservativ-liberalen Regierung von Ministerpräsident Pedro Passos Coelho auf, ein Bündnis mit den Sozialisten anzustreben./hbr/hk/bgf