Deutsche Anleihen: Verluste nach Draghi-Rede – Starke Reaktion in Krisenstaaten

FRANKFURT (dpa-AFX) – Am deutschen Anleihemarkt hat die Hoffnung der Anleger auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik in der Eurozone einen Dämpfer erhalten und die Kurse sind gesunken. In der Eurozone stiegen die Renditen von Staatsanleihen am Donnerstag auf breiter Front. Der Markt habe die Erwartungen an eine weitere Zinssenkung in den kommenden Monaten zurückgeschraubt, sagte ein Anleihen-Experte.

Am Nachmittag fiel der für den deutschen Anleihemarkt richtungsweisende Euro-Bund-Future um 0,23 Prozent auf 143,45 Punkte. Am heutigen Donnerstag wechselte der Terminkontrakt auf den nächsten Fälligkeitstermin im September. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe stieg im Gegenzug um drei Basispunkte auf 1,54 Prozent.

‚Sollten sich die jüngsten Anzeichen einer Stabilisierung der Wirtschaft des Euroraums in den kommenden Wochen und Monaten bestätigen, wovon wir derzeit ausgehen, könnte die Europäische Zentralbank (EZB) wohl auf zusätzliche stimulierende Maßnahmen verzichten‘, kommentierte Ökonom Heinrich Bayer von der Postbank die jüngsten Aussagen von Notenbankchef Mario Draghi. Der EZB-Präsident stellte den Finanzmärkten zwar weiter Billiggeld in Aussicht, konkrete Hilfe für die lahmende Wirtschaft wollte er aber vorerst nicht anbieten.

Wesentlich kräftiger fiel die Reaktion an den Anleihemärkten der Euro-Krisenstaaten auf die Draghi-Aussagen aus. Am stärksten stieg die Rendite bei zehnjährigen Anleihen aus Portugal mit 0,27 Prozentpunkte auf 5,98 Prozent. Bei Papieren aus Spanien mit gleicher Laufzeit stieg der Zinssatz im freien Handel um 21 Basispunkte auf 4,64 Prozent. Die entsprechenden Anleihen aus Italien legten um 19 Basispunkte zu auf 4,32 Prozent. Italienische und spanische Renditen erreichten damit den höchsten Stand seit etwa sechs Wochen./jkr/hbr