Anleiheauktion: Spanien kommt günstiger an frisches Geld

MADRID/FRANKFURT (dpa-AFX) – Kurz vor dem EZB-Zinsentscheid kommt Spanien trotz Schwarzgeldaffäre um Regierungschef Mariano Rajoy und schwachen Konjunkturdaten günstiger an frisches Geld. Eine Auktion drei- und fünfjähriger Anleihen spülte am Donnerstag 3,22 Milliarden Euro in die Staatskasse. Das geht aus Angaben der Schuldenagentur in Madrid hervor. Das maximale Platzierungsziel von 3,0 Milliarden Euro konnte damit übertroffen werden.

Im Vergleich zu den letzten Versteigerungen sind auch die Kreditkosten gesunken: Um Spanien für drei Jahre Geld zu leihen, verlangten Investoren einen Zins von 2,64 Prozent nach 2,77 Prozent Mitte Juli. Bei den fünfjährigen Papieren gingen die Zinsen von 3,74 auf 3,56 Prozent zurück. Auch die Nachfrage blieb hoch und hätte ausgereicht, um das 3,32- beziehungsweise das 1,74-fache Volumen am Markt unterzubringen.

Analysten hatten einen reibungslosen Ablauf erwartet, da fast zeitgleich mit den Auktionen hohe Rückzahlungen aus anderen Staatsanleihen fällig wurden, die von Großinvestoren neu angelegt werden konnten. Dennoch hätte der Zeitpunkt günstiger sein können: Die Schwarzgeldaffäre um Regierungschef Rajoy kochte zuletzt wieder hoch, nachdem der ehemalige Kassenwart Luis Barcenas Anschuldigungen erhoben hatte.

Zudem verfehlte der an den Finanzmärkten stark beachtete Einkaufsmangerindex die Erwartungen am Morgen deutlich. Das vom Finanzdatenanbieter Markit ermittelte Stimmungsbarometer für das Verarbeitende Gewerbe rutschte wieder unter die Marke 50 Punkten und signalisiert damit eine schrumpfende Industrieproduktion.

Auf neue Unterstützung durch die Europäischen Zentralbank (EZB) kann Madrid vorerst nicht zählen. Die Notenbank wird am Nachmittag ihre geldpolitischen Entscheidungen bekanntgeben. Ökonomen rechnen nicht mit weiteren Lockerungen, von denen Euro-Krisenländer profitieren könnten. Die Währungshüter hatten bereits auf der letzten Sitzung Billiggeld auf absehbare Zeit versprochen hatten./hbr/jkr