Anleihemärkte: Renditeanstieg setzt sich auf breiter Front fort

FRANKFURT (dpa-AFX) – An den weltweiten Anleihemärkten setzt sich der Trend steigender Renditen fort. Auch zur Wochenmitte standen Staatsanleihen nahezu aller namhaften Industrieländer unter Druck. Im Gegenzug erhöhten sich die Renditen der Papiere. Einen wichtigen Grund für die seit Tagen anhaltende Entwicklung sehen Marktbeobachter in der Erwartung, dass die amerikanische Notenbank Fed ihren geldpolitischen Stimulus schon bald verringern könnte. Einige Notenbankexperten halten dies allerdings nicht für wahrscheinlich. Sie argumentieren über den nur zaghaften Aufschwung in den USA. Jüngste Aussagen von Fed-Chef Ben Bernanke seien mithin überinterpretiert worden, sagt beispielsweise US-Chefvolkswirt Harm Bandholz von der Unicredit.

Dennoch zeigt die Entwicklung an den Rentenmärkten, wie empfindlich Investoren schon auf den bloßen Hinweis auf eine weniger expansivere Geldpolitik reagieren. Seit vergangenem Mittwoch, als entsprechende Äußerungen Bernankes die Anleger verschreckt hatten, sind die Zinsen für amerikanische Staatsanleihen spürbar gestiegen. Die Rendite der als richtungsweisend geltenden zehnjährigen US-Anleihe hat sich seither um etwa 25 Basispunkte auf deutlich über zwei Prozent erhöht. Ende April hatte sie noch ein Jahrestief bei gut 1,6 Prozent erreicht.

Auch an anderen großen Anleihemärkten zeigt die Renditeentwicklung nach oben. So rentieren zehnjährige Bundesanleihen derzeit mit gut 1,5 Prozent und damit so hoch wie seit Mitte März nicht mehr. Die Rendite zehnjähriger Staatstitel Großbritanniens hat ebenfalls spürbar zugelegt und liegt mittlerweile wieder über zwei Prozent. In die gleiche Richtung zeigt der Trend in Euro-Krisenländern wie Spanien oder Italien, wobei die dortigen Renditen etwa doppelt so hoch liegen wie in stabileren Ländern.

Dass die um sich greifende Angst vor dem Entzug billigen Zentralbankgeldes ein wesentlicher Grund für die Stimmungseintrübung ist, zeigt auch die Entwicklung an den Börsen. Seit Mitte vergangener Woche ist der wochenlangen Aktienrally sichtlich die Puste ausgegangen, unter dem Strich haben die Aktienwerte seither bestenfalls stagniert. Als Sonderfall gilt unterdessen Japan, wo die Notenbank seit Tagen damit zu kämpfen hat, die volatilen Anleihe- und Aktienmärkte unter Kontrolle zu halten. Ansonsten droht der aggressive geldpolitische Kurs der Bank of Japan zu scheitern./bgf/hbr