Deutsche Anleihen geraten tiefer ins Minus

FRANKFURT (dpa-AFX) – Deutsche Staatsanleihen haben am Dienstag weitere Kursverluste hinnehmen müssen. Im Fokus steht eine Anhörung zur Rechtmäßigkeit des europäischen Krisenmanagements vor dem Bundesverfassungsgericht. Nach starken Verlusten zu Wochenbeginn sank der für den deutschen Anleihemarkt richtungsweisende Euro-Bund-Future bis zum Mittag um weitere 0,44 Prozent auf 142,22 Punkte. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe kletterte auf 1,64 Prozent.

In Karlsruhe wird vor dem Bundesverfassungsgericht verhandelt, ob der Einsatz der Europäischen Zentralbank (EZB) und des Dauerhilfsfonds ESM im Kampf gegen die Euro-Schuldenkrise als legitim zu werten ist. Es geht vor allem um die Frage, ob die Notenbank mit ihrer Ankündigung, notfalls unbegrenzt Staatsanleihen von Krisenländern aufzukaufen, im Rahmen ihres Mandats handelte.

Gerichtspräsident Andreas Voßkuhle hat aber bereits angekündigt, nicht über Zweck und Sinn der europäischen Rettungspolitik zu entscheiden. ‚Das ist und bleibt allein Aufgabe der Politik‘, sagte Voßkuhle am Dienstag zu Beginn der Anhörung, bei der unter anderem Bundesbankchef Jens Weidmann und der deutsche EZB-Direktor Jörg Asmussen Argumente vortragen werden. Ein Urteil dürften die Richter erst im Herbst fällen.

Die Anleiherenditen im Euroraum waren am Montagabend nach einem Interview von Mario Draghi deutlich gestiegen. Der EZB-Präsident hatte dem ZDF gesagt, dass die Zinsen steigen würden, wenn wieder Vertrauen in die Erholung der Wirtschaft gefasst werde. Für Experten ein weiteres Zeichen dafür, dass die europäischen Währungshüter nicht noch weiter die Geldschleusen öffnet./hbr/bgf