In Seenot: Rickmers Holding muss restrukturieren

Abstimmung ohne Versammlung nicht beschlussfähig / zweite Gläubigerversammlung am 1. Juni 2017
Foto @ Rickmers Holding AG

Bevor der Hamburger Schiffskonzern, Rickmers Holding, vollends finanziell auf Grund läuft, soll restrukturiert werden. Hierfür werden Sanierungsbeiträge von allen relevanten Stakeholdern erwartet, laut Rickmers insbesondere von Alleinaktionär Bertram R.C. Rickmers, finanzierenden Banken sowie von den Inhabern der ausstehenden 275 Mio. EUR schweren 8,875%-Unternehmensanleihe 2013/18.

Anstoß ist ein Term Sheet zur Restrukturierung wesentlicher Finanzverbindlichkeiten der Rickmers Gruppe, das noch unter dem Gremienvorbehalt der Gläubiger und unter der Bedingung einer avisierten Anleiherestrukturierung steht.

Rickmers Holding AG: Verständigung über die Eckpunkte der finanziellen Restrukturierung der Rickmers Gruppe, unter Gremienvorbehalt der Gläubiger und der Bedingung der Restrukturierung der Rickmers-AnleiheWesentliche Eckpunkte des Restrukturierungskonzepts sehen als Sanierungsbeitrag von Bertram R.C. Rickmers u.a. eine Bareinlage über 10 Mio. EUR, die Entlastung von einer Werftenverbindlichkeit von weiteren 10 Mio. USD, den Verzicht auf Markenlizenzgebühren bis inklusive Q1-2021 sowie die Einräumung einer „Back up“-Darlehensfazilität für etwaigen künftigen Liquiditätsbedarf von bis zu 10 Mio. EUR vor.

Darüber hinaus zeigt sich Bertram R. C. Rickmers für eine mögliche Investorenlösung offen: So soll er bereit sein, seinen Alleinanteil an der Rickmers Holding von 100% auf 24,9% zu reduzieren. Dadurch könnten neue Investoren an Bord gehen bzw. wesentliche Gläubiger (HSH, Bondholder etc.) im Wege des Sanierungskonzepts in Höhe von insgesamt bis zu 75,1% an Rickmers wirtschaftlich partizipieren.

Rickmers Holding AG: Verständigung über die Eckpunkte der finanziellen Restrukturierung der Rickmers Gruppe, unter Gremienvorbehalt der Gläubiger und der Bedingung der Restrukturierung der Rickmers-AnleiheFür die Inhaber der 275-Mio.-EUR-Unternehmensanleihe 2013/18 (WKN: A1TNA3) könnte dies schon einmal auf eine Umwandlung von Anleiheforderungen in Eigenkapital mittels Debt-Equity-Swap – ggf. verbunden mit einem Forderungsverzicht – hinweisen. Konkrete Details wurden allerdings noch nicht kommuniziert. Eine erste Anleihegläubigerversammlung dürfte jedoch in Kürze einberufen werden. Hier geht’s zur Rickmers-IR-Seite.

Zunächst ist vorgesehen, dass ein Luxemburger Finanzvehikel („LuxCo“) alle Verbindlichkeiten der Rickmers Holding inklusive der Anleihe übernimmt und somit auch neue Anleiheschuldnerin wird. Im Gegenzug wird die LuxCo durch Kapitalerhöhung einen Anteil von 75,1% an Rickmers erwerben. Die Aktien sollen später veräußert und der Erlös nach einem definierten Verteilungsschlüssel an HSH Nordbank, Anleihegläubiger und ggf. eine weitere Bank ausgekehrt werden.

Rickmers Holding AG: Verständigung über die Eckpunkte der finanziellen Restrukturierung der Rickmers Gruppe, unter Gremienvorbehalt der Gläubiger und der Bedingung der Restrukturierung der Rickmers-AnleiheMit weiteren Sanierungsbeiträgen u.a. in Form von Tilgungsstundungen, Freigabe von verpfändeten Geldern und Reduktion von Zinsmargen werden zudem verschiedene Bankengläubiger und eine Werft adressiert.

Derweil hat Rickmers die Begutachtung seiner eigenen Sanierungsfähigkeit im Sinne des IDW-Standards S6 beauftragt. Im nahezu finalen Entwurf werde Rickmers bei Umsetzung aller geplanten Restrukturierungsmaßnahmen die Sanierungsfähigkeit bescheinigt. Aber scheitert das Konzept, würde die Sanierung voraussichtlich nicht gelingen und die positive Fortführungsprognose ggf. entfallen, mahnt Rickmers.

Rickmers stürmische Seereise im BondGuide-Rückblick

Fotos @ Rickmers Holding AG

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