„Mehr als 130 Mio. EUR in den letzten Monaten privat investiert“ – Thomas Olek, publity AG

BondGuide sprach anlässlich der anstehenden Folgeanleihe einmal mehr mit publity-CEO Thomas Olek – nicht nur über Corona, sondern auch Convertibles und Koreaner

BondGuide: Herr Olek, vielleicht kurz zum Aufwärmen das Angebot für die neue Anleihe kurz in eigenen Worten?
Olek: Es handelt sich um eine Unternehmensanleihe im Volumen von bis zu 100 Mio. EUR. Dabei garantiere ich als CEO und Großaktionär ein Mindestemissionsvolumen von 50 Mio. EUR. Die Laufzeit liegt wieder bei fünf Jahren und der fixe Zinssatz bei 5,5 % pro Jahr. Die Zeichnungsfrist läuft voraussichtlich bis zum 17. Juni. Zudem können die Inhaber unserer 3,5%-Wandelanleihe ihre Schuldverschreibungen bis zum 15. Juni in den neuen Bond tauschen und erhalten zusätzlich noch eine Sonderzahlung und natürlich die aufgelaufenen Stückzinsen in bar.

Die Verwendung des Emissionserlöses scheint ja klar.
Wir wollen einerseits unsere Wandelanleihe publity 2015/20 refinanzieren und darüber hinaus gehende Mittel für unser weiteres Wachstum verwenden. Von dem Wandler sind noch rund 46 Mio. EUR ausstehend. Durch meine Garantie eines Mindestvolumens der neuen Anleihe von 50 Mio. EUR ist die Ablösung der Wandelanleihe somit gesichert. Alles Weitere steht uns als zusätzlicher finanzieller Spielraum zur Verfügung. Wir können ja ein Volumen von bis zu 100 Mio. EUR ausschöpfen – eventuell auch schrittweise.

Sind Sie denn ein wenig überrascht, dass die Emission jetzt doch zeitnah über die Bühne gehen kann? Vor zwei Monaten sah das etwas anders aus.
Nein, eigentlich nicht. Unser Geschäft ruht auf zwei soliden Säulen, publity steht besser da denn je. Insofern habe ich auch keinerlei Bedenken, zu dieser Zeit mit einem Finanzprodukt den Markt zu adressieren. Die Konditionen sind attraktiv – darum starten wir jetzt die Zeichnungsfrist. Ferner ist wichtig, dass ich alten und neuen Partnern von publity einmal mehr zeige, dass wir ein verlässlicher Partner sind und das Thema Wandelanleihe zu einem guten Abschluss bringen.

Sie haben bekanntlich breite Schultern und sprangen zuletzt Ende 2018 ein bei einer Barkapitalerhöhung – als der Aktienkurs bei rund 10 EUR stand, aktuell 30 bis 40 EUR.
Was soll ich Ihnen sagen? Ich hatte Ihnen damals erläutert, warum der Aktienkurs meiner Einschätzung nach unangemessen niedrig war und die Wandelanleihe, seinerzeit bei rund 80 bis 85% ein hervorragendes Investment. Dass ich von den Perspektiven unseres Unternehmens überzeugt bin, habe ich ja auch durch umfangreiche Aktienkäufe an der Börse untermauert. Es sind in den letzten 18 Monaten ja nur wenige Handelstage vergangen, an denen ich nicht Aktien gekauft habe. Insgesamt habe ich auf diese Weise weit mehr als 130 Mio. EUR zu jeweiligen Marktpreisen investiert – und mittlerweile auch einen sehr erklecklichen Betrag in Wandelanleihen, die ich nun tauschen werde. Um unsere Aktionärsbasis zu verbreitern, möchte ich zeitnah einige Aktien bei strategischen Partnern platzieren, gleichzeitig selbst aber weiter zukaufen und mich als Aktionär und Vorstand weiter an das Unternehmen binden.

Ich leide zuweilen unter temporärem ADHS. Wie lautet unter dem Strich Ihre Erfahrung mit einer Wandelanleihe – summa summarum eine gute Idee oder doch zu aufwändig, wenn man den gesamten Hergang betrachtet?
An einer Wandelanleihe an sich ist nichts auszusetzen. Vor allem finde ich dieses Instrument interessant, um institutionelle Investoren anzusprechen. Dann ist allerdings auch ein größeres Volumen von beispielsweise 200 bis 300 Mio. EUR erforderlich. Mit der aktuellen Anleihe wollen wir ein geringeres Volumen einwerben, das unserem derzeitigen Finanzbedarf entspricht. Wir adressieren mit dieser Anleihe Privatanleger in Deutschland und Luxemburg sowie internationale institutionelle Investoren gleichermaßen.

Kupon 5,5% jetzt also bei der neuen Anleihe – etwas höher, als Sie noch Anfang des Jahres womöglich angestrebt hätten?

Nicht wirklich, zumal wir ja seit Jahresbeginn auch positive operative Fortschritte gemacht haben. Insofern passt der Kupon und wurde nicht angehoben. In unserer Säule, dem Asset Management für Dritte, läuft es bestens, mit 4 ½ Mrd. EUR an verwaltetem Volumen. Hinzu kommen in der zweiten Säule nochmal rund 1,1 Mrd. EUR Eigenbestand, den wir verwalten und in unserer Tochter PREOS gebündelt haben – auch das eine profitable Wachstumsstory.

Der Opernturm in Frankfurt

Der Opernturm in Frankfurt – seit 2018 neuer Firmensitz von publity

Spüren Sie denn gar keinen Corona-Einfluss?
Kaum. Natürlich, einige gewohnte Gesprächspartner sind im Homeoffice und schwieriger erreichbar. Der persönliche Kontakt fehlt seit einigen Wochen zu einem Großteil. Besichtigungen von Immobilien müssen deshalb oft verschoben werden. Umso größer ist der Vorteil, dass wir unsere Geschäftsprozesse bereits zuvor in einem hohen Maße digitalisiert haben. Mit unserer eigenen Datenbank, die rund 9.500 relevante Büroimmobilien in Deutschland umfasst, haben wir hier eine absolute Sonderstellung. Dieses Research Tool bietet uns Zugriff auf eine immense Informationsbasis. Daraus generieren wir Vorteile sowohl bei der Vermietung von Flächen als auch bei der Suche nach Käufern und Verkäufern für Objekte. Und die Nachfrage in dem Markt, in dem wir aktiv sind, mit dem Fokus auf Top-Immobilien in erstklassigen Lagen der Top-7-Städte Deutschlands ist auch in Corona-Zeiten groß. Deshalb schätzen wir dieses Segment als überdurchschnittlich preisstabil ein. Mit unserem 2-Säulen-Geschäftsmodell – stetige Einnahmen aus dem Asset Management für Kunden und aus unserem eigenen Portfolio – sind wir für unterschiedliche Marktphasen sehr gut und breit aufgestellt.

Kommen internationale Investoren denn wieder? Die Reisebeschränkungen werden ja wohl noch eine ganze Weile spürbar bleiben.
Langfristig werden alle wichtigen Investoren wiederkommen, davon bin ich überzeugt. Kurzfristig muss man nach den Herkunftsländern unterscheiden. Südkorea und andere asiatische Staaten sind ja vergleichbar gut durch die Pandemie gekommen – ähnlich Deutschland oder sogar noch besser. Und vor allem sind sie uns in der Entwicklung rund 4 bis 6 Wochen voraus. Ich rechne damit, dass Investoren aus diesen Regionen in absehbarer Zeit wieder ohne Quarantäneauflagen reisen dürfen. Bei Amerikanern und Briten wird das hingegen noch mehrere Monate dauern.

Thomas Olek, publity

Gerade Donnerstag kam eine Meldung, dass Sie Ihre mittelbare Beteiligung an der publity – im Closing-Fall – auf unter 50% reduzieren. Wie war der Hergang jetzt zu dieser Beteiligung ‚durch einen Großinvestor‘?
Es handelt sich um mehrere interessierte Investoren, mit denen wir in sehr konkreten und fortgeschrittenen Gesprächen sind. Diese Investoren können teilweise erheblichen Mehrwert für die Weiterentwicklung unseres Unternehmens liefern. Mit dem größten potentiellen Neuaktionär wurde eine Sperrfrist von mindestens zwei Jahren besprochen – verbunden mit der Zusage, dass auch meine eigenen Aktien für mindestens zwei Jahre einem Lockup unterliegen. Daneben gibt es noch eine Handvoll weiterer interessierter Investoren – auch mit 12 Monaten Haltefrist, die aber womöglich dem späteren Freefloat zugeordnet würden. Unser Ziel ist ja eine Erhöhung des Streubesitzes, das wäre für den geplanten Segmentwechsel in den Prime Standard im kommenden Jahr ohnehin wichtig.

Herr Olek, ganz herzlichen Dank für das detaillierte Update!

Interview: Falko Bozicevic