Merkel besorgt wegen Debatte über Schuldenschnitt für Athen

BERLIN (dpa-AFX) – Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat vor Spekulationen über einen möglichen neuen Schuldenschnitt für den Euro-Partner Griechenland gewarnt. Ihr werde bei den Diskussionen darüber ‚fast ein bisschen sorgenvoll‘, sagte Merkel am Freitag in der Bundespressekonferenz in Berlin. ‚Ich sehe das nicht.‘

Bei einem solchen Schritt in der Eurozone wäre zu überlegen, ‚ob vielleicht noch jemand dann gerne einen Schuldenschnitt anstreben würde und nach welchen Kriterien man das macht‘. Dies könne ‚zu einer so massiven Verunsicherung aller Investoren in den Euroraum führen, dass alles, was wir die letzten Jahre gemacht haben, wieder infrage steht‘.

Die Kanzlerin sagte, beim ersten Schuldenerlass für Griechenland sei ’nicht ohne Bedacht‘ eine freiwillige Vereinbarung mit den privaten Gläubigern gewählt worden. Die Folgen eines diskutierten neuen Schuldenschnitts müssten weit über Griechenland hinaus gesehen werden.

Forderungen gegen Athen haben derzeit vor allem öffentliche Gläubiger. Beim Schuldenschnitt im Rahmen des zweiten Rettungspakets für Griechenland im März 2012 waren vor allem die privaten Gläubiger wie Banken oder Versicherungen herangezogen worden.

Merkel unterstrich, dass in Europa weitere Reformanstrengungen erforderlich seien. Staatliche Konjunkturprogramme seien ’nicht der einzige Weg, um Wachstum zu generieren‘. Zentral sei, dass Länder ihre Wettbewerbsfähigkeit verbesserten. Eine bedeutende Funktion werde die geplante Bankenaufsicht bei der Europäischen Zentralbank (EZB) einnehmen.

Merkel verwies darauf, dass 90 Prozent des weltweiten Wachstums außerhalb von Europa stattfänden. ‚Wir in Europa können nur erfolgreich sein, wenn wir uns an der Welt orientieren.‘ Oft verliere man den Aufholprozess von Ländern wie China und Indien aus dem Blick./sam/ax/DP/stk