Italien erhält trotz Regierungskrise problemlos frische Milliarden

ROM/FRANKFURT (dpa-AFX) – Italien hat trotz Regierungskrise einen schwierigen Auftritt am Anleihemarkt gemeistert. Die drittgrößte Euro-Volkswirtschaft erhält problemlos frisches Geld von Investoren, wie Angaben der Schuldenagentur in Rom vom Freitag zeigen. Die Märkte sind aber enttäuscht, da die Nachfrage nach den Staatstiteln zurückging und die Zinsen leicht anzogen.

Obwohl der Streit um die Zukunft von Ex-Premier Silvio Berlusconi droht, die Regierung zu sprengen, konnte Italien wie anvisiert sechs Milliarden Euro bei Anlegern leihen. Bei richtungsweisenden zehnjährigen Anleihen stiegen die Zinsen jedoch im Vergleich zur letzten Auktion Ende August von 4,46 auf 4,5 Prozent an. Zudem ging die Nachfrage zurück. Die Gebote hätten gereicht, um das 1,38-fache der Papiere zu verkaufen.

Um sich für fünf Jahre frische Mittel zu besorgen, musste Italien einen Zins von 3,38 Prozent bieten. Damit blieben die Kreditkosten exakt auf dem Niveau der letzten Versteigerung. Die Nachfrage stieg in diesem Laufzeitbereich an. Das Angebot war 1,43-fach überzeichnet.

Am Sekundärmarkt, wo bereits ausgegebene Staatsanleihen im freien Handel kursieren, wurden die Ergebnisse der Auktion schlecht aufgenommen. Die Risikoprämien für italienische Papiere zogen merklich an. Händler verwiesen auf das ohnehin schon relativ hohe Renditeniveau bei der vorangegangenen Auktion.

Italien hat den Anleihemarkt aber auch zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt angezapft: Die wacklige Regierung steht einmal mehr vor dem Aus. Abgeordnete der an der Koalition beteiligten Partei von Ex-Regierungschef Berlusconi drohen mit Massenrücktritt, weil ihre wegen Steuerbetrug rechtskräftig verurteilte Leitfigur aus dem Parlament ausgeschlossen werden könnte./hbr/jsl